Tijen Onaran: "Wenn dich niemand kritisiert, machst du irgendwas falsch"

"Als Aufsteigerin in so einem Format zu sitzen, bedeutet mir wahnsinnig viel": Unternehmerin und Bestsellerautorin Tijen Onaran ist als neue Investorin in "Die Höhle der Löwen" zu sehen sein. (Bild: RTL)
"Als Aufsteigerin in so einem Format zu sitzen, bedeutet mir wahnsinnig viel": Unternehmerin und Bestsellerautorin Tijen Onaran ist als neue Investorin in "Die Höhle der Löwen" zu sehen sein. (Bild: RTL)

Sie ist die Neue in der "Höhle der Löwen", setzt sich für Diversität ein und gilt als "digitale Pionierin" des Landes: Unternehmerin Tijen Onaran über ihre Rolle als Investorin im TV und die Sichtbarkeit von Frauen in Unternehmen.

Sie gilt hierzulande als "digitale Pionierin" und Impulsgeberin in Sachen Diversity und Sichtbarkeit. "Diversität ist kein Trend. Diversität ist der Grundstein für den Erfolg eines Unternehmens!" - so das Motto von Tijen Onaran. Mit ihrem Tun will die 38-Jährige insbesondere Frauen im Geschäftsleben stärken. Das Stichwort lautet: Female Empowerment. Der Erfolg gibt der gebürtigen Karlsruherin mit türkischen Wurzeln recht: Zwei ihrer Firmen gewannen jeweils als erste Unternehmen mit Diversitätsfokus den Deutschen Exzellenzpreis - und sogar mit ihrer eigenen Barbie wurde die Entrepreneurin schon geehrt, die auch als Autorin Erfolge feiert. Nun der nächste Schritt: In der aktuellen Staffel "Höhle der Löwen" (montags, 20.15 Uhr, VOX) schaut sich Onaran nach vielversprechenden Start-Up-Ideen um. Wie sich ihr Einstand als Investorin bei den Löwen anfühlte und wie die eigene Lebensgeschichte ihren Blick auf Diversität prägte, berichtet die Unternehmerin im Interview.

teleschau: Seit einigen Wochen sieht man Sie als neue Löwin bei der "Höhle der Löwen". Was hat Sie am Format besonders überrascht?

Tijen Onaran: Als Unternehmerin ist man es gewohnt, alles selbst zu steuern. Ich habe immer auch meine Sichtbarkeit und das Narrativ über mich geprägt. Mir hat es also bei "Höhle der Löwen" viel abverlangt, auch mal loszulassen. So ein TV-Format ist ja ein ganzer Maschinenraum, in dem ein Rädchen ins andere greift. Das nicht mehr in der Hand zu haben, erfordert auch viel Selbstglaube.

teleschau: Wie kommen Sie mit Ihren Mit-Löwinnen und -Löwen zurecht?

Onaran: Ich habe großen Respekt vor jeder Person, die mit mir auf dem Stuhl sitzt. Wir können uns streiten und unterschiedlicher Ansicht sein. Das braucht es auch. Es ist gelebte Diversität, dort mit Menschen außerhalb meiner Filterbubble zu sitzen. Dabei lerne ich sehr viel: Wenn Ralf Dümmel pitcht, wenn Nils Glagau von seiner Familiendynastie erzählt oder wenn Carsten Maschmeyer mit seiner Art Daten und Fakten darlegt. Das ist wie eine spannende Weiterbildung für mich.

teleschau: Als neue Investorin wird man bisweilen besonders kritisch beäugt. Haben Sie die Reaktionen nach den ersten Episoden verfolgt?

Onaran: Ich bin ja sehr viel in diesem Internet unterwegs und verfolge das Feedback durchaus. Es ist toll, dass es so viele Menschen gibt, die sich durch meine Geschichte inspiriert fühlen. Als Aufsteigerin in so einem Format zu sitzen, bedeutet mir wahnsinnig viel - und das bekomme ich auch gespiegelt, gerade von sehr vielen jungen Menschen. Auch von Menschen mit Migrationsgeschichte, die als erste in ihrer Familie aufsteigen. Die sagen: Durch deine Präsenz fühle ich mich total motiviert, meinen Weg zu gehen. Das ist super schön.

teleschau: Zum anderen gab es auch negative Kommentare im Netz. Wie gehen Sie damit um?

Onaran: Es gibt die Kommentare, die sich an meinem roten Anzug, an meinen Sprüchen und an meinem Auftreten aufhängen. Aber das ist okay. Ich wusste schon vorher, dass es negative Kommentare geben würde. Schon vor der Show hatte ich ja eine öffentliche Präsenz. Insofern war ich nicht nur Liebesbekundungen im Internet schon gewohnt.

teleschau: Mussten Sie dennoch länger überlegen, als das Angebot kam?

Onaran: Ich habe mir das schon sehr gut durch den Kopf gehen lassen. Wenn man Teil eines so wahnsinnig prominenten Formates ist, hat das natürlich Konsequenzen für alles: das eigene Business, das eigene Leben, die eigene Präsenz. Ich sah das aber als absolute Chance, mit allem wofür ich stehe, in so einem Format stattzufinden.

 "Ich bin nicht die Charity-Lady, die zu viel Geld hat": Tijen Onaran spricht Klartext über ihre Rolle als Investorin. (Bild: Andrea Heinsohn Photography)
"Ich bin nicht die Charity-Lady, die zu viel Geld hat": Tijen Onaran spricht Klartext über ihre Rolle als Investorin. (Bild: Andrea Heinsohn Photography)

"Wenn ich Thomas hieße, würde man mich nicht so kritisieren"

teleschau: Sie stehen vor allem für Diversität ...

Onaran: Das Thema Vielfalt, für das ich schon jahrelang kämpfe, einem breiteren Publikum präsenter zu machen, ist ein großes Privileg. "Höhle der Löwen" war schon immer ein Format, das mit der Zeit gegangen ist. Zur Vorbereitung habe ich mir alte Folgen angeschaut - und es war sehr schön zu sehen, wie sich die Sendung verändert hat. Und mit meiner Präsenz hat VOX ein Zeichen gesetzt.

teleschau: Inwiefern?

Onaran: Weil man die Erlebbarkeit von Unternehmertum vielfältiger gemacht hat. Jetzt sitzen in der Runde Menschen aus Familiendynastien, solche, die sich selbst ein Imperium aufgebaut haben und Leute wie ich, die für Business mit Impact stehen. Vielfältiger geht es eigentlich kaum. Deshalb habe ich gesagt: Wenn du etwas verändern möchtest, musst du Teil des Ganzen sein. Deshalb ging ich auch auf die Investmentseite: Weil es mich wahnsinnig genervt hat, dass Gründerinnen weniger Kapital bekommen als Gründer. Ich kann dieses Spiel - aber ich kann die Spielregeln nur verändern, wenn ich selbst spiele.

teleschau: Würden Sie sich selbst als Role Model für Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnen - und nehmen Sie dafür auch die Kritik in Kauf?

Onaran: Ich bin bei "Höhle der Löwen" die erste Frau in der Runde, die türkische Migrationsgeschichte hat. Zu Beginn der Sendung gab es ja schon Vural Öger, der als Unternehmer mit türkischen Wurzeln präsent war. Ich erinnere mich, dass meine Eltern das damals geschaut haben und sagten: "Der ist einer von uns". Wenn ich jetzt Kritik höre, denke ich an die junge Aileen, die die Sendung schaut. Vielleicht hat sie vorher noch drüber nachgedacht hat, ob sie das alles packt - und sieht mich dann und denkt: "Ja ich schaffe es!". Zumal: Wenn dich niemand kritisiert, machst du irgendwas falsch. Denn Kritik heißt, dass sich die Menschen mit dir beschäftigen.

teleschau: Glauben Sie dennoch, dass man sie weniger oder anders kritisieren würde, wenn Sie keine Frau und ohne Migrationsgeschichte wären?

Onaran: Ja. Wenn ich Thomas hieße, würde man mich nicht so kritisieren. Aber ich heiße Tijen und trete auf, wie ich auftrete. Bei Frauen reiben sich Menschen laut Studien dreimal so oft an Äußerlichkeiten auf. Das habe ich vorher schon mitbekommen und bei "Höhle der Löwen" jetzt ganz exzessiv. Man fragt sich schon: Was hat jetzt mein Anzug mit meinen Gehirnzellen zu tun? Diese Kritik hängt natürlich mit dem Geschlecht zusammen. Solange die Menschen aber miteinander darüber ins Gespräch kommen, ist das doch gut. Über den "Barbie"-Film haben sich auch viele aufgeregt - und setzen sich trotzdem mit Themen wie "Patriarchat" auseinander.

"Das ist wie eine spannende Weiterbildung für mich": In der aktuellen Staffel "Höhle der Löwen" sieht man Tijen Onaran (links) an der Seite ihrer Investoren-Kollegen und -Kolleginnen. (Bild: RTL)
"Das ist wie eine spannende Weiterbildung für mich": In der aktuellen Staffel "Höhle der Löwen" sieht man Tijen Onaran (links) an der Seite ihrer Investoren-Kollegen und -Kolleginnen. (Bild: RTL)

"Ich bin nicht die Charity-Lady, die zu viel Geld hat"

teleschau: In der Sendung haben Sie inzwischen auch Ihr erstes Investment getätigt. Sind Sie als Neu-Löwin mit einer bestimmten Strategie herangegangen?

Onaran: Natürlich, eine Investmentstrategie habe ich ja schon seit Jahren. In erster Linie bin ich Unternehmerin und Geschäftsfrau. Wenn ich mich also in so ein Format setze, möchte ich meine Botschaft verbreiten, aber vor allem ein gutes Business machen. Ich bin nicht die Charity-Lady, die zu viel Geld hat. Ich überlege sehr genau, wo ich mein Geld investiere.

teleschau: Worin investieren Sie am meisten?

Onaran: In den letzten Jahren habe ich dezidiert in Gründerinnen investiert. Mit Kapital kann man Wirtschaft und Gesellschaft zum Positiven verändern. Wenn Gründerinnen weniger Geld bekommen, sehe ich es als meine Aufgabe, hier einen echten Impact zu erzeugen. Für mich ist wichtig, dass ich mein Geld nicht einfach nur ausschütte, sondern dass es weiter positiv arbeitet.

teleschau: Das Start-up, in das Sie in der Sendung als erstes investiert haben, unterstützt arbeitende Mütter. Wie schwer hat man es als Frau und Mutter am Arbeitsmarkt noch immer?

Onaran: Tatsächlich haben sie es schwerer, wieder Fuß zu fassen. Das führt zu einem Karriereknick. Das Start-up "Freemom" hielt ich für einen spannenden Deal, mit dem ich ein Zeichen setze für eine Gruppe, die wir im Berufsleben systematisch nicht sehen. In dem Moment, wo du als Frau Mutter wirst, bist du weg. In der Pandemie sah man zudem, dass die tradierten Rollenbilder plötzlich wieder total präsent waren. Da war es dann doch wieder die Frau, die sich um die Kinder gekümmert hat. Das muss sich ändern.

teleschau: Wie kann das gelingen?

Onaran: Die Unternehmen müssen Rahmenbedingungen und flexible Arbeitszeiten schaffen, dass so etwas gar nicht erst geschieht. Aber auch in den Partnerschaften muss es eine offene Kommunikation über die Aufteilung der Aufgaben geben, wenn Kinder kommen.

teleschau: Was können derlei Investitionen angesichts tradierter Strukturen - auch in vielen Unternehmen - Ihrer Erfahrung nach überhaupt bewirken? Oder anders gefragt: Sind Sie auch manchmal frustriert, dass die Veränderungen nicht so vorankommen, wie Sie es sich wünschen würden?

Onaran: Ich bin Grundoptimistin, sonst könnte ich den Job nicht machen. Investorin zu sein, bedeutet für mich, die Wirtschaft positiv prägen zu können. Mit jeder Investment-Entscheidung treffe ich eine Entscheidung, die Gesellschaft zu verändern - oder eben nicht. Wir als Investorinnen haben eine besondere Verantwortung. Dieser bin ich mir bewusst. Und deshalb schiebe ich nicht immer alles auf die Systeme, die es in Unternehmen gibt, sondern schaue, was ich selbst bewirken kann.

"Es gibt die Kommentare, die sich an meinem roten Anzug, an meinen Sprüchen und an meinem Auftreten aufhängen", sagt Tijen Onaran über die Reaktionen im Netz.
 (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)
"Es gibt die Kommentare, die sich an meinem roten Anzug, an meinen Sprüchen und an meinem Auftreten aufhängen", sagt Tijen Onaran über die Reaktionen im Netz. (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)

"Für Diversity zu stehen, macht angreifbar"

teleschau: Schaffen Sie es, konservativere Menschen aus der Wirtschaft zum Umdenken zu bringen?

Onaran: Wenn ich vor Unternehmen Vorträge halte, sitzen da meist Männer. Und deren Mindset kann ich verändern. Kürzlich war ich bei einem großen Konzern eingeladen und im Publikum saßen zu 90 Prozent männliche Geschäftsführer. Schon als ich den Raum betrat, spürte ich gewisse Schubladen aufgehen. Dann wurde ich noch im Zusammenhang mit "Feminismus" vorgestellt - und wenn man das in so einem Raum sagt, bekommen ja schon viele Hautausschlag. Nach dem Vortrag geschah, was oft geschieht. Männer kommen auf mich zu und sagen: "Ich hatte ein ganz anderes Bild von Ihnen, Frau Onaran. Sie haben mich positiv beeindruckt. Ich habe auch eine Tochter und möchte, dass die alle Chancen der Welt hat."

teleschau: Über den Blick auf die eigenen Töchter kommen die Männer ins Grübeln?

Onaran: Ich sage zu allen Männern in Entscheidungspositionen, dass sie an ihre Töchter denken sollen. Es geht nicht nur darum, das Unternehmen zu prägen. Nicht nur darum, Gendern oder Frauenquote einzuführen. Sondern auch um ihre Verantwortung, ihren Kindern alle Chancen der Welt zu geben. Darum, ob der Tisch, an dem sie sitzen, divers genug ist, dass ihre Tochter hier morgen eine Chance hat. Mein Vater hat immer gesagt: "Als Frau sollte es nie Dinge geben, die du nicht machen kannst." Über diese persönliche Ebene funktioniert es besser als über den sehr aktivistisch geprägten öffentlichen Diskurs.

teleschau: Können Sie die Aufregung über "Gendersprache" und so weiter nachvollziehen?

Onaran: Natürlich nervt es, wenn man das Gefühl hat, man kann nicht mehr so sprechen, wie man eigentlich sprechen will. Aber am Ende geht es nicht darum.

teleschau: Und was entgegnen Sie jenen, die Diversity als reine Symbolpolitik abtun?

Onaran: Als ich vor sechs Jahren anfing, mich mit dem Thema zu befassen, meinten viele, es sei nur ein kurzlebiger Trend. Da würde man mit Regenbogenfarben beim CSD rumfahren und nach wenigen Monaten wäre das wieder vorbei. Heute ist das Thema nicht mehr wegzudenken. Wer denkt, dass Diversity ein Trend ist, dessen Unternehmen wird langfristig vom Markt verschwinden.

teleschau: Weshalb?

Onaran: Diversität heißt nicht nur Geschlecht - sondern auch Generationenvielfalt, soziale Herkunft, Nationalität. Eine gesunde Organisation lebt von einer gesunden Vielfalt und unterschiedlichen Perspektiven. Ich sage den Entscheidungsträgern: Wenn du dich nur mit deinesgleichen umgibst und mit Kopien deiner selbst am Tisch sitzt, führst du ein einziges großes Selbstgespräch. Das ist vielleicht ganz toll, aber du wirst dich nicht verändern. Und du wirst schlechtere Entscheidungen treffen. Diversität schafft Innovationen und ist also eine Überlebensmöglichkeit für das eigene Unternehmen. Ansonsten wird man überrollt und wegverändert. Veränderung kommt so oder so. Man kann Teil davon sein oder nicht.

teleschau: Ist das auch eine Generationenfrage?

Onaran: Ich glaube, es ist eher eine Sozialisationsfrage. Es kommt sehr stark auf das Umfeld an, das einen geprägt hat. Oft erlebe ich, dass CEOs zuhause ein sehr tradiertes Rollenbild leben. Sie arbeiten und die Frau kümmert sich jahrelang um die Familie. Das will ich gar nicht bewerten. Aber wenn diese CEOs dann mit der Prämisse herangehen, dass Frauen an den Herd gehören und nicht aufsteigen sollen, dann funktioniert das nicht. Diese Transferleistung braucht es: Selbst wenn ich ein bestimmtes Rollenbild lebe, heißt das nicht, dass dies für alle Menschen in meinem Unternehmen gilt. Klar ist auch: Für Diversity zu stehen, macht angreifbar. Weil man am Ende auch harte Entscheidungen treffen muss.

"Ich wusste, mir wird nichts geschenkt"

teleschau: Lesen Sie eigentlich nach Feierabend die aktuellste Abhandlung zum Thema Gender?

Onaran: Ich habe ein tolles Team, das sich mit den neuesten Erkenntnissen beschäftigt. Aber: Jede noch so wissenschaftlich und intellektuell wertvolle Theorie bringt in der Realität herzlich wenig. In der Unternehmenspraxis geht es darum, das Herz und das Hirn der Menschen zu erreichen. Das einerseits über Zahlen, die das Unternehmen betreffen. Andererseits über Emotionen - zum Beispiel, wenn man selbst eine ungerechte Erfahrung erlebt hat.

teleschau: Sie selbst gehen sehr offen mit Ihrer privaten Geschichte um. Können Sie damit mehr Menschen erreichen?

Onaran: Total. Dass ich Self-Made bin, soll andere inspirieren. Früher habe ich Flyer verteilt, um mein Studium zu finanzieren. Und war völlig verzweifelt, weil niemand diese Flyer haben wollte und ich gefühlt drei Euro verdiente. Ich wusste, mir wird nichts geschenkt. In meinem Leben musste ich immer kämpfen. Ich hatte kein Kapital, ich wurde in kein Netzwerk hineingeboren, kannte niemanden am Anfang. Ich habe mir alles selbst erarbeitet. Wenn Menschen mich sehen, sollen sie sich inspiriert fühlen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Nicht hoffen, dass sie entdeckt werden oder ihnen jemand die Tür aufmacht.

teleschau: Was braucht es denn, um diesen Weg selbst zu gehen?

Onaran: Es braucht vor allem Mut. Mein neues Buch "Be Your Own Fcking Hero" (erscheint am 11.10., d. Red.) beschreibt das ganz gut. Es hat mich unfassbar viel Mut gekostet, als 20-Jährige für die FDP in Karlsruhe zu kandidieren. Es hat mich wahnsinnig Mut gekostet, meinen ersten Job anzunehmen und auf Wirtschaftsveranstaltungen mit Menschen herumzustehen, die sich schon ewig kennen - und dabei der Alien im Raum zu sein. Es hat mich Mut gekostet, mich selbstständig zu machen und bei "Höhle der Löwen" mitzumachen. Mut begleitet mich mein ganzes Leben. Manchmal denkt man als Unternehmerin: "Ich schmeiß hin und wander aus". Um das durchzustehen, brauchst du Resilienz und Glauben an dich selbst.

teleschau: Benötigt man ein klares Ziel vor Augen?

Onaran: Es geht darum: Was ist meine Vision, was ist mein Traum? Das mag pathetisch klingen, aber ich glaube fest daran. Aufsteigerinnen haben einen unbändigen Willen. Menschen, die die Ersten in ihrer Familie sind, wissen genau, dass sie dreimal mehr kämpfen und arbeiten müssen. Du brauchst länger, wenn du von zu Hause finanziell nicht viel mitbekommen hast. Wenn du dann noch ausländische Wurzeln hast, verstärken Ressentiments dies noch. Und weil wir in Deutschland gerade eine Zeit erleben, in der Geschichten wie meine ganz besondere Aufmerksamkeit brauchen, mache ich sie oft zum Thema. Nicht weil ich denke, ich sei die Tollste, sondern weil wir in unserem Land gerade viele Menschen mit Mut brauchen.