Drei Gründe, warum die US-Präsidentschaftswahlen 2024 völlig anders als im Jahr 2020 sein werden

Drei Gründe, warum die US-Präsidentschaftswahlen 2024 völlig anders als im Jahr 2020 sein werden
Donald Trump und Joe Biden. (Artie Walker Jr./AP, Manuel Balce Ceneta/AP)

Mit jeder neuen Umfrage wird es wahrscheinlicher, dass bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 die gleichen beiden Protagonisten wie 2020 antreten werden: Präsident Biden und der ehemalige Präsident Donald Trump.

Bei den Vorwahlen der Republikaner liegt Trump laut der jüngsten Umfrage von Yahoo News/YouGov mit 46 Prozentpunkten vor seinem nächsten Konkurrenten. Bei den Demokraten liegt Biden mit 61 Punkten vorn.

Die Geschichte zeigt, dass solche Vorsprünge in der Regel uneinholbar sind.

Doch selbst wenn es in Amerika zu einer Neuauflage der Wahl zwischen Biden und Trump kommen sollte, bedeutet das nicht, dass der November 2024 eine Wiederholung des Novembers 2020 sein wird.

Das liegt zum Teil daran, dass sich Trump und Biden verändert haben: Ersterer muss sich nun vier Strafverfahren stellen, letzterer wehrt sich gegen Fragen zu seinem fortgeschrittenen Alter.

Es liegt aber auch daran, dass sich die Dynamik bei den Wahlen ebenfalls verändert hat.

Die Landkarte

Das Electoral College, also das Gremium, das den Präsidenten letztendlich wählt, hat lange Zeit die Republikaner begünstigt, und dieser Vorteil ist bei den letzten Wahlen noch gewachsen. Sowohl Trump als auch George W. Bush konnten die Präsidentschaft gewinnen, obwohl sie in der Wählergunst verloren, weil sie in den umkämpften Bundesstaaten viel besser abschnitten als auf nationaler Ebene.

Eine aktuelle Analyse der New York Times stellt jedoch fest, dass der Vorsprung der Republikaner im Electoral College schwinden könnte.

Der Hauptgrund dafür ist, dass Trump sein Ansehen bei den nicht-weißen Wählern verbessert hat, während Biden bei weißen Wählern (insbesondere bei Hochschulabsolventen) nach wie vor beliebt ist.

Nicht-weiße Wähler sind in umkämpften Bundesstaaten wie Wisconsin, Michigan und Pennsylvania im Allgemeinen unterrepräsentiert, während sie in durchweg blauen Staaten wie Kalifornien und New York überrepräsentiert sind. Infolgedessen würden „Trumps Zugewinne bei den nicht-weißen Wählern landesweit eher dazu beitragen, seine Position beim Gesamtwahlergebnis zu verbessern als in den umkämpften Staaten“, so die Times. Wenn Trump einen Wähler im demokratischen Oregon umstimmen kann, ist das weniger wert als wenn Biden einen Wähler im lilafarbenen Pennsylvania umstimmen kann.“

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Wähler vor einem Wahllokal in Warwick, Rhode Island, am 7. November 2022. (David Goldman/AP) (AP)

Die jüngsten Ergebnisse von Nachwahlen in Swing States wie Wisconsin und New Hampshire spiegeln diese Entwicklung wider. Laut der Webseite FiveThirtyEight haben die Demokraten bei den diesjährigen Nachwahlen bisher um durchschnittlich 11 Prozentpunkte besser abgeschnitten als erwartet.

Das bedeutet aber nicht, dass Biden 2024 spielend gewinnen wird. Tatsächlich deuten die aktuellen Umfragen auf ein engeres Rennen als beim letzten Mal hin, als Biden mit mehr als 4 Prozentpunkten Vorsprung gewann.

Aber es könnte bedeuten, dass sich die Landschaft verschiebt. Während umkämpfte Wahlkreise mit vielen Ethnien wie Arizona, Georgia und Nevada wahrscheinlich ihren Status als Zitterpartie beibehalten werden, könnte es für Trump in den weißeren Swing States im Nordosten und im oberen Mittleren Westen schwieriger werden, zu gewinnen – und ein Staat wie North Carolina (den Biden 2020 mit nur 1,35 % verlor und in dem die Republikaner gegen viel Kritik am Abtreibungsverbot kämpfen) könnte eine größere Rolle als je zuvor spielen.

Die Wahlmänner und -frauen

Die Kandidaten mögen 2024 dieselben sein, aber das Electoral College wird mit Sicherheit anders aussehen. Laut der Meinungsforscherin der Demokraten, Celinda Lake, wird jeder fünfte Wahlberechtigte der Generation Z angehören, die in den späten 1990er-Jahren oder später geboren wurde.

Im Vergleich zu älteren Wählern – von denen jedes Jahr zweieinhalb Millionen sterben – bedeutet diese Zahl einen Nettozuwachs von 52 Millionen potenziellen Wählern der Generation Z seit 2016.

Das ist auch ein potenzieller Vorteil für Biden bei einem erneuten Aufeinandertreffen mit Trump. Es ist nicht so, dass die Wähler der Generation Z dem älteren Präsidenten (oder irgendeinem Politiker oder einer Partei) gegenüber loyal sind. Aber 48 % von ihnen bezeichnen sich als People of Color (im Vergleich zu den Babyboomern, die zu 72 % weiß sind), und sie sind eher hochgebildet, unterstützen LGBTQ-Rechte und zählen Rassismus zu ihren größten Sorgen.

In den letzten Jahren haben junge Menschen also weniger aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit oder Persönlichkeit als vielmehr aufgrund ihrer „starken Leidenschaft für ein oder mehrere Themen“ – wie Klimawandel oder Zugang zur Abtreibung – „häufiger für die Demokraten und eine fortschrittliche Politik gestimmt als frühere Generationen, als sie in einem ähnlichen Alter waren“, so Lake.

Obwohl ihre Wahlbeteiligung immer noch deutlich niedriger ist als die älterer Menschen, sind sie doch in größerer Zahl zur Wahl gegangen als ihre Vorfahren. Lake schreibt: „Die durchschnittliche Wahlbeteiligung der jungen Wähler (hier definiert als Wähler unter 30 Jahren) lag in den Jahren nach Trump um 25 Prozent höher als die der älteren Generationen im gleichen Alter vor Trump – 8 Prozent höher in Präsidentschaftswahlen und satte 46 Prozent höher in Zwischenwahlen.

Die Drittparteien als Spielverderber

2020 gab es noch einen dritten Kandidaten: Die Libertäre Jo Jorgensen. Aber ihre Kandidatur wurde kaum registriert und erhielt nur 1,2 % der Stimmen. Howie Hawkins von der Grünen Partei schnitt sogar noch schlechter ab (0,26 %).

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Kandidat Stimmen wegschnappt, könnte bei der nächsten Wahl sogar noch sehr viel größer sein.

Zum einen haben die linksgerichteten Grünen mit Cornel West, dem charismatischen Philosophieprofessor aus Princeton, einen weitaus prominenteren Kandidaten.

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Der Gelehrte und Aktivist Cornel West. (Damian Dovarganes/AP) (AP)

Zum anderen treibt die zentristische Gruppe „No Labels“ ihren umstrittenen Plan voran, 2024 eine „Einheitskandidatur“ aufzustellen – einen Republikaner und einen Demokraten. Zwei Politiker mit Verbindungen zur Gruppe, der ehemalige Gouverneur Larry Hogan, ein Republikaner aus Maryland, und Senator Joe Manchin, ein Demokrat aus West Virginia, haben bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

No Labels hat erklärt, dass sie bis März 2024 Zeit hätten, um zu entscheiden, ob sie in das Rennen einsteigen – und dass sie ihre Kandidaten spätestens am 15. April 2024 bekanntgeben werden, also noch vor dem eigenen Kongress der Gruppe in Dallas.

In der Zwischenzeit sammelt die Gruppe 70 Millionen US-Dollar – von Spendern, die sie wiederholt nicht bekannt geben wollte –, um in allen 50 Bundesstaaten einen eigenen Eintrag auf dem Walhzettel für die Präsidentschaftswahlen zu kaufen. In 34 dieser Staaten kann No Labels einen Platz auf dem Wahlzettel für 2024 für eine mögliche dritte Partei reservieren, indem sie eine bestimmte Anzahl von Unterschriften sammeln und einreichen. Die Gruppe hat diese Hürde in Arizona, Colorado, Alaska und Oregon bereits genommen und ist nach eigenen Angaben „auf dem besten Weg“, bis zum Jahresende weitere 24 Staaten hinzuzufügen (einschließlich umkämpfter Staaten wie Florida, North Carolina und Nevada). In den anderen Staaten müssen sich die Kandidaten selbst – falls überhaupt welche antreten – ihren Platz auf dem Stimmzettel sichern.

Die Demokraten befürchten, dass No Labels Biden Anti-Trump-Wähler abspenstig machen und damit Trump helfen könnte, das Weiße Haus zurückzuerobern.

Andrew Romano