Deutsches Skisprung-Debakel bei Forfang-Show
Andreas Wellinger verließ die Skisprung-Party im hessischen Dauerregen wie ein bedröppelter Hund, gratulierte vorher aber noch höflich dem neuen Schanzenrekord-Halter Johann Andre Forfang aus Norwegen. „Er war hier einfach der Beste und hat heute verdient gewonnen“, sagte der Bayer nach einem teils verrückten, vor allem aber völlig enttäuschenden Heimweltcup auf der Mühlenkopfschanze.
Wellinger blieb eine Woche nach Silber bei der Skiflug-WM nur der 17. Rang und war damit hinter Stephan Leyhe (15.) nur zweitbester Deutscher. Erstmals in dieser Saison lag damit kein DSV-Adler in den Top Ten. „Wir müssen jetzt die Jungs wieder aufbauen. Die springen ja nicht absichtlich schlecht“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD.
Wellinger enttäuscht: „Der Sprung war einfach schlecht“
Wellinger lag nach 138,5 m im ersten Durchgang noch auf Rang sieben, fiel vor 23.500 Fans mit 125,5 m aber noch weit zurück. „Es war heute turbulent, aber das soll keine Ausrede sein. Der Sprung war einfach schlecht. Wenn dann die Bedingungen auch nicht passen, landet man leider zu früh“, sagte der 28-Jährige.
Einziges Trostpflaster: Wellinger verkürzte mit jetzt 851 Punkten zumindest seinen Rückstand im Gesamtweltcup auf den führenden Stefan Kraft (1089). Der Österreicher verpasste als 39. völlig überraschend den zweiten Durchgang.
Strahlender Sieger war Forfang, dem im zweiten Durchgang mit 155,0 ein Schanzenrekord gelang. Erst am Freitag hatte er in der Qualifikation mit 153,5 m die Bestmarke egalisiert. Beim ersten norwegischen Sieg der Saison lag Forfang vor Vierschanzentournee-Gewinner Ryoyu Kobayashi aus Japan und seinem Landsmann Kristoffer Eriksen Sundal. Aleksander Zniszczol sorgte als Achter für das erste polnische Top-Ten-Ergebnis der Saison.
Neben Lokalmatador Leyhe, der 2020 auf der Mühlenkopfschanze seinen bislang einzigen Weltcupsieg gefeiert hatte, und Wellinger schaffte nur ein weiterer DSV-Adler den Sprung in den zweiten Durchgang. Pius Paschke (Kiefersfelden) lag als 26. aber deutlich zurück. „Es war heute ein bisschen Übermotivation dabei. Bei so schwierigen Bedingungen sieht man dann gleich mal alt aus“, sagte Horngacher.
Aalto rutscht von Rang eins auf 14
Der Wettkampf war geprägt von zahlreichen Überraschungen. So führte Antti Aalto nach dem ersten Durchgang und durfte eine Stunde lang vom ersten finnischen Weltcupsieg seit mehr als zehn Jahren träumen. Am Ende landete Aalto aber nur auf Rang 14.
Zahlreiche Topstars verpassten den zweiten Durchgang, darunter auch der neue Skiflug-Weltmeister Kraft. Den Routinier ereilte dieses Schicksal erstmals seit November 2020. Auch die Polen Kamil Stoch und Piotr Zyla sowie der Slowene Timi Zajc schieden vorzeitig aus. Zajc war vor einem Jahr in Willingen nach einem grotesken Flug auf 161,5 Meter gestürzt.
Das DSV-Team erlebte insgesamt ebenfalls einen schwarzen Tag: Für Philipp Raimund (Oberstdorf), den ehemaligen Willingen-Sieger Karl Geiger (Oberstdorf) und Felix Hoffmann (Goldlauter) war auf den Rängen 31, 33 und 35 vorzeitig Endstation.