Die Sonne hat sich in den letzten 2 Jahren verändert – aber was bedeutet das?

Sonnenwinde werden stärker und haben Auswirkungen bis zur Erde

Sonne
Die kleinen geladenen Teilchen, die die Sonne ständig ausspuckt, sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. (Symbolbild: Getty)

Seit 2020 ist die Raumsonde Solar Orbiter der Europäischen Weltraumorganisation Esa schon unterwegs, um neue Erkenntnisse über die Sonne zu liefern. Dazu gehören hochauflösende Bilder der bisher nicht kartografierten Polarregionen sowie die Erforschung der Strahlung und der elektrisch geladenen Teilchen, die die Sonne ausspuckt und die der Solarwind durch das Sonnensystem bis zur Erde transportiert.

Auf der Erde zeigt sich ein solcher koronaler Massenauswurf in Form von Polarlichtern, die man je nach Stärke des Sonnenwindes teilweise auch in Deutschland sehen kann. Doch die hübsch anzusehende Mischung aus Elektronen, Protonen und den Kernen von schweren Elementen wie Helium, Sauerstoff und Eisen hat das Zeug dazu, neben einer Menge Technik auch die Menschen auf der Erde zu gefährden.

Die Strahlung ist zerstörerisch

Die von der Sonne ausgehende elektromagnetische Strahlung lässt laut Esa etwa Öl-Pipelines korrodieren, kann neben dem TV- und Handyempfang auch die Telekommunikation und GPS-gestützte Navigationssysteme auf der ganzen Welt stören und zum Zusammensturz ganzer Hochspannungsnetzwerke führen. Grund genug also, die Vorgänge auf der Sonne genauer verstehen zu wollen, um perspektivisch gewarnt und vorbereitet zu sein, sollten von der Sonne und der Teilchen eine besonders große Gefahr ausgehen.

Die gelbe Farbe visualisiert die Aktivität der Sonne. (Bild: ESA)
Die gelbe Farbe visualisiert die Aktivität der Sonne. (Bild: Esa)

Wie Bilder des von der Nasa und Esa entwickelten Solar Orbiters nahelegen, hat sich die Sonne zwischen Februar 2021 und Oktober 2023 deutlich mehr verändert, als Wissenschaftler vermutet hätten. Während nämlich die ersten Aufnahmen noch eine relativ ruhige Sonne zeigen, zeigen die neueren laut ESA einen "bemerkenswerten Anstieg der Sonnenaktivität". Konkret bedeutet das: mehr leuchtende Explosionen, mehr dunkle Sonnenflecken, Plasmaschleifen und Wirbel aus heißem Gas.

Dass es während des elf Jahre dauernden Sonnenzyklus, der durch das Magnetfeld der Sonne bedingt ist, zu solchen Veränderungen kommt, ist nicht ungewöhnlich. Was aber ungewöhnlich ist, ist eben die Schnelligkeit, in der die Veränderung aktuell stattfindet.

Der Zyklus der Sonne hat sich bereits verschoben

Demnach wird der Höhepunkt des Zyklus wohl nicht erst im Juli 2025 erreicht sein, wie es den Berechnungen entsprechen würde, sondern bis zu ein Jahr früher, wie die Esa mitteilt. Ende 2023 hatten auch Experten vom Zentrum für Weltraumwettervorhersage (SWPC) der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA den Höhepunkt des Zyklus spätestens für Oktober 2024 vorausgesagt. Die Wissenschaftler erhoffen sich nun weitere Erkenntnisse von Solar Orbiter, um Zeitpunkt und Stärke von Sonnenzyklen künftig noch besser einschätzen und die anfällige Infrastruktur auf der Erde schützen zu können.

Unterdessen haben Wissenschaftler eines internationalen Forschungsteams unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen endlich auch eine Ursache des Sonnenwindes entdeckt. Dafür hatte die Raumsonde Solar Orbiter ein koronales Loch unter die Lupe genommen. Zwar waren diese Löcher als Quelle des Protonen- und Elektronenstroms schon bekannt. Neu war aber die Erkenntnis von vielen kleinen Eruptionen, die den Sonnenwind antreiben.