Bei diesen F1-Teams kann es bald richtig Zunder geben
Das Lachen in den Red-Bull-Gesichtern konnte nach den Testfahrten nicht größer sein. Grund: Weltmeister Max Verstappen fuhr zwar nur an einem der drei Testtage die schnellste Rundenzeit, aber die Art und Weise, wie er mit dem neuen RB20 fuhr, ließ die Protagonisten von Red Bull frohlocken.
Red-Bull-Chefberater Helmut Marko zu SPORT1: „Auch wenn es kaum möglich erschien: Max hat noch mal den nächsten Schritt gemacht. Es war eine Augenweide zu sehen, wie er auf abbauende Reifen oder andere Veränderungen im Fahrverhalten reagierte. So eine Einheit zwischen Fahrer und Auto habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt.“ Deshalb sind sich Experten wie Aston-Martin-Legende Fernando Alonso, Mercedes-Pilot George Russell oder Ex-Weltmeister Damon Hill einig: Nur außergewöhnliche Umstände können den Niederländer von seinem vierten WM-Titel in Folge abhalten.
Können diese Umstände eintreten? Welche Teams gehen mit Rückenwind in den Saisonstart? Wer hat schon die ersten Enttäuschungen in den Knochen? Und welche Teamkonstellationen versprechen Zündstoff, auch mit Blick auf den Fahrermarkt 2025? SPORT1 blickt vor dem heutigen Start der Freien Trainings in Bahrain (ab 12.30 Uhr LIVETICKER) auf die Kräfteverhältnisse.
Das Power-Ranking vor dem Formel-1-Saisonstart
Max Verstappen - Red Bull
Die Erklärung wurde schon geliefert. Laut Mercedes beträgt der Vorsprung des Niederländers eine Sekunde pro Runde im Renntrim, laut Williams ist es eine halbe Sekunde, Red-Bull-Legende Helmut Marko spricht von drei Zehntelsekunden. Was Marko nicht sagt: Der Vorsprung bezieht sich nur auf Verstappen.
Teamkollege Sergio Pérez tut sich schwerer. Der Mexikaner, dessen Vertrag in diesem Jahr ausläuft, muss sich strecken, um vor den beiden Ferrari zu bleiben. Fest steht: Der neue RB20, mit dem Stardesigner Adrian Newey zur Überraschung der Konkurrenz neue Wege ging, ist Verstappen wie auf den Leib geschneidert.
Und zuverlässig ist er auch schon: 390 Runden an drei Testtagen ohne Probleme belegen das.
Ferrari
Die neue rote Diva wirkt schnell und zuverlässig. Charles Leclerc und Carlos Sainz spulten in drei Tagen locker 416 Runden ab. Dabei setzte der Spanier Sainz die absolute Bestzeit der Testtage, allerdings auf weicheren Reifen, als Red Bull sie je aufzog.
Dennoch ein Beleg, dass der Ferrari besonders auf eine Runde im Qualifying eine Herausforderung sogar für Verstappen sein könnte. Im Rennen eher nicht. Ferrari hat seine größte Schwäche, den großen Reifenabbau während eines Rennens zwar sichtlich vermindert, aber auf Augenhöhe mit Verstappen sind sie noch nicht.
Spannung verspricht das Teamduell. Sainz, der im nächsten Jahr durch Lewis Hamilton ersetzt wird, fährt um einen neuen Job. Doch die Frage bleibt: Wie lange darf er den in Zukunft gesetzten Leclerc attackieren?
Mercedes
Knapp die Nummer 3. Lewis Hamilton scheint besser mit dem Auto klarzukommen als mit dem Vorjahreswagen. Aber das Ziel, Red Bull herauszufordern, scheint nach den Tests noch etwas überambitioniert.
Ein Problem ist, dass Hamilton schon für nächstes Jahr bei Ferrari unterschrieben hat. Sky-Experte Ralf Schumacher: „Es ist für alle keine glückliche Situation. Nicht für Mercedes, nicht für George Russell und auch nicht für Hamilton. Ich bin gespannt, wie Teamchef Toto Wolff damit umgeht.“
Aston Martin
Das Team von Milliardär Lawrence Stroll will den nächsten Schritt machen und regelmäßig Podiumsplätze einfahren - sogar den ersten Sieg feiern.
Allein: Das wird schwer. Positiv ist, dass Lance Stroll, der in der letzten Saison lange an einer Handverletzung zu knabbern hatte, näher an den Zeiten von Superstar Fernando Alonso dran zu sein scheint.
McLaren
Das zweitbeste Team des letzten Saisondrittels 2023 scheint noch nicht ganz so weit mit der Neuentwicklung zu sein. Aber die Saison ist lang, das Auto hat noch viel Entwicklungsluft nach oben.
Der Abstand zu Ferrari, Mercedes und Aston Martin ist nicht groß. Auch hier sorgt das Teamduell zwischen Lando Norris und Oscar Piastri für Zündstoff. Beide haben nach Meinung der Experten Weltmeisterpotenzial. Am Ende der Saison wird aber einen der beiden der Verlierer sein.
Racing Bulls
Das Juniorteam von Red Bull hat den erhofften nächsten Schritt gemacht, möglich durch eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Mutterteam in Milton Keynes.
Alles, was per Reglement weitergereicht werden darf, wurde an den B-Bullen geschraubt. Die Zeiten von Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda waren ermutigend. Für beide ist jedes Rennen eine Bewerbungsfahrt für 2025. Denn beide gelten als potentielle Kandidaten, dann Teamkollege von Max Verstappen im Weltmeisterteam zu werden.
Alpine
Der Sportableger von Renault enttäuschte bei den Tests. Auch wenn die Franzosen womöglich mit mehr Sprit als die Konkurrenz unterwegs war, waren sie zu weit weg.
Alpine muss sich erheblich steigern, sonst droht Konzernmutter Renault, den F1-Stecker zu ziehen. Pikant auch: Die beiden französischen Fahrer Esteban Ocon und Pierre Gasly können sich nicht leiden. Sie machen auch keinen Hehl draus.
Williams
Der von Mercedes gewechselte Teamchef James Vowles ist jetzt in seiner zweiten Saison im Amt. Er denkt langfristig, baut auf das Jahr 2026, wenn es eine Regelrevolution gibt. Davor sind stetig kleine, aber feine Schritte geplant.
Großes Plus ist der unter thailändischer Flagge fahrende Brite Alex Albon. Er gilt mittlerweile als einer der besten Piloten im Feld, wird sogar als zukünftiger Mercedes- oder Red-Bull-Pilot gehandelt.
Teamkollege Logan Sargeant dagegen fährt um seinen Job. Der US-Amerikaner, im zweiten Jahr aktiv, muss sich steigern, um seinen Platz in der Königsklasse zu behalten.
Sauber
Das zukünftige Audi-Team glänzte zwar ab und an mit schnellen Rundenzeiten, doch in der Rennabstimmung mit vollen Tanks waren die Schweizer noch zu langsam.
Audi will Fortschritte sehen, sonst wackelt das Projekt. Ob das mit den beiden Piloten Valtteri Bottas und Zhou Guanyu allerdings möglich ist, gilt als zweifelhaft.
Haas
Auch nach dem Abgang von Kult-Teamchef Günther Steiner gilt für Haas immer noch das Motto: Willst du Haas vorne sehen, musst du die Tabelle drehen.
Nico Hülkenberg, einzig verbliebener Deutscher in der Königsklasse, kann deshalb nur ein Ziel haben: aus wenig viel machen und Glanzpunkte setzen. Dieses Jahr muss er vertragsbedingt noch mit dem US-Team hinterherfahren. Ist er regelmäßig schneller sein als Teamkollege Kevin Magnussen, bringt er sich in eine gute Verhandlungsposition.