Donald Trumps Siegeszug bei den Vorwahlen: Liebesgrüße aus dem Vorhof der Hölle

Trump gewinnt auch die Vorwahl in South Carolina

Donald Trump auf der CPAC-Konferenz am vergangenen Samstag in Maryland.
Donald Trump auf der CPAC-Konferenz am vergangenen Samstag in Maryland.

Die Partei der Republikaner in den USA kniet vor Donald Trump nieder. Der Ex-Präsident scheint bei den Vorwahlen ohne große Mühen zu gewinnen. Dabei outet er sich ganz ehrlich und offen als Staatsfeind. Aber er verspricht weißen rechten Amerikanern wie ihm ein Überleben im Armageddon – wenn es denn stattfindet.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Dass Donald Trump stets dick aufträgt, ist eine Untertreibung. Unter Vernichtung und Dystopie der Überlebenden macht es der selbsterklärte "Größte Anführer aller Zeiten" nicht. So jedenfalls lesen sich seine aktuellen Reden. Nur wird einem das Popcorn fade. Denn bei seinen steten Ausflügen in die Phantasie erlangt Trump einen Zuspruch nach dem anderen. Die Frage, wie das alles möglich sein kann, bleibt einem längst im Halse stecken.

So nun auch geschehen in South Carolina, wo um die 60 Prozent der Wähler in der parteiinternen Vorwahl für ihn votierten – und nicht für seine Konkurrentin Nikki Haley, die in dem Bundesstaat sogar zweimal Gouverneurin war. Okay, die Wähler in South Carolina gelten als besonders konservativ – und sowas bedient Trump wie kein Zweiter, möchte man meinen. Tatsächlich aber ist der Businessman aus News York kein Konservativer, sondern flippender Anarchodieb. Er hasst Traditionen. Und den Staat mag er nur, wenn er sich an ihm bedienen kann. Allein deshalb bestieg er die Arena der Politik. Dass die Amerikaner sich von Trump ausrauben lassen, wird in der Geschichte der USA einmal ein Sonderkapitel kriegen.

Mit welchen Sprüchen also garnierte Trump seinen Wahlsieg in South Carolina?

Trump sprach auf der CPAC-Konferenz – das ist eine Zusammenkunft konservativ orientierter Zeitgenossen, die sich zu einer Art Poetry Slam entwickelt hat. Wer am effektivsten die verbale Dreckschleuder beherrscht, gewinnt durch Beifall. Die Redner verwandeln sich dabei in Gladiatoren, im Kampf gegen meist unsichtbare Gegner. Trump erledigt solche Termine quasi im Halbschlaf. Wäre er nicht ernst zu nehmender Kandidat für das wichtigste Amt auf der Welt, wären seine Worte nicht der Erwähnung wert. Aber es sieht ja anders aus. Also los.

Am besten kam in Trumps Rede noch US-Präsident Joe Biden weg. Der wurde lediglich mit den Worten abgewatscht, sein Werk sei „Zerstörung unseres Landes“. Trump wärmte sich wohl noch auf.

Donald Trump: „Skrupellose Banden werden unser Land invasieren“

Kern seiner Rede war eine trostlose Zukunft des Landes – gäbe es nicht ihn. „Skrupellose Banden werden unser Land invasieren“, sagte er nach Angaben von „ntv“. Die Polizei werde Konservative und religiöse Menschen jagen, die Hamas und die Antifa würden Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Ähm. Trinkt er tatsächlich nur Cola-Light? Trump geht es um Umstände wie im Film „Die Klapperschlange“ von John Carpenter aus dem Jahr 1981, in dem New York ein Gefängnis für Strafgefangene geworden ist. Nichts ist groß genug für sein Schauergemälde. Wenn es also Jagden in den USA gibt, dann meist von „Konservativen“, die in einer Manier von Bürgerwehren auf ihnen Verdächtige schießen; das dies in der Regel keine weißen Amerikaner sind, ist kein Zufall. Dass Trump „religiöse Menschen“ erwähnt, ist eine Huldigung seiner christlich-fundamentalistischen Stammwähler, welche über seine persönlichen Sünden hinwegsehen und in ihm eine Art Messias erblicken – oder einen nützlichen Idioten, der ihre Interessen durchdrückt.

Was die Hamas in Amerika anstellen will? Egal, mit Realitäten gibt sich Trump nicht ab. Sie ist böse, ok? Und „Antifa“ erst recht. Beide geben Trugbilder ab, mimen in Trumps Weltbild Gruppen, die es in der Art, Weise, Umfang und Absicht tatsächlich nicht gibt, aber who cares? Denn der New Yorker Trump weiß Bescheid: Schon jetzt würden sie ganz New York City überrennen, wegen ihnen sei es nirgendwo mehr sicher. Wer? Sogenannte „Migrantenverbrecher“. Trump mixt also alles zusammen. Sein Cocktail ist hübsch gruselig.

Botschaft dieser Horrorshow ist ein Versprechen. Das Amerika der alten Tage, in denen weiße, meist protestantische Männer über Land und Leute herrschte, werde mit ihm geschützt. Die USA ändern sich, wie auch Deutschland. Dahinter steckt kein „Masterplan“, sondern der Lauf der Zeit. Aber man schlachtet aus, was man kann.

Trump: Als erste Amtshandlung die Grenze schließen

Als Präsident werde er, sagte Trump also laut „ntv“, als erste Amtshandlung die Grenze schließen, wieder die fossilen Energieträger fördern und 18 Millionen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung wieder nach Hause zu schicken. Ansonsten würden „Horden Illegaler“ über die Grenzen strömen, „40 bis 50 Millionen Menschen“. Klar, dass dann alles zusammenbrechen würde – also für jene, die nicht so superreich sind wie er. Und daher kann auch nur ein Superreicher wie Trump die Nation retten. Yes, he can! Da ist es egal, dass die Grenze zu Mexiko längst geschlossen ist und ihre Überwachung auch zum Amtszeiten Trumps nicht abweisender gestaltet wurde – es sind technische Fragen. Aber die sind langweilig, damit unterhält man kein Publikum in der Verbalgladiatoren-Arena.

Da Trump die Kirschen auf seiner imaginierten Sahnetorte des Bösen immer höher hängt, war die folgende Aussage von ihm nur folgerichtig: Wegen Bidens Außenpolitik, orakelte er, „werden wir den Dritten Weltkrieg verlieren“ – als stünde der bereits vor der Tür. Ach, wir vergaßen: New York ist ja auch schon verloren.

Gegen Trump hilft nur eines, und zwar ein steter Realitätsabgleich. Alles, was er sagt, muss auf seine Tatsächlichkeit hin abgeklopft werden. Geschieht dies nicht, setzen sich seine Lügen erst recht fest, eben ohne Gegenwehr.

Nordstream: Hätten wir bloß auf die Amerikaner gehört

Und manchmal sagt Trump auch Wahres. Selbst auf Deutschland kam er beim Kongress zu sprechen und erzählte, er sei gegen den Bau der Nordstream-2-Pipeline gewesen – was stimmt. Biden, sagte er dann, hätte sie stattdessen sofort genehmigt – was nicht stimmt. Dann aber: „Wir verteidigen Deutschland, und dann bezahlen sie Milliarden Dollar an die Leute, gegen die wir sie verteidigen? Wie logisch ist das?“, rief er. „Und dann sagen sie, ich sei zu freundlich zu Russland.“ Da machte Trump einen Punkt. Der Bau der Pipeline für russisches Gas war ein Desaster. Hätten wir bloß auf die Amerikaner gehört.

Doch dann flog Trump wieder aus der rhetorischen Kurve und bezeichnete sich als „politischer Dissident“. Und: Er sei häufiger angeklagt worden als Al Capone. Das war vermutlich komplett ehrlich. Nun wissen wir, wen Trump als Vorbild hat.