Diese Varianten gibt es - Pflegeversicherung in der Krise - wie Sie jetzt für den Ernstfall vorsorgen

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Die gesetzliche Pflegeversicherung steckt in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten, dabei bietet sie heute schon keine Rundumversorgung. Private Zusatzversicherungen können das ausgleichen, aber nicht für jeden ist das lohnend.

Die deutsche Gesellschaft wird im Schnitt immer älter und damit steigt auch die Zahl der Pflegefälle weiter an. Seit 1999 hat sich ihre Zahl fast verdreifacht, mittlerweile muss die Pflegeversicherung mehr als fünf Millionen Menschen versorgen, bis 2050 sollen es fast sieben Millionen werden. Damit steigen auch die Kosten. 2022 lagen die Ausgaben bereits bei rund 60 Milliarden Euro. Das ist im gegenwärtigen System mit einem Pflegebeitrag von nur 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens (plus 0,6 Prozent für Kinderlose) nicht mehr finanzierbar. Ein Anstieg des Beitrages für 2025 gilt bereits als unausweichlich, wahrscheinlich wird er um 0,2 Prozent nach oben gehen.

Dabei bleibt die Pflegeversicherung aber eine Art Teilkasko-Versicherung, denn sie übernimmt im Notfall nur einen Teil der anfallenden Kosten. Versicherte müssen immer auch einen Eigenanteil bezahlen, der gerade dann sehr hoch ausfallen kann, wenn jemand etwa in ein Pflegeheim gehen muss. Die Kosten für Heimplätze sind gerade in den vergangenen Jahren stark nach oben geschossen, aber auch professionelle ambulante Pfleger sind teuer. Je nach Pflegegrad kann der Eigenanteil nach einem Vergleich der Zeitschrift Finanztest bei bis zu 2600 Euro pro Monat liegen.

Diese drei Arten von Zusatzversicherungen gibt es

Finanzielle Hilfe in solchen Fällen versprechen Pflege-Zusatzversicherungen. Die können Sie privat bei jeder Krankenkasse abschließen. Die unterscheiden sich in drei Kategorien: Es gibt Versicherungen für Pflegetagegeld, Pflegekosten und Pflegerenten. Beim Pflegetagegeld zahlt die Versicherung im Ernstfall einen bestimmten Tagessatz. Ab Pflegegrad 5 wird dieser voll bezahlt, darunter meist anteilig. Manche Pflegetageversicherungen schließen die Pflege zu Hause aus, was Sie ebenso nicht abschließen sollten wie Versicherungen, bei denen Sie selbst im Pflegefall noch Beiträge zahlen müssen.

Während das Pflegetagegeld eine Pauschale ist, die Sie im Ernstfall ungeachtet der tatsächlichen Kosten bekommen, erstattet eine Pflegekostenversicherungen nur die wirklichen Ausgaben, die Sie für die Pflege haben. Gemeint ist damit zumeist der nicht von der gesetzlichen Versicherung übernommene Eigenanteil. Wie viel dieses Anteils übernommen wird, müssen Sie bei Vertragsabschluss festlegen. Sollen es 100 Prozent sein, sind die Beiträge logischerweise höher als wenn die Zusatzversicherung nur die Hälfte übernehmen soll. Manche Tarife verzichten auf Anteile und definieren eine Höchstgrenze, bis zu der Kosten übernommen werden. Bei einer Heimunterbringung wird aber oft nur die dortige Pflege bezahlt, nicht der Heimplatz selbst.

Eine Pflegerentenversicherung ähnelt dem Tagesgeld, allerdings wird hier eine monatliche Rente ausbezahlt. Wie hoch diese ist, müssen Sie bei Vertragsabschluss festlegen, die Beiträge richten sich dann danach. Im Pflegefall werden die Beitragszahlungen ausgesetzt. Wichtig ist deswegen, für längere Zeiträume die zu erwartende Inflation miteinzuberechnen. Manche Tarife erlauben eine entsprechende Dynamik von Beiträgen und Leistungen, manche nicht.

Generell unterscheiden sich die Beiträge in allen drei Varianten stark. Tagesgeld-Versicherungen gibt es schon ab 65 Euro pro Monat, Sie können aber auch locker das Dreifache zahlen. In der Pflegerentenversicherung kann es auf bis zu 300 Euro pro Monat nach oben gehen. Pflegekostenversicherungen sind mit 22 bis 80 Euro pro Monat laut der Verbraucherzentrale am günstigsten, aber auch hier ist die Spanne groß.

Für wen sich eine Zusatzversicherung lohnt

Ob Sie eine solche Zusatzversicherung abschließen sollten, hängt von Ihren finanziellen Möglichkeiten ab. Es gilt der generelle Grundsatz, dass Sie eine Versicherung nur dann abschließen sollten, wenn der versicherte Notfall Sie ansonsten finanziell ruinieren würde. Haben Sie also hohe Ersparnisse und/oder Renteneinkünfte, mit denen Sie eine Pflege auch selbst bezahlen könnten, sollten Sie auf eine Zusatzversicherung verzichten. Die durchschnittliche Pflegedauer liegt bei fünf Jahren, diesen Zeitraum müssten Sie also überbrücken können.

Ebenso müssen Sie sich fragen, wie hoch Pflegekosten für Sie tatsächlich ausfallen werden. Wer etwa viele Angehörige hat, die Pflegearbeiten übernehmen würden, braucht ebenfalls keine Zusatzversicherung. Pflegebedürftigkeit wird in Deutschland in fünf Schweregrade eingeteilt und die allermeisten Patienten bleiben ihr Leben lang in den Graden 1 bis 3. Hier geht es nicht um stationäre Einlieferungen, sondern um Hilfe beim Einkauf, Anziehen oder Essen – also eher simple Tätigkeiten, die auch nicht-ausgebildete Personen teilweise übernehmen können. Statistisch gesehen wird rund die Hälfte der Pflegefälle zu Hause von Laien betreut, nur 16 Prozent müssen in ein Heim.

Die möglichen privaten Kosten können gerade jüngere Menschen also locker etwa durch Investitionen am Finanzmarkt ansparen. Ausgaben dafür lohnen sich meist mehr als Beitragszahlungen an eine Versicherung in gleicher Höhe. Statistiken zeigen, dass die meisten Pflegefälle erst eintreten, wenn Sie älter als 70 Jahre alt sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich eine Zusatzversicherung am ehesten dann lohnt, wenn Sie bereits 50 Jahre oder älter sind und bisher nicht über signifikante Ersparnisse verfügen und auch keine allzu üppige Rente erwarten können.

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