Darum war Wolfgang Schäuble bei der Bambi-Verleihung so emotional

Wolfgang Schäuble wurde mit dem Millennium-Bambi ausgezeichnet.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist gestern Abend in Berlin mit dem Millennium-Bambi ausgezeichnet worden, der wohl wichtigsten Ehrung des Abends. Der dienstälteste Abgeordnete im Bundestag erhielt den Preis für seine herausragenden politischen Leistungen – insbesondere für seine Verdienste um die Deutsche Einheit und die EU. Er habe "ein neues Land erschaffen", heißt es im Einspieler über Wolfgang Schäuble.

Als Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, in seiner Laudatio über seinen langjährigen Freund sprach, sorgte dieser für fröhliche, aber auch emotionale Momente. "Wagen Sie nie, während einer Sportveranstaltung neben Wolfgang Schäuble zu sitzen, ohne die Spielergebnisse der letzten 30 Jahre zu kennen", scherzte Bach.

Teil von Schäubles politischem Lebenswerk ist aber auch das Attentat auf den Minister, der seitdem im Rollstuhl sitzt. Bereits fünf Monate nach der Attacke zog er damals wieder die politischen Strippen. Als Laudator Bach diesen Schicksalsschlag thematisierte, schloss Schäuble plötzlich die Augen und es schien, als würde sich diese schreckliche Erinnerung noch einmal vor seinem inneren Auge abspielen. So emotional sieht man Wolfgang Schäuble selten, aber das Publikum hatte offenbar ein Gespür für die Situation und bedachte ihn mit stehenden Ovationen.

"Mich bewegt an diesem Abend, dass wir dieses Fest an diesem Platz hier feiern können", so der 73-Jährige. Vor 25 Jahren hätte hier, außer einer Mauer, nichts gestanden. "Wir sind ein tolles Land geworden und wir haben wahnsinnig viel erreicht." Gleichzeitig gab er sich auch als Mahner: "Wir sollten bedenken, dass, wenn es uns gut geht, es auch wieder anders kommen kann. Wir sollten das Maß nie verlieren."

Direkt thematisierte Schäuble die Flüchtlingsdebatte allerdings nicht. Vielleicht auch, weil er mit seinen Aussagen zuvor heftig in die Kritik geraten war. "Lawinen kann man auslösen, wenn irgendein etwas unvorsichtiger Skifahrer an den Hang geht und ein bisschen Schnee bewegt", hatte er die Krise bildlich beschrieben. "Menschen in Not sind keine Naturkatastrophe", zeigte sich unter anderem Bundesjustizminister Heiko Maas erbost über die Wortwahl.

Was viele Gäste von Schäuble erwarteten, übernahmen daher andere für ihn und sprachen in ihren Reden die Flüchtlingskrise direkt an. "Die Menschen, die jeden Tag helfen, das ist Deutschland. Und nicht die Spinner am rechten Rand", fand Vizekanzler Sigmar Gabriel, und Dieter Hallervorden lobte: "Merkels Willkommensgeste gegenüber den Flüchtlingen erfüllt mich mit Stolz auf unser Land."