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Die Bilanz des deutschen Films bei den Oscars

Am Sonntag werden zum 95. Mal die Oscars verliehen. Mit "Im Westen nichts Neues" kann ein deutscher Film dieses Jahr sogar mehrere Oscars gewinnen. Wir zeigen, welche Filme und Filmschaffende bereits einen Oscar gewonnen haben.

Kino. Die Blechtrommel, 1970er, 1970s, Blechtrommel, Die, Film, Junge, Kind, Literaturverfilmung, boy, child, literary film adaption, Die Blechtrommel, 1970er, 1970s, Blechtrommel, Die, Film, Junge, Kind, Literaturverfilmung, boy, child, literary film adaption, David Bennent Oskar Matzerath (David Bennent) beschliesst, erst nach Beendigung des Krieges wieder zu wachsen., 1979. (Photo by FilmPublicityArchive/United Archives via Getty Images)
Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel" ist der erste deutsche Film, der einen Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann. (Bild: FilmPublicityArchive/United Archives via Getty Images)

Am deutschen Film wird oft und gerne gemäkelt. Ob zu Recht, sei dahingestellt. Jedenfalls lässt sich die Bilanz hiesiger Filmschaffender bei der Oscar-Verleihung durchaus sehen. Dieses Jahr dürfte den Höhepunkt markieren. Mit "Im Westen nichts Neues" ist eine deutsche Produktion nicht nur als bester internationaler Film nominiert, die Romanverfilmung von Edward Berger hat acht weitere Chancen auf eine Auszeichnung. Schon jetzt ist das ein spektakulärer, aber nicht der einzige Erfolg für den deutschen Film.

Deutsche Filmschaffende in Hollywood

Sollte "Im Westen nichts Neues" am Sonntag den einen oder anderen Preis gewinnen, wäre das der vorläufige Endpunkt der deutschen Erfolgsgeschichte bei den Oscars, die ihren Anfang mit Emil Jannings nimmt. Jannings wird 1929 als erster Schauspieler überhaupt mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet (bei den Frauen wird diese Ehre Janet Gaynor zuteil). Er bekommt den Preis für zwei Filme, Josef von Sternbergs "Sein letzter Befehl" und "Der Weg allen Fleisches" von Victor Fleming.

circa 1928:  German director Ernst Lubitsch (1892 - 1947) meeting distinguished German actor Emil Jannings (1882 - 1950). The two men cooperated on the Famous Players production 'The Patriot' amongst others.  (Photo by Eugene Robert Richee/Hulton Archive/Getty Images)
Zwei deutsche Oscar-Preisträger auf einem Bild: Ernst Lubitsch (links) und Emil Jannings (Bild: Eugene Robert Richee/Hulton Archive/Getty Images)

Das deutsche Kino hat in den 1920er-Jahren weltweite Strahlkraft. Die Kunstströmungen Expressionismus' und Neue Sachlichkeit zweigen auch beim Film ab, was Meisterwerke wie "Das Cabinet des Dr. Caligari", "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens", "Die freudlose Gasse" und die "Dr. Mabuse"-Filme zur Folge hat. Regisseure wie Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau, Georg Wilhelm Pabst und Ernst Lubitsch finden in Hollywood nicht nur Beachtung, sie verlagern auch ihre Karrieren dorthin.

Für die kreativen Höhenflüge des deutschen Films in den 1920er Jahren und zu Beginn der 1930er-Jahre stehen auch die Schauspielerin Luise Rainer und der Kameramann Karl Freund. Rainer wird 1935 von Hollywood angeworben. Freund, der Klassiker wie "Der letzte Mann", "Metropolis" und "Berlin – Die Sinfonie der Großstadt" bebildert, arbeitet schon seit 1929 in der Traumfabrik. 1938 werden sie für ihre Leistungen in "Die gute Erde" je mit einem Oscar geehrt. Für Rainer ist es da bereits die zweite Auszeichnung, ein Jahr zuvor erhält sie den Preis für "Der große Ziegfeld".

Von Ernst Lubitsch bis Hans Zimmer

Ein Erfolg, wie er Rainer und Freund zuteilwird, bleibt Ernst Lubitsch verwehrt. Der Regisseur steckt in derselben Schublade wie Kollege Alfred Hitchcock und Schauspieler Peter O'Toole. Er gehört zu den größten seines Fachs, wird für seine Leistungen mehrfach für den Oscar vorgeschlagen, den Preis erhält er jedoch nie. Dafür wird Lubitsch, dessen ebenso lustigen wie hintergründigen Komödien wie "Ärger im Paradies", "Ninotschka" und "Sein oder Nichtsein" bis heute die Zuschauer begeistern, 1946 mit dem Ehrenoscar prämiert. Immerhin.

Composer Hans Zimmer attends a press conference at Royal Theatre on July 3, 2018 in Madrid, Spain. (Photo by Oscar Gonzalez/NurPhoto via Getty Images)
Hans Zimmer ist zweifacher Oscar-Preisträger (Bild: Oscar Gonzalez/NurPhoto via Getty Images)

Über einen Mangel an Oscar-Auszeichnungen braucht sich Hans Zimmer nicht zu beschweren. Der deutsche Filmkomponist ist in Hollywood längst etabliert, wo er für die größten Produktionen engagiert wird. Schon elf Oscar-Nominierungen zählt das in Frankfurt am Main gebürtige Ausnahmetalent, die erste erhält Zimmer 1989 für das Drama "Rain Man", es folgen Nominierungen für "Gladiator", "Inception" und "Interstellar". Die Ausbeute: zwei Auszeichnungen, für "Der König der Löwen" und das Science-Fiction-Epos "Dune".

Kurze und lange Filme

Dass deutsche Filmemacher auch außerhalb Hollywoods gute Filme drehen können, zeigt die Gattung Kurzfilm. Hier sind sie insgesamt fünf Mal erfolgreich, wie die Zwillingsbrüder Wolfgang und Christoph Lauenstein mit ihrem kafkaesken Animationsfilm "Balance", Pepe Danquart mit "Schwarzfahrer" und Jochen Alexander Freydank mit "Spielzeugland". Aber auch in der Rubrik Studentenoscar ist die Bilanz mit neun Auszeichnungen beachtlich. Der erste deutsche Regisseur, der den Preis erhält, ist Wolfgang Becker (1988 für "Schmetterlinge").

VENICE, ITALY - SEPTEMBER 04: Florian Henckel von Donnersmarck walks the red carpet ahead of the 'Werk Ohne Autor (Never Look Away)' screening during the 75th Venice Film Festival at Sala Grande on September 4, 2018 in Venice, Italy. (Photo by Alessandra Benedetti - Corbis/Corbis via Getty Images)
Florian Henckel von Donnersmarck gewann einen Oscar für das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" (Bild: Alessandra Benedetti - Corbis/Corbis via Getty Images)

Eher enttäuschend ist dagegen die Ausbeute in der Königsklasse für ausländische Filme, der Sparte Bester internationaler Film. Hier war Deutschland bisher nur drei Mal erfolgreich, 1980 mit "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff, 2003 mit "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link und 2007 mit Florian Henckel von Donnersmarcks "Das Leben der Anderen". Enttäuschend ist das auch deshalb, als deutsche Filme in der Rubrik schon 21 Mal vorgeschlagen waren, etwa Helmut Käutners "Der Hauptmann von Köpenick", Bernhard Wickis "Die Brücke" und Maren Ades "Toni Erdmann".

Infografik: Oscars: Deutschland bisher dreimal prämiert | Statista
Infografik: Oscars: Deutschland bisher dreimal prämiert | Statista

Will the Oscar go to "Im Westen nichts Neues"?

Man darf aber guter Dinge sein. Die Chancen, dass sich die Differenz zwischen nominierten Filmen und ausgezeichneten mit der diesjährigen Oscar-Verleihung verringert, sind gut. Warum? Auch weil "Im Westen nichts Neues" für neun Oscars nominiert ist, inklusive bester Film. Das ist immerhin eine Sensation und könnte die Entscheidungsträger beeinflussen. Werden sie nicht auch so denken: Ein ausländischer Film, der für so viele Oscars und sogar als bester Film nominiert ist, verdient mindestens den Internationalen-Oscar. Ist doch logisch, aber wir werden sehen.