In Dortmund - Stromanbieter kassiert mit gefälschten Rechnungen ab - so bekommen Sie Ihr Geld zurück

Ein Ehepaar soll knapp 5000 Euro für Fernwärme nachzahlen. (Symbolfoto)<span class="copyright">imago images/Shotshop</span>
Ein Ehepaar soll knapp 5000 Euro für Fernwärme nachzahlen. (Symbolfoto)imago images/Shotshop

Ein Skandal erschüttert die Stadtwerke Dortmund. Die Billigtochter Stadtenergie hat offenbar vielen Kunden zu hohe Rechnungen ausgestellt. Innerhalb weniger Jahre soll das Unternehmen ihnen 36 Millionen Euro vorenthalten haben. FOCUS online erklärt, was Kunden wissen müssen.

Seit 2022 beschweren sich Kunden der Dortmunder Stadtenergie, einer Billigtochter der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW21), über hohe Rechnungen. Auch bei FOCUS online gingen immer wieder Leserbriefe ein. Jetzt ist der Grund für die hohen Rechnungen bekannt und für Tausende ein Schock!

Die Muttergesellschaft DEW21 der Stadtenergie hatte eine Überprüfung der hohen Rechnungen in Auftrag gegeben. Beauftragt wurde das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC). Der Bericht liegt nun vor.

Das Unternehmen hatten die Verbrauchsdaten von Strom- und Gaskunden gefälscht und ihnen überhöhte Rechnungen geschickt. Wie der WDR berichtet, sprechen die Autoren der Studie von Manipulationen und Rechtsverstößen. Es geht um 36 Millionen Euro, die den Strom- und Gaskunden durch überhöhte Preise in Rechnung gestellt wurden.

Geprellte Kunden können nun auf eine Rückzahlen hoffen.

Massiver Schaden für die Stadtwerke Dortmund

DEW21 rechnet für das Gesamtjahr mit einem Verlust von 74 Millionen Euro durch den Schaden bei Stadtenergie . Darin seien neben Ergebniskorrekturen auch Rückzahlungen an Kunden enthalten.

Die wirtschaftlichen Folgen werde auch der Stadtwerke-Konzern als DEW-Anteilseigner zu tragen haben, hieß es weiter: Die Auswirkungen der Vorfälle werden sich mit insgesamt 46 Millionen Euro in der Bilanz von DSW21 niederschlagen. Dies treffe die Stadtwerke spürbar, sagte Finanzvorstand Jörg Jacoby laut Mitteilung.

„Wir sind im Konzern aber so stabil aufgestellt, dass wir das auffangen können“, betonte er weiter. So hätten die Stadtwerke für 2023 auch unter Berücksichtigung der Vorfälle einen Gewinn von rund 75 Millionen Euro erwirtschaftet, sagte ein Sprecher.

Zugleich stellt sich die Frage, inwieweit die Kunden den Stadtwerken und ihrer Billigtochter weiter vertrauen können. Die verantwortlichen Manager der „Stadtenergie“ wurden inzwischen suspendiert.

Als Konsequenz aus der Affäre muss nun auch die Chefin des Mutterkonzerns DSW21, Heike Heim, ihren Hut nehmen. Der Aufsichtsrat sei beauftragt worden, mit ihr über die Beendigung der Zusammenarbeit zu sprechen und einen Aufhebungsvertrag zu vereinbaren, teilten die Stadtwerke DSW21 mit. Gleichzeitig hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Ein Sprecher sagte dem WDR, man arbeite eng mit den Wirtschaftsprüfern von DEW21 zusammen und warte gespannt auf die internen Untersuchungen des Unternehmens.

Kunden der DEW21 zahlen zu viel für Gas - wegen gravierender Entscheidung

Bei ihren Recherchen stießen die Prüfer auf weitere schockierende Ungereimtheiten. Unter Heims Führung schloss DEW21 mitten in der Hochpreisphase für Erdgas 2022 langfristige Verträge mit Lieferanten ab - trotz eindringlicher Warnungen von Experten, die zu kurzfristigen Verträgen rieten. Die Folgen für die Kunden sind gravierend. Denn während die Gaspreise im Bundesdurchschnitt sinken, zahlen Haushalte bei DEW21 deutlich mehr für Gas.

Dies ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass DEW21-Gaskunden derzeit bundesweit den höchsten Gaspreis zahlen müssen.

FOCUS online rät: Wer einen Vertrag mit DEW21 hat, sollte sich unbedingt nach einem günstigeren Anbieter umsehen.

So finden Sie heraus, ob Sie bei Stadtenergie zu viel Geld bezahlt haben

Betroffen sind vor allem Kunden der Stadtenergie in Dortmund. Bei rund 30.000 Haushalten hat das Unternehmen für die Abrechnungszeiträume 2022/2023 und 2023/2024 zu viel Geld abgebucht. Die Überzahlungen resultieren nicht nur aus den hohen Nachzahlungen, die einmal im Jahr fällig werden, sondern auch aus den monatlichen Abschlagszahlungen.

Kunden, die in diesem Zeitraum zu viel bezahlt haben, werden nun vom Unternehmen informiert und auch entschädigt. Das gilt auch für Kunden, die in diesem Zeitraum einen laufenden Gas- oder Stromvertrag hatten und inzwischen zu einem anderen Anbieter gewechselt sind.

FOCUS online rät : In jedem Fall sollte eine Entschädigung bei der Stadtenergie beantragt werden. Das Unternehmen nimmt nach eigenen Angaben derzeit keine Neukunden mehr an.

Zu hohe Rechnung von Ihrem Gasanbieter erhalten? So gehen Sie jetzt vor

Wenn Sie eine unerwartet hohe Nachzahlung für Ihren Gasanschluss erhalten und sich dagegen wehren möchten, können Sie folgende Schritte unternehmen:

Rechnung prüfen

Prüfen Sie Details der Rechnung sorgfältig. Vergleichen Sie die aktuellen Abrechnungsdaten mit denen des Vorjahres, achten Sie auf den Verbrauch, den Preis pro Einheit und eventuelle Tarif- oder Gebührenänderungen. Prüfen Sie, ob Preisbremsen (für 2023) berechnet wurden. Überlegen Sie, ob es Veränderungen in Ihrem Verbrauchsverhalten gegeben hat.

Kontakt zum Anbieter

Wenden Sie sich mit Ihren Bedenken und Fragen direkt an Ihren Anbieter. Halten Sie Ihre Kundennummer und die Rechnung bereit, um spezifische Details zu besprechen. Wenn Sie glauben, dass die Rechnung fehlerhaft ist, können Sie formell Einspruch einlegen. Informieren Sie sich über das Vorgehen bei Ihrem Anbieter. In der Regel müssen Einsprüche schriftlich eingereicht werden.

Wenden Sie sich an die Verbraucherzentrale

Wenden Sie sich an die Verbraucherzentrale oder eine Energieberatungsstelle in Ihrer Nähe. Diese bieten oft kostenlose oder kostengünstige Beratungen an. Derzeit sind zwei Sammelklagen geplant. Betroffene können sich diesen noch anschließen.

Zahlung nach Rücksprache vorerst aussetzen

Beachten Sie, dass Rechnungen immer eine Zahlungsfrist haben. Klären Sie mit Ihrem Energieversorger, ob Zahlungen ausgesetzt oder angepasst werden können, bis die Angelegenheit geklärt ist. Bewahren Sie den Schriftverkehr mit dem Energieversorger und andere relevante Unterlagen sorgfältig auf. Diese können für weitere Verhandlungen oder rechtliche Schritte wichtig sein.