David Bowie und ich: Chiwetel Ejiofor über die Serie "The Man Who Fell To Earth"

Chiwetel Eijofor, Oscar-nominiert als Hauptdarsteller für das Sklavendrama "12 Years A Slave", spielt in der Serien-Adaption des alten David Bowie-Films "The Man Who Fell To Earth" einen Außerirdischen, der in friedlicher Absicht auf die Erde kommt. (Bild: Getty Images)
Chiwetel Eijofor, Oscar-nominiert als Hauptdarsteller für das Sklavendrama "12 Years A Slave", spielt in der Serien-Adaption des alten David Bowie-Films "The Man Who Fell To Earth" einen Außerirdischen, der in friedlicher Absicht auf die Erde kommt. (Bild: Getty Images)

Nicolas Roegs "The Man Who Fell To Earth" von 1976 gilt als einer der einflussreichsten Science Fiction-Filme der Geschichte. Vor allem wegen David Bowies Performance als Alien, der auf der Erde unter die Räder kommt. Chiwetel Ejiofor ("12 Years A Slave") spielt ihn nun in der Serienversion.

"The Man Who Fell To Earth" von 1976 gilt als einer der großen Science Fiction-Kultfilme der Geschichte und David Bowies "Performance" als trauriger Alien darin als unerreicht. Dennoch versucht die zehnteilige Streaming-Serie "The Man Who Fell To Earth" (ab Dienstag, 14. Dezember, zwei Episoden pro Woche, Paramount+) nun eine Neuauflage jenes klugen Stoffes, in dem ein freundlicher Alien auf die Erde kommt, um seine sterbende Welt zu retten, dabei jedoch aufgrund seiner "Vermenschlichung" unter die Räder kommt. Der britische Schauspieler Chiwetel Ejiofor, Oscar-nominiert als Hauptdarsteller für "12 Years A Slave", übernahm die Hauptrolle der Serie. Im Londoner Gespräch erzählte er, warum David Bowie in der Rolle so gut war und was diese Geschichte aus den 70-ern mit unserer heutigen Zeit zu tun hat.

teleschau: Wie ist die Serie "The Man Who Fell To Earth" mit dem alten David Bowie-Kultfilm verbunden?

Chiwetel Ejiofor: Sie ist eigentlich eine Fortsetzung. Wir steigen etwas mehr als 40 Jahre später wieder in die Handlung ein. Faraday, meine Figur, erreicht ebenfalls die Erde vom Planeten Anthea, von dem auch David Bowies Figur kam. Auch Faraday kommt mit dem Ziel, seinen Planeten retten - wie sein Vorgänger. Für seinen Plan braucht er allerdings die Hilfe einer brillanten Erden-Wissenschaftlerin, die von Naomie Harris gespielt wird. Aber auch Thomas Jerome Newton, die Figur David Bowies, wird in der Serie wiederbelebt - und von Bill Nighy gespielt.

teleschau: Ihr Außerirdischer erlebt die Erde als Immigrant. Erzählt die Serie auch etwas über Menschen, die sich in einer neuen, fremden Heimat zurechtfinden müssen?

Ejiofor: Ich finde, die Serie thematisiert das Gefühl der Migration sehr deutlich, weshalb es für mich auch eine sehr persönliche Geschichte ist. Meine Eltern sind in den 70-ern von Nigeria ins Vereinigte Königreich ausgewandert. Was mir dabei immer wieder auffällt: Wenn heute von Flucht oder Migration geredet wird, hat das fast immer einen negativen Touch. Das war damals anders, auf jeden Fall noch zur Zeit meiner Eltern in den 70er- und 80er-Jahren. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Bedeutung des Begriffes Migration innerhalb dieser kurzen Zeit verändert hat.

Der britische Schauspieler Chiwetel Ejiofor wandelt in der Serienadaption des Kultfilms "The Man Who Fell To Earth" auf den Spuren seines Landsmannes David Bowie: Er ist ein Alien namens Faraday, der unerkannt auf der Erde wandelt - und dort mit seiner "Vermenschlichung" zu kämpfen hat.

 (Bild: Paramount+)
Der britische Schauspieler Chiwetel Ejiofor wandelt in der Serienadaption des Kultfilms "The Man Who Fell To Earth" auf den Spuren seines Landsmannes David Bowie: Er ist ein Alien namens Faraday, der unerkannt auf der Erde wandelt - und dort mit seiner "Vermenschlichung" zu kämpfen hat. (Bild: Paramount+)

"Das ist es, was uns die Aliens beibringen"

teleschau: Blickt die Serie nicht eher positiv auf die Idee der Migration?

Ejiofor: Ja, das tut sie, und genau das hat mich daran interessiert. Dass man nicht immer nur darüber nachdenkt, was einem die Fremden, die kommen, wegnehmen. Sondern eben auch darüber, was sie einem an Gutem bringen könnten. Nicht nur in Bezug auf Arbeitskraft und Wissen, sondern auch kulturell. Fremde ermöglichen es, dass wir unsere Lebensart mit jener der Fremden vergleichen. Damit haben wir die Chance, viele wichtige Dinge über uns selbst zu lernen.

teleschau: Die Serie erzählt wie der Film von einem Alien, der von einem sterbenden Planeten zur Erde kommt. Ist dieser sterbende Planet knapp 47 Jahre nach dem David Bowie-Film vielleicht sogar die Erde selbst?

Ejiofor: Ja, ich denke, das ist ein Aspekt, der in der Serie eine Rolle spielt. Eigentlich transportieren wir - wie gesagt - eine sehr positive Sichtweise: Die Erde will uns Menschen eigentlich gut versorgen. Wenn wir ihr zuhören oder auch unserer Menschlichkeit, können wir in Frieden und Einklang mit ihr Leben. Das ist es, was uns die Aliens beibringen. Jemand, der von einer Welt kommt, in der die Koexistenz mit dem eigenen Planeten allerdings gescheitert ist, sollte uns wiederum eine deutliche Warnung sein.

teleschau: Sie sind 1977 geboren, ein Jahr nachdem "The Man Who Fell To Earth" im Kino lief. Wann haben Sie den Film zum ersten Mal gesehen - und was hielten sie davon?

Ejiofor: Ich war beim ersten Mal Teenager und absolut fasziniert von dem Film. Ich fand ihn aber auch reichlich seltsam. Wahrscheinlich war ich noch zu jung für das, was ich sah. Als Erwachsener habe ich ihn dann noch einmal gesehen und liebte den Film von da an sehr. Was ich aber noch vom ersten Sehen erinnere, ist das Gefühl, David Bowie in dieser Rolle zu sehen. Sein Spiel ist eine der "ikonischen" Leistungen der Kinogeschichte. Sein Charisma als Performer war unglaublich.

David Bowie hatte es schon länger mit dem Weltraum, ehe er 1976 seine erste Hauptrolle im Science-Fiction-Film "The Man Who Fell To Earth" spielte. Natürlich: einen Alien. Hier sieht man ihn drei Jahre zuvor als "Ziggy Stardust" auf Bühne.  (Bild: 2003 Getty Images/Hulton Archive)
David Bowie hatte es schon länger mit dem Weltraum, ehe er 1976 seine erste Hauptrolle im Science-Fiction-Film "The Man Who Fell To Earth" spielte. Natürlich: einen Alien. Hier sieht man ihn drei Jahre zuvor als "Ziggy Stardust" auf Bühne. (Bild: 2003 Getty Images/Hulton Archive)

"Der Film ist eben auch ein Produkt der 70er-Jahre"

teleschau: Haben Sie denn auch mitgelitten mit diesem Außerirdischen, der in der Welt der Menschen unter die Räder kommt?

Ejiofor: Ja. Dieses Gefühl herzustellen, ist eine der großen Leistungen der Buchvorlage, des Films und hoffentlich auch unserer Serie: David Bowie hat uns im Film als Außerirdischer an unsere Menschlichkeit erinnert, obwohl die Menschen ihm eigentlich sehr inhuman begegnen. Das ist sehr berührend. Nicolas Roegs Film war zudem wunderbar fotografiert und hat einige der schönsten Bilder eingefangen, die wir über das Fremde und Fremdfühlen im Kino gesehen haben.

teleschau: Roeg hatte als Filmemacher eine sehr künstlerische, bisweilen psychedelische Art, Filme zu fotografieren und zu erzählen. Gibt es Elemente dieser verrückten 70er-Ästhetik in der Serie?

Ejiofor: Ich denke, es gibt Element davon. Die Serie ist sicher keine Imitation der besonderen Ästhetik dieses ikonischen Science Fiction-Films. Das würde nicht funktionieren, denn der Film ist eben auch ein Produkt der 70er-Jahre - und die liegen eben schon eine Weile zurück. Auch was die Art und Weise betrifft, Filme oder eben Serien zu erzählen.

Faraday (Chiwetel Ejiofor, dritter von links) zeigt den Menschen, wo der technologische Hammer hängt. (Bild: Paramount+)
Faraday (Chiwetel Ejiofor, dritter von links) zeigt den Menschen, wo der technologische Hammer hängt. (Bild: Paramount+)