Von Düster-Rock bis Ballermann: Wer fährt für Deutschland zum ESC?

Hat die deutsche Durststrecke beim Eurovision Song Contest ein Ende? Wieder einmal wird nun der Act gesucht, der Deutschland würdig beim diesmal in Großbritannien stattfindenden ESC vertreten soll.

Vergangenes Jahr versandeten die großen Hoffnungen abermals: Deutschlands ESC-Vertreter Malik Harris und sein melancholischer Hit "Rockstars" gingen unter in Turin, am Ende stand der ernüchternde letzte Platz. Ein weiterer Eintrag in der langen Liste deutscher ESC-Enttäuschungen, aber dieses Jahr soll mal wieder alles besser werden: Neun Acts, die unterschiedlicher kaum sein könnten, präsentieren sich beim Vorentscheid "Eurovision Song Contest 2023: Unser Lied für Liverpool". Der respektive die Sieger werden Deutschland bei der größten Musikshow der Welt am 13. Mai in Liverpool vertreten. Da im Land des letzten Siegers Ukraine (Kalush Orchestra mit "Stefania") nach wie vor Krieg herrscht, war eine Ausrichtung dort undenkbar - die britische Hafenstadt bot sich als Ausrichter an.

Das Erste zeigt den Vorentscheid aus den Kölner MMC-Studios Freitag, 3. März, live, zur ungewöhnlichen Sendezeit ab 22.20 Uhr. Als Moderatorin ist die ESC-erfahrene Barbara Schöneberger im Einsatz. Wer bereits das Warm-up der Künstlerinnen und Künstler ab 21.20 Uhr sehen will, wird auf eurovision.de sowie in der ARD-Mediathek fündig, wo die Musikshow ebenfalls übertragen wird. Einen Blick hinter die Kulissen versprechen zudem Backstage-Videos, die auf der Plattform TikTok zu sehen sein werden.

"Lied mit gutem Text"

Doch wer kommt für einen international überzeugenden Auftritt in der Heimat der Beatles infrage? Offenbar fühlten sich zahlreiche Musikerinnen und Musiker dazu berufen, Deutschland in Liverpool zu vertreten. Ursprünglich wurden 548 gültige Bewerbungen auf eurovision.de sowie unmittelbar bei der NDR ESC-Redaktion eingereicht.

Acht von neun Acts galten als gesetzt, ausgewählt wurden sie von der ESC-Redaktion sowie einem beratenden Team aus nationalen sowie internationalen Musikexperten. Die Entscheidung fiel unter anderem auf Will Church ("Hold On"), Folk-Pop-Künstlerin Patty Gurdy ("Melodies Of Hope"), TRONG ("Dare To Be Different"), den Emo-Punkrockern Lonely Spring ("Misfit") und der extravaganten Pop-Sängerin Anica Russo ("Once Upon A Dream"). Des Weiteren wurden die düsteren Rocker Lord Of The Lost ("Blood & Glitter"), Popband Frida Gold ("Alle Frauen in mir sind müde") sowie Singer-Songwriter René Miller ("Concrete Heart") zum Vorentscheid geladen.

Aber ein Platz im Vorentscheid war noch frei und wurde per Abstimmung vergeben. Mehr als 900 Videos - teils reichten Acts ihre Bewerbungen auf beiden Plattformen ein - gingen auf TikTok unter dem Hashtag #Unser Lied für Liverpool online. Sechs potenzielle Vertreter standen schließlich zur Auswahl. Das letzte Ticket ergatterte Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold mit seinem gewohnt selbstironischen "Lied mit gutem Text".

Votingsystem ähnelt dem ESC

Und wie fällt am 3. März die Entscheidung über den deutschen ESC-Teilnehmer? Das Votingsystem ist mit dem ESC-Finale durchaus vergleichbar: Internationale Jurys und das Televoting des deutschen Publikums fließen jeweils zu 50 Prozent in die Endabrechnung mit ein. Insgesamt vergeben acht Jurys aus acht verschiedenen Ländern ihre Punkte. Die gleiche Punktanzahl wird im prozentualen Verhältnis des deutschen Televotings - bestehend auf einem Online-Voting im Vorfeld, Anrufen und SMS - auf die neun Songs verteilt.

VIDEO: "Unser Lied für Liverpool": Deutscher ESC-Vorentscheid läuft im März