"Der Deutsche ist ein Event-Gucker": Matthias Killing freut sich auf die Eishockey-WM

"Es ist die pure Vorfreude": Matthias Killing (44), hier an der Rennstrecke, hat die optimale Einstellung zu seinem Engagement bei der Eishockey-WM in Tschechien. (Bild: ProSieben / Jan Saurer)
"Es ist die pure Vorfreude": Matthias Killing (44), hier an der Rennstrecke, hat die optimale Einstellung zu seinem Engagement bei der Eishockey-WM in Tschechien. (Bild: ProSieben / Jan Saurer)

"Wenn ich an Schalke denke ..." - Wer wissen will, wie "ran"-Moderator Matthias Killing (44) diesen Satz vervollständigt, sollte das folgende Interview lesen. Aber eigentlich geht es in dem Gespräch um die bevorstehende Eishockey-WM, live auf ProSieben, und seinen Job als Deutschlands wohl vielseitigster Moderator.

Der Mann hat seine Berufung gefunden, keine Frage: Seit fast 25 Jahren ist Matthias Killing als Moderator tätig, seit über 20 Jahren geht er dieser Beschäftigung beim Fernsehen nach. Der Kern seiner Arbeit, so bilanziert er nun im Inteview, sei immer der gleiche geblieben: "Nimm den Zuschauer an die Hand, und gib ihm das Bestmögliche, was du kannst!" Er sähe sich "seit 25 Jahren als Anwalt des Zuschauers", versichert der Hagener: "Ich stelle mir immer meine Schwester daheim auf der Couch vor, wie sie das gerade guckt." Nun ist der aus dem SAT.1-"Frühstücksfernsehen" und von unzähligen Sport- und TV-Events bekannte 44-Jährige beim ersten sportlichen Großereignis dieses an Highlights nicht armen Sommers gefordert: Killing ist mit seinem "ran"-Team bei der Eishockey-WM in Tschechien vor Ort: ProSieben, ProSieben MAXX, ran.de und JOYN zeigen 30 Spiele live. Gleich am ersten Tag treten die Cracks von Bundestrainer Harold Kreis, immerhin als Vize-Weltmeister, gegen die Slowakei an (Freitag, 10. Mai, 15.45 Uhr, auf ProSieben). Der glühende Schalke Fan spricht im Interview über die Herausforderungen einer Medienwelt im Wandel und über eine Sportart, die hierzulande vor dem ganz großen Durchbruch stehen könnte.

teleschau: Herr Killing, fangen wir mit dem Schlimmen an ...

Matthias Killing: Oh, mit Schalke?

teleschau: Ist Ihre legendäre Fan-Kaffeetasse aus dem "SAT.1-Frühstücksfernsehen" nun halb voll oder halb leer?

Killing: Also, bei mir ist das Glas immer halb voll. Nur, wenn ich an Schalke denke, muss ich sagen, dass ich oft auch Bauchschmerzen habe. Es sind keine einfachen Zeiten für uns. Zwei Abstiege in drei Jahren, und das, was jetzt ist, es so tut so richtig weh. Natürlich denkt man viel darüber nach, was nun wird und wie es so weit kommen konnte. Wären wir in der Wirtschaft, wäre Schalke das beste Beispiel für einen kapitalen Blitzabsturz. Exodus. Im Fußball ist hingegen immer noch die überraschende Wende zum Guten möglich.

teleschau: Oder der Abstieg aus der Zweiten Liga ...

Killing: Ich weigere mich, daran zu denken. Und wenn, dann nur mit einer Portion schwarzem Humor. Also: Ich bin wahnsinnig froh, dass ich Magenta-TV-Kunde bin und somit im Falle eines Falles auch im kommenden Jahr alle Schalke-Spiele live sehen kann. Es ist meine volle Überzeugung, dass wir auch in der Dritten Liga immer volles Haus hätten - gegen den SC Verl vor 62.000, das hätte doch auch was. Ansonsten gilt: Einmal Schalke, immer Schalke - wenn's sein muss auch in der dritten oder vierten Liga. Überhaupt: "Liebe kennt keine Liga!" - Eine Lektion, die ich gerade meinem achtjährigen Sohn beibringe - natürlich auch ein Blauer. Und er versteht das schon sehr gut. Er kennt alle Stärken und Schwächen aller Schalker Spieler.

teleschau: Für den Fall der Fälle: Die Relegation findet am Donnerstag Freitag, 24. Mai, statt ...

Killing: Und wir sind mit "ran" auf SAT.1 live dabei - und ich kann nur beten, dass Schalke dann nicht dabei ist. Moderieren muss ich dort aber auf keinen Fall, denn ich bin in Tschechien. Es werden in jedem Fall verrückte Wochen.

teleschau: Die für Sie Anfang Mai losgehen: Am Freitag, 10. Mai, beginnt die Eishockey-WM - auf ProSieben, ProSieben MAXX, ran.de und JOYN werden 30 Spiele des zweiwöchigen Turniers live gezeigt. Ein massives Programm - auch für Sie als Moderator und Teil des Teams vor Ort in Tschechien!

Killing: Oh ja. Ich habe noch nie ein Event in dieser Größenordnung als Moderator begleitet, nicht mit dieser Dichte an Spielen.

Team mit viel Spaß: Basti Schwele (links), Christoph "Icke" Dommisch (zweiter von links), Rick Goldmann und Matthias Killing (rechts) kommentieren und begleiten für ProSieben und ProSieben MAXX die Eishockey-WM in Tschechien. Bis zu 29 Spiele - darunter alle deutschen - will man im Free-TV zeigen. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)
Team mit viel Spaß: Basti Schwele (links), Christoph "Icke" Dommisch (zweiter von links), Rick Goldmann und Matthias Killing (rechts) kommentieren und begleiten für ProSieben und ProSieben MAXX die Eishockey-WM in Tschechien. Bis zu 29 Spiele - darunter alle deutschen - will man im Free-TV zeigen. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)

"Top-Acht ist realistisch"

teleschau: Sind Sie etwa nervös?

Killing: Ach wo. Es ist die pure Vorfreude, wir haben beim Sender ein tolles Team, mit "Icke" Dommisch arbeite ich, seit er als Praktikant zu uns kam. Das wird wie eine Klassenfahrt. Ein Traum ist es natürlich auch, weil ich riesengroßer Eishockey-Fan bin. Wussten Sie, dass ich meinen ersten Fernsehjob 2001 beim DSF hatte? - Damals war ich als Praktikant mit der DEL und der NHL betraut und vor allem mit der WM im eigenen Land, da durfte ich ganz nah dran sein an diesem faszinierenden Sport. Jetzt schließt sich also ein Kreis, wenn man so will. Ich habe das Geschehen über all die Jahre immer mitverfolgt und bin im Thema, würde ich sagen. Sportlich sieht es für das deutsche Team ja wirklich gut aus.

teleschau: Die Mannschaft von Harold Kreis kommt als Vizeweltmeister nach Tschechien ...

Killing: Und sie gehört für mich auf jeden Fall zum erweiterten Favoritenkreis. Top-Acht ist realistisch, und wenn man bedenkt, welche Qualität mit den prominenten NHL-Legionären wie Tim Stützle, Lukas Reichel oder John-Jason Peterka wahrscheinlich noch hinzukommen wird, könnte durchaus noch mehr gehen. Für den Finaleinzug muss allerdings alles zusammenpassen. Das Schöne an dieser Ära im Eishockey ist, dass die Weltspitze richtig eng zusammengerückt ist - und das deutsche Team gehört dazu. Die Kanadier, die Schweden, die Amerikaner, je nachdem, welche Stars sie mitbringen ... Alle sind stark wie eh und je. Aber es kann alles passieren.

Begeisterung für das deutsche Eishockey-Nationalteam? Basti Schwele (links) Matthias Killing (zweiter von links) Christoph "Icke" Dommisch und Rick Goldmann (rechts) betreuen das Turnier journalistisch für "ran Eishockey live" bei ProSieben und ProSieben MAXX. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)
Begeisterung für das deutsche Eishockey-Nationalteam? Basti Schwele (links) Matthias Killing (zweiter von links) Christoph "Icke" Dommisch und Rick Goldmann (rechts) betreuen das Turnier journalistisch für "ran Eishockey live" bei ProSieben und ProSieben MAXX. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)

"Maximale Nähe zum Sport"

teleschau: Wie wollen Sie beim Sender die Übertragungen angehen?

Killing: Die Zuschauer dürfen sich auf maximalen Spaß freuen, auf maximale Nähe zum Sport und zu den Cracks. Wir haben uns vorgenommen, besonders nah an der Mannschaft dran zu sein. Wir wohnen in Ostrawa im gleichen Hotel wie das Team. Und wir haben ein gemeinsames Ziel: die Eishockey-Begeisterung in Deutschland noch mehr zu entfachen. Darum geht es. Alles, was wir tun, geschieht im Sinne des Zuschauers.

teleschau: Ist es im Eishockey noch leichter, an die Stars heranzukommen, als etwa im Fußball?

Killing: Auf jeden Fall. Das ist alles noch ein bisschen nahbarer, nicht so komplett durchprofessionalisiert. Sympathisch und vergleichsweise entspannt.

teleschau: Obwohl die Spieler so ein gewaltiges Pensum haben ...

Killing: Davor ziehe ich meinen Hut. Jeden Tag oder alle zwei Tage ein Spiel wie jetzt bei der WM - das ist nichts Außergewöhnliches. Und für die NHL-Cracks kommen noch die vielen Reisen dazu: Die spielen Dienstag in Ottawa und am Mittwoch in New York - so what?!

"Das Fell ist dicker geworden", sagt Matthias Killing über seinen Job: "In meinen Anfängen gab es alle paar Tage mal eine nette Postkarte, heute kommen die Kommentare im Minutentakt. Du brauchst einen gewissen Abstand zu diesen Dingen - sonst geht es in diesem Job nicht, das hält keiner aus." (Bild: ProSieben / Jan Saurer)
"Das Fell ist dicker geworden", sagt Matthias Killing über seinen Job: "In meinen Anfängen gab es alle paar Tage mal eine nette Postkarte, heute kommen die Kommentare im Minutentakt. Du brauchst einen gewissen Abstand zu diesen Dingen - sonst geht es in diesem Job nicht, das hält keiner aus." (Bild: ProSieben / Jan Saurer)

"Als Sender hoffen wir natürlich wieder auf was Großes"

teleschau: Wissen Sie noch, was Sie am 25. Februar 2018, morgens um kurz nach 5 Uhr morgens, gemacht haben?

Killing: (lacht) Natürlich Eishockey geschaut - auf Knien, am Rande des Wahnsinns: das Jahrhundertspiel, das olympische Finale in Südkorea. Deutschland gegen Russland. Unsere Mannschaft verlor nach Overtime durch Sudden Death mit 3:4. Was für ein Krimi! Was für ein Moment für das deutsche Eishockey. Und fast genauso groß war es auch 2023 beim WM-Finale, das allerdings deutlich (mit 2:5, d. Red.) an die Kanadier ging. Es hat sich so viel getan in dem Sport in Deutschland, und es hat auch eine gewisse Nachhaltigkeit.

teleschau: Dennoch sind diese langen Livestrecken im Programm immer auch ein Risiko für die Übertragenden ...

Killing: Klar, das ist so. Als Sportfan freue ich mich einfach über das Vertrauen unseres Senders und seitens des ProSieben-Chefs Hannes Hiller in die "ran"-Redaktion. Als Sender hoffen wir natürlich wieder auf was Großes. Denn dass Sportarten, die vorher nicht alle auf der Rechnung hatten, hierzulande schnell zum Massenphänomen werden können, haben wir schon öfter erlebt, wenn plötzlich der Erfolg da war. Denken Sie an die Formel 1 in der 90er-Jahren, an das Skispringen mit Hannawald und Schmitt, an die Boxkämpfe von Henry Maske, an die Tour de France in den Jahren von Jan Ullrich oder auch an die gewaltigen Quoten der Biathlonübertragungen und zuletzt an die 4,5 Millionen Zuschauer beim Finale der Basketball-WM 2023: Der Deutsche ist ein Event-Gucker.

teleschau: Also, wie groß könnte es werden?

Killing: Wenn beim Eishockey-Finale am Sonntag, 26. Mai, Deutschland mitmischt, würde ich mich überhaupt nicht über eine Quote auf "Tatort"-Niveau wundern. Deutsche Helden werden gefeiert - und die Mannschaft hat Heldenpotenzial. Wir haben so viele Stars in der NHL wie noch nie, und sie sind keine Mitläufer, sondern Leistungsträger ihrer Teams.

teleschau: ProSieben hat am Wochenende, 25./26. Mai, insgesamt 18 Stunden Live-Sport im Programm. Will sich da ein Sender neu erfinden?

Killing: Das vielleicht nicht unbedingt, aber ich finde es großartig. Weil wir da nichts Beliebiges zusammenrühren, sondern drei Sportarten, die, wie ich finde, sehr gut zusammenpassen - mit den Eishockey-WM-Finalspielen live aus Prag, der DTM aus der Lausitz und dem ersten Spieltag der European League of Football. Für den Sportfan, der dann hoffentlich zusieht, ist das eine gute Möglichkeit, einen Einblick in Sportwelten zu bekommen, in denen er vielleicht noch nicht so heimisch ist. Ein DTM-Qualifying live bei ProSieben, das ist doch wirklich mal was anderes ... - Wir sind sehr gespannt, wie das Experiment ausgeht.

teleschau: Und das ist erst der Anfang eines großen Sportsommers mit Fußball-EM in Deutschland und Olympia in Paris ...

Killing: Und beide Sportereignisse gibt es im Übrigen im Livestream auf Joyn zu sehen. Ersteres, habe ich mir fest vorgenommen, werde ich daheim bei Limo und Bratwurst mit meiner Frau und meinem Sohn miterleben. Aber langweilig wird es mir im Sommer keinesfalls. Von 13. bis 21. Juli bin ich zum Beispiel beim Tennis am Hamburger Rothenbaum als Stadionsprecher engagiert - das mache ich seit 18 Jahren. Und bei Olympia bin ich im Paris vor Ort - als Moderator und Interviewer für die Events des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) im "Deutschen Haus". Ich habe wirklich den besten Job der Welt.

Vom 10. bis 26. Mai 2024 findet in Tschechien die Eishockey-WM statt. ProSieben und ProSieben MAXX übertragen das sportliche Top-Event. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)
Vom 10. bis 26. Mai 2024 findet in Tschechien die Eishockey-WM statt. ProSieben und ProSieben MAXX übertragen das sportliche Top-Event. (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)

"Das Fell ist dicker geworden"

teleschau: Sie sind seit fast 25 Jahren Moderator, seit über 20 Jahren beim Fernsehen. Was hat sich in Ihrer Arbeit am meisten verändert?

Killing: Beim Moderieren selbst gar nicht so viel. Der Kern meiner Arbeit ist immer der gleiche geblieben: "Nimm den Zuschauer an die Hand, und gib ihm das Bestmögliche, was du kannst!"

teleschau: So einfach?

Killing: Na, klar. Ich sehe mich seit 25 Jahren als Anwalt des Zuschauers und stelle mir immer meine Schwester daheim auf der Couch vor, wie sie das gerade guckt. Aber natürlich haben wir eine völlig veränderte Medienlandschaft mit all den neuen Streamern und den sozialen Medien. Damit müssen wir alle umgehen. Tolle Chancen, aber auch eine Riesenherausforderung.

teleschau: Stichwort Social Media: Zuschauerreaktionen kommen heute ungefiltert, Feedback, auch Kritik, gibt es voll auf die Zwölf. Was hat die Entwicklung mit Ihnen gemacht?

Killing: Ganz klar: Das Fell ist dicker geworden. In meinen Anfängen gab es alle paar Tage mal eine nette Postkarte, heute kommen die Kommentare im Minutentakt. Du brauchst einen gewissen Abstand zu diesen Dingen - sonst geht es in diesem Job nicht, das hält keiner aus. Sebastian Krumbiegel von den Prinzen hat mir im Interview mal den schönen Satz gesagt: "Wer den Kopf aus dem Fenster hält, muss damit rechnen, gesehen zu werden." Genau so sehe ich das auch. Ich meine: Ich wollte mit zwölf Jahren "ran"-Moderator werden, 1992, als ich, wie so viele, zu den großen Fans von Johannes B. Kerner und Co. gehörte. Und heute stehe ich da - mit fast 25 Jahren Berufserfahrung auf dem Buckel, wenn man meine fast eineinhalb Jahre auf der AIDA mitrechnet. Und das Beste daran ist, dass ich nie etwas mache, was mir keinen Spaß macht. Wenn mich etwas nicht interessiert oder wenn ich es nicht gut kann, dann mache ich es nicht.

teleschau: Wagen Sie zum Schluss noch eine Prognose für den FC Schalke 04?

Killing: Ich könnte jetzt sagen, dass wir 2025 wieder in die Bundesliga aufsteigen. Aber seit ich mal in einem Interview prophezeit habe, dass Schalke unter dem damaligen Trainer Domenico Tedesco Meister wird, halte ich an dieser Stelle lieber die Klappe.

Rick Goldmann beim virtuellen Bully: Kann die deutsche Eishockey-Mannschaft zum Turnierauftakt die Slowakei besiegen? (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)
Rick Goldmann beim virtuellen Bully: Kann die deutsche Eishockey-Mannschaft zum Turnierauftakt die Slowakei besiegen? (Bild: © Seven.One / Marc Rehbeck)