Dramatische Lage im Gazastreifen: Menschen plündern UN-Nothilfelager

Lange Schlangen für Brot in Rafah im Süden des Gazastreifens. Die Versorgungskrise in der blockierten Enklave verschärft sich dramatisch, die Lage der mehr als 2,2 Millionen Einwohner:innen wird immer prekärer.

Plündern aus Verzeiflung und Hunger

Vom Krieg zwischen Israel und der Hamas Vertriebene haben ein Lebensmittellager mit Hilfsgüter geplündert. Sie hätten dabei Mehl und andere Dinge wie Hygiene-Artikel mitgenommen. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA sieht den Vorfall als beunruhigendes Zeichen dafür, dass die zivile Ordnung zusammenbricht. "Die Menschen haben Angst, sind frustriert und verzweifel", erklärte Thomas White, UNRWA-Leiter im Gazastreifen.

Die Lage im Gazastreifen werde von Tag zu Tag besorgniserregender, warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic forderte von den beteiligten Parteien sofortigen und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza. Viele westliche Staaten haben sich den Forderungen nach Hilfskorridoren angeschlossen.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Sechs weitere Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten sind am Sonntag im Gazastreifen eingetroffen - ein Tropfen auf den heißen Stein, so das Rote Kreuz. Über den Grenzübergang Rafah aus Ägypten kamen seit Beginn des Kriegs rund 90 Lastwagen. Gebraucht würden 100 - pro Tag.

Der Mangel an Trinkwasser, die nach WHO-Angaben mehr als 1.000 Leichen unter den Trümmern, die überfüllten Friedhöfe und überlasteten Leichenhallen verschlimmern die ohnehin schon schlechten hygienischen Bedingungen der Überlebenden.

Israel kündigt Ausweitung humanitärer Hilfe an

Israel will die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen nach eigenen Angaben erleichtern. Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde sagte Journalisten am Sonntag, Hilfslieferungen sollten in den kommenden Wochen "dramatisch erhöht" werden. Dies geschehe auf Bitten der USA.

Goren sagte weiter, die Wasserversorgung im Gazastreifen sei "nicht auf dem normalen Level", aber ausreichend für humanitäre Bedürfnisse. 90 Prozent des Trinkwassers im Gazastreifen stamme aus dem Palästinensergebiet selbst. Nach israelischen Erkenntnissen gebe es keinen Mangel an Lebensmitteln in dem Küstenstreifen.