"Deutsche Stimme des Snooker": Reporter-Legende geht in den Ruhestand

Seit 1989 ist Rolf Kalb in Diensten des Senders Eurosport. Nach der aktuellen Snooker-WM geht er in den Ruhestand. (Bild: Eurosport / Tilo Wiedensohler)
Seit 1989 ist Rolf Kalb in Diensten des Senders Eurosport. Nach der aktuellen Snooker-WM geht er in den Ruhestand. (Bild: Eurosport / Tilo Wiedensohler)

Wenige TV-Kommentatoren prägten das Image einer Sportart so nachhaltig wie Rolf Kalb. Nun geht der Snooker-Enthusiast und von Fans geliebte Erklärer nach 35 Jahren bei Eurosport in den Ruhestand. Die soeben gestartete WM ist seine letzte berufliche Etappe.

Etwa 3,50 Meter mal 1,70 Meter misst ein Snookertisch. Am Spielbeginn finden sich insgesamt 15 rote, sechs andersfarbige Kugeln sowie der weiße Spielball auf dem Tuch. Was die größten Könner am Queue mit diesem Arrangement anzufangen wissen, ist wahrhaft erstaunlich und für Fachfremde nicht im Nu zu durchschauen. Dass aber auch hierzulande immer mehr Billardfans Begriffe wie "Frame", "Foul and a Miss" und "Century Break" wie selbstverständlich von den Lippen kommen, hat viel mit dem Sender Eurosport und der jahrelangen Pionierarbeit des Kommentators Rolf Kalb zu tun.

Seit 1989 ist der renommierte Sportjournalist bei Eurosport im Einsatz. Beim Rudern, Tanzsport, Taekwondo und Basketball. Vor allem aber beim Snooker. In Kürze geht diese große Ära beim kleinen Spartensender zu Ende. Wie Eurosport bekannt machte, verabschiedet sich Rolf Kalb nach der Snooker-Weltmeisterschaft in Sheffiield (Finale am 6. Mai) mit 64 Jahren in den Ruhestand. "Was macht Rolf Kalb ohne Snooker? Und: Was macht die deutsche Snooker-Szene ohne Rolf Kalb?", heißt es in der Sender-Mitteilung. Das ist nicht zu hoch gegriffen.

Traditionsreiche Spielstätte: Im ehrwürdigen Crucible Theatre in Sheffield wird jährlich die Snooker-Weltmeisterschaft ausgetragen. (Bild: Gareth Copley/Getty Images)
Traditionsreiche Spielstätte: Im ehrwürdigen Crucible Theatre in Sheffield wird jährlich die Snooker-Weltmeisterschaft ausgetragen. (Bild: Gareth Copley/Getty Images)

"Ihr/Euer Rolf Kalb"

Dass Snooker, diese traditionsreiche, komplexe und von britischem Stilbewusstsein durchtränkte Billardvariante, im Heimatland seit Jahren in einer Popularitätskrise (auf allerdings hohem Volkssport-Niveau) steckt, färbt auf die Verhältnisse hierzulande nicht ab. Noch immer darf man von einem kleinen Snooker-Boom in Deutschland sprechen, der dem Spartensender Eurosport überdurchschnittliche Einschaltquoten beschert.

Ohne den sonoren Erklärer aus der Kommentatorenkabine wäre das kaum denkbar. Auch wenn der nun befindet: "Snooker hat eine sehr stabile Fanbase in Deutschland." Die Berichterstattung bei Eurosport werde sich ändern. "Das heißt nicht, dass es schlechter wird."

Seit 2003 verpasste Rolf Kalb keine Weltmeisterschaft am traditionellen Austragsort, dem Crucible Theatre in Sheffield. Zugleich verging kein Spiel, zu dem er potenziellen neuen Fans des Snookersports nicht geduldig alle Regeln, Rituale und Geheimnisse erklärte. "Wenn alles vorbei war, wusste Rolf Kalb oft seinen Namen nicht mehr. 17 Tage Weltmeisterschaft, das bedeutete: 17 Tage Tunnelblick - und mehr als 150 Stunden Live-Sendung", heißt es im vorgezogenen Abschiedsgruß aus der Eurosport-Redaktion. Dem SID gestand Rolf Kalb einst: "Am Tag nach dem Finale musste mich meine Frau daran erinnern, wie ich heiße."

Bei den Senderverantwortlichen erinnert man sich mit Ehrfurcht ans Jahr 2006: Zusammengerechnet 1,5 Millionen Menschen verfolgten damals das über zwei Tage ausgetragene WM-Finale im deutschen Free-TV. Das Endspiel 2011 wiederum hat mit einer durchschnittlichen Sehbeteiligung von europaweit 2,11 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern Maßstäbe gesetzt. Ob das WM-Finale 2024 am 6. Mai da noch einmal heranreicht? Rolf Kalb wird in jedem Fall im Einsatz sein. Abschiedsworte, so sagt er, wolle er sich spontan überlegen. Sein üblicher Gruß müsse aber sein: "Ihr/Euer Rolf Kalb."