Das DFB-Versagen in Katar: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

Prime Video blickt auf die Katastrophen-WM 2022 in Katar zurück. Derweil herrscht bei Paramount+ Goldgräberstimmung. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche bereithält, verrät die Übersicht.

Thomas Müller war nur einer der Spieler, der die WM 2022 in Katar und das Vorrunden-Aus hautnah miterlebten. (Bild: Amazon Studios)
Thomas Müller war nur einer der Spieler, der die WM 2022 in Katar und das Vorrunden-Aus hautnah miterlebten. (Bild: Amazon Studios)

Jubel in Katar und Fan-Euphorie daheim: Ähnliches hatte sich Prime Video wohl erhofft, als man einen Ableger der "All or Nothing"-Dokureihe über die deutsche Nationalmannschaft ankündigte. Der DFB dürfte sich vom Blick hinter die Kulissen neben einer Charme-Offensive für den arg in Mitleidenschaft gezogenen Ruf der Nationalmannschaft die Bebilderung einer sportlichen Wiedererstarkung versprochen haben. Doch das Turnier wurde zum sportlichen Desaster. Was WOW, Prime Video und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

"All or Nothing: Die deutsche Nationalmannschaft in Katar", Prime Video

Statt in "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar" (ab sofort bei Prime Video) von der triumphalen Rückkehr der Flick-Elf an die Weltspitze zu erzählen, war die Aufgabe von Regisseur Christian Twente und seinem Team plötzlich eine ganz andere. Das erneute Vorrunden-Aus nach der großen Enttäuschung 2018 in Russland bildete nur ein weiteres Kapitel eines sportlichen Niedergangs. Verbunden sein wird die Wüsten-WM in Katar im Rückblick wohl auch mit den Kontroversen rund um die Menschenrechtslage und die Posse um die "One Love"-Armbinde.

Entsprechend kompliziert ist das Feld, das die Macher der vierteiligen Dokuserie zu beackern haben. "Diese Geschichte könnte von einem Wunder erzählen", gibt die charismatische Stimme von Erzähler Béla Réthy die Richtung vor. Doch es sei "eine Tragödie geworden". Weitgehend chronologisch arbeitet sich die Prime-Video-Produktion an der sportlichen Talfahrt ab. Spannende Hinweise auf das kriselnde Innenleben der DFB-Elf bleiben in "All or Nothing" eher rar gesät. Kontroverse Szenen wie der Kopf-an-Kopf-Hahnenkampf zwischen Antonio Rüdiger und Joshua Kimmich werden zügig und ohne weitere Nachfragen abgehandelt. So gesehen ist "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar" eine recht nüchterne Rekapitulation einer großen Enttäuschung.

"Das Gold", Paramount+

Kenneth Noye (Jack Lowden) soll das gestohlene Gold einschmelzen. (Bild: Sally Mais / Tannadice Pictures / Paramount+)
Kenneth Noye (Jack Lowden) soll das gestohlene Gold einschmelzen. (Bild: Sally Mais / Tannadice Pictures / Paramount+)

London, 26. November 1983, 6.40 Uhr: Sechs bewaffnete Diebe dringen unter Mithilfe eines Sicherheitsmannes in das Sicherheitsdepot von Brink's-Mat in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow ein. Der Plan der Gauner sieht eigentlich vor, eine beträchtliche Menge Bargeld zu stehlen. Doch während des Überfalls stößt die Truppe auf Goldbarren im Wert von 26 Millionen Pfund. Bis heute ist der Brink's-Mat-Überfall einer der spektakulärsten Coups der britischen Kriminalgeschichte, von vier der sechs Räuber fehlt bis heute jede Spur. Gleiches gilt für einen Großteil des Goldes.

Sechs Räuber, drei Tonnen Gold und eine Ermittlung, die weite Kreise zog: Die Serie "Das Gold" (ab 14. September, Paramount+) erzählt den geschichtsträchtigen Coup und seine Auswirkungen nach. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Hehler Kenneth Noye (Jack Lowden) zu, der die fette Beute einschmelzen sollte, um sie vor den Augen der Polizei zu verstecken. Auch zwielichtige Geschäftsmänner und korrupte Anwälte mischen in dem schmutzigen Spiel bald mit, stets mit der Aussicht auf das ganz große Geld. Reich an Wendungen arbeitet "Das Gold" ab 14. September bei Paramount+ eine schier unglaubliche Geschichte auf.

"Dark Winds - Der Wind des Bösen", RTL+

Die Serie
Die Serie "Dark Winds" beruht auf einem Roman von "Game of Thrones"-Schöpfer George R.R. Martin. (Bild: RTL / 2022 - AMC Film Holdings LLC)

Einst wurde George R.R. Martin als "amerikanischer Tolkien" gewürdigt. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Vergleich angesichts des gigantischen Erfolgs von "Game of Thrones" nicht - ob in Buch- oder Serienform. Spin-offs sind entweder bereits umgesetzt ("House of the Dragon") oder von langer Hand angekündigt. Und doch greift es zu kurz, Martin einzig auf den Fantasy-Kosmos samt Drachen und blutrünstiger Herrscher zu reduzieren. Bestes Beispiel ist die Neo-Noir-Westernserie "Dark Winds - Der Wind des Bösen", die Martin als Produzent mitverantwortet. In den USA, wo die Produktion bereits im Juni 2022 debütierte, fuhr sie fast ausnahmslos gute Kritiken ein. Nun verhilft RTL+ der sechsteiligen Auftaktstaffel zur deutschen Streaming-Premiere.

Es ist das Jahr 1971. irgendwo im Südwesten der USA: Police Lieutenant Joe Leaphorn (Zahn McClarnon, "Fargo") von der indigenen Navajo-Stammespolizei und sein neuer Stellvertreter Jim Chee (Kiowa Gordon, "New Moon - Biss zur Mittagsstunde") werden mit einem grausamen Doppelmord konfrontiert. Die Ermittlungen gestalten sich kompliziert: Bei der Todesursache stochert das Duo ebenso im Dunkeln wie bei Täter und Motiv. Bald müssen die Polizisten feststellen, dass es auch gilt, die Dämonen der eigenen Vergangenheit zu besiegen - und dass mehrere Verbrechen miteinander zusammenhängen.

Moderne trifft auf ursprünglich lebende Indianerstämme, Mystery auf klassische Polizeiarbeit: "Dark Winds" vermischt überzeugend mehrere Elemente. Dabei ist die Westernserie von Produzent Robert Redford allerdings keine atemlose Ermittlungshatz, sondern ein charaktergetriebenes Drama mit starken Hauptdarstellern. Davon können sich Streamingfans ab 12. September bei RTL+ überzeugen. Staffel zwei folgt 2024.

"Elemental", Disney+

"Elemental" erzählt von einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf und eigentlich auch nicht sein kann: Ember besteht aus Feuer, Wade aus Wasser. (Bild: 2023 Disney/Pixar)
"Elemental" erzählt von einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf und eigentlich auch nicht sein kann: Ember besteht aus Feuer, Wade aus Wasser. (Bild: 2023 Disney/Pixar)

Ganze sieben Jahre lang arbeitete Regisseur Peter Sohn an seinem zweiten Langfilm, bei der Ausarbeitung von "Elemental" griff er auch auf seinen eigenen Erfahrungsschatz zurück. Er wuchs in den 70-ern als Kind koreanischer Einwanderer im kulturellen Schmelztiegel New York auf. Die Eindrücke von damals übersetzt er nun in eine Liebesgeschichte, die von Abgrenzung und Integration erzählt und natürlich auch, im Großen wie im Kleinen, von sich anziehenden Gegensätzen.

Das Feuermädchen Ember Lumen lebt in Element City, dem Ort, an dem die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser mehr oder weniger harmonisch koexistieren. Klar gezogene Trennlinien sorgen für Ordnung im Alltag. Wichtigste Regel: "Elemente vermischen sich nicht!" Deshalb hat Ember ihr Viertel Firetown auch noch nie verlassen - alle Leute, zu denen sie engeren Kontakt pflegt, sind Feuerleute. Doch dann, ein Rohrbruch im Gemischtwarenladen ihrer Eltern, und plötzlich steht Wade Ripple vor ihr: ein Wasserjunge. Es ist der Beginn, man ahnt es, einer kleinen Romanze.

Feuer, Wasser, Erde und Luft im alltäglichen vermenschlichten Zusammenspiel: Dieses Konzept setzen Peter Sohn und sein Team in "Elemental" (ab 13. September, Disney+) äußerst ideenreich und mit vielen schönen Bildern um. Feuermenschen fahren ihre Babys im Kugelgrill spazieren, Wassermenschen müssen einen großen Bogen um Schwämme machen, die irgendwo auf dem Boden herumliegen, und Erdmenschen sind manchmal ein bisschen "schmutzig". Vor allem aber da, wo Feuer und Wasser aufeinandertreffen, zischt und dampft und sprudelt es gewaltig. Umso mehr, wenn wie bei Ember und Wade die Liebe ins Spiel kommt.

"Wilderness", Prime Video

Liv (Jenna Coleman) begibt sich auf einen Roadtrip mit schicksalhaftem Ausgang. (Bild: Prime Video)
Liv (Jenna Coleman) begibt sich auf einen Roadtrip mit schicksalhaftem Ausgang. (Bild: Prime Video)

Liv (Jenna Coleman) und Will (Oliver Jackson-Cohen) sind überglücklich - über ihre Ehe und ihr Leben in New York. Doch dann folgt der Schock für Liv: Will hatte eine Affäre. Trotzdem begibt sich das Paar auf einen Roadtrip quer durch die USA, vom Grand Canyon über den Yosemite-Nationalpark bis nach Las Vegas. Während Will auf Wiedergutmachung hofft, bricht sich bei Liv Wut Bahn. Und wo, wenn nicht auf den endlosen Weiten der amerikanischen Wildnis könnte sie ihrem tief empfundenen Rachebedürfnis entsprechen.

Doch trotz der Menschenleere irgendwo im Nirgendwo hat Liv ihre Rechnung nicht mit Wills Kollegin Cara (Ashley Benson) und deren Freund Garth (Eric Balfour) gemacht. Ein daraus resultierender gemeinsamer Wanderausflug verleiht der Prime-Video-Serie "Wilderness" (ab 15. September), die auf dem gleichnamigen Roman von B.E. Jones beruht, zusätzliche Brisanz - und verknüpft die Schicksale der vier auf immer und ewig. Passend zur Melange aus Roadtrip und Rachethriller mutet auch der Song an, der den Trailer musikalisch untermalt: "Look What You Made Me Do" von Taylor Swift.

Im Video: "All or Nothing" der Trailer zur DFB-Doku