Diskriminierung im Gasthof: So toll reagiert der Wirt

Zum Glück gibt es Wirte, die auf Diskriminierungen angemessen reagieren. (Symbolbild: Getty)
Zum Glück gibt es Wirte, die auf Diskriminierungen angemessen reagieren. (Symbolbild: Getty)

Der Landgasthof Lahner liegt im beschaulichen fränkischen Heiligenstadt. Er ist zumindest Touristen und Einheimischen gut bekannt. Nun hat der Wirt mit seiner mutigen Ansage gegen Diskriminierung einige neue Fans dazugewonnen.

Auch wenn das Vorurteil gegen Bayern gerne mal lautet, dass sie eher konservativ und bieder sind, gibt es doch im Freistaat in der Realität oft ein offenherziges Laissez-Fair. Den besten Beweis dafür lieferte jetzt der Wirt Marcus Müller. Er betreibt den Landgasthof Lahner. Am Tag der Deutschen Einheit war das Lokal gut besucht, die Kellnerinnen hatten alle Hände voll zu tun. So kam es dann auch, dass Müller selbst von dem Vorfall erst am Abend erfuhr.

Eine Frau, die im Lahner zu Gast war fühlte sich mit ihrer Familie derart von einem behinderten Kind am Nebentisch gestört, dass sie begann laut und hörbar zu pöbeln. Dabei ging sie mit ihren Beleidigungen so weit, dass sie sagte, dass Menschen mit Behinderungen überhaupt nicht in ein Restaurant gehen dürften und am besten in ein Heim gehörten “um dort zu verrotten.” Die Bedienung erzählte Müller erst nach Feierabend von dem unerhörten Benehmen der Frau, doch die sollte sogar noch dreister werden und schrieb dem Wirt von einem anonymen Account aus eine Email, in der sie drohte, sie werde nicht mehr wiederkommen, wenn er nicht auf sein Klientel achte und “sowas” öfter da sei.

“Ich schmeiße Sie sowas von raus”

Müller antwortete per Facebook auf der Seite des Landgasthofs auf die einzig richtige Weise. Zunächst stellte er klar: „Bei uns im Lahner ist jeder herzlich willkommen, egal, ob du schwul, lesbisch, schwarz oder weiß bist. Uns ist es egal, ob du dick oder dünn bist, jung oder alt, ob du ein Mensch mit Behinderung oder einfach nur anders bist.“ Doch dann wandte er sich auch direkt an den beleidigenden Gast: “Die Frechheit dann noch zu besitzen, mir eine E-Mail zuschreiben mit, „man solle doch bitte drauf achten welches Klientel man sich ins Haus holt, wenn sowas öfters da ist, kommen wir nicht wieder“.... NEIN Sie brauchen auch nicht wieder kommen, ich schmeiße Sie sowas von raus, das glauben sie mir gar nicht, wenn ich merke Sie besuchen uns noch einmal.”

Mehr als 25.000 Likes erhielt der Post, über 3000 Kommentare gab es darunter. Der Großteil davon positiv und mit Unterstützung für die Reaktion des Wirtes auf die Pöbeleien. “Respekt, einfach Klasse mit so viel Mut für Klarheit zu sorgen!” schrieb eine Userin. Müller wird es verkraften können wenn die bloßgestellten Hetzer nicht mehr so bald im Lahner zu Gast sein werden. Denn viele User wurden durch den Post auf das Gasthaus aufmerksam und versprachen, dort vorbei zu kommen: “Werde euch wohl in absehbarer Zeit einen Besuch abstatten um gut zu essen bei Gastgebern, die "Gastfreundschaft" noch groß schreiben.” Müller erweiterte seinen Post auf zahlreiche Nachfragen hin, ob er auch auf die Mail direkt geantwortet habe, noch um den Zusatz: “Ja, haben wir, da es uns wichtig war/ist. Allerdings nicht ganz so höflich und neutral formuliert wie dieser Post...” Nun folgte auf Facebook auch noch ein fünfminütiges Video, in dem Müller den Vorfall und die Reaktionen noch einmal für sich einordnet.

In seiner emotionalen Ansprache verteidigt er sich gegen die Vorwürfe, er habe die Gelegenheit zur Eigenwerbung genutzt. Niemals hätte er mit einem solchen Feedback gerechnet, was auch zeige, dass es offensichtlich ein wichtiges Thema sei. Nun könne er sich in Zukunft vorstellen, Projekte anzustoßen und etwa mit behinderten Servicekräften und Köchen zu arbeiten. Vor allem aber werde er auch weiterhin seine Meinung klar und direkt sagen und vertreten.