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Dunkelheit und entschlossene Reparaturarbeiten am ukrainischen Stromnetz

Nach den massiven russischen Raketenangriffen vom Mittwoch laufen die Aufräumarbeiten in der Ukraine. Mindestens zehn Menschen wurden getötet und viele verletzt, Russland hat auch einmal mehr das Stromnetz der Ukraine gezielt ins Visier genommen.

Eine dunkle Nacht in der Ukraine

Russland schoss am Mittwoch etwa 70 Raketen sowie Drohnen auf die Ukraine ab. Zwar wurden nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe 51 Raketen und 5 Drohnen abgefangen, doch es gab Tote, Verletzte und massive Schäden an der Energieinfrastruktur.

Die Kernkraftwerke des Landes schalteten sich ab, die meisten Wärme- und Wasserkraftwerke fielen aus, wie das Energieministerium mitteilte. Es kam zu großflächigen Blackouts.

In der Hauptstadt Kiew mit ihren drei Millionen Einwohnern waren nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko 80 Prozent der Haushalte ohne Strom und Wasser. Journalisten berichteten, sie hätten die Stadt noch nie so finster gesehen.

Selenskyj vor UN-Sicherheitsrat in New York

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte in einer kurzfristig einberufen Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York eine weitere Verurteilung Moskaus: Russland müsse deutlich als terroristischer Staat bezeichnet werden. Das Treffen des Rates war zuvor nach einer Forderung von Selenskyj kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt worden.

"Der Energieterror ist vergleichbar mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Wenn bei Minusgraden zig Millionen Menschen ohne Strom, ohne Heizung, ohne Wasser sind, sind das offensichtlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit", so Selenskyj.

Kritik an Russlands Raketenangriffen

Die gezielten russischen Angriffe auf die kritische Infrastruktur in der Ukraine wurden weltweit verurteilt. Die USA warfen Russlands Präsident Wladimir Putin vor, den Winter "eindeutig als Waffe einzusetzen, um dem ukrainischen Volk immenses Leid zuzufügen".

Moskaus UN-Botschafter sagte die Angriffe auf die Infrastruktur seien die Antwort "auf das Vollpumpen des Landes mit westlichen Waffen".

Russland werde das militärische Potenzial der Ukraine weiter dezimieren, bis Kiew eine «realistische Haltung» zu Verhandlungen einnehme, sagte der Moskauer UN-Botschafter Wassili Nebensja im Sicherheitsrat. Die Angriffe auf die Infrastruktur seien die Antwort «auf das Vollpumpen des Landes mit westlichen Waffen und die unklugen Aufrufe, Kiew solle einen militärischen Sieg über Russland erringen». Die Ukraine setzt darauf, russische Truppen aus allen besetzten Gebieten zu vertrieben.

Europäische Strom-Generatoren für Kiew

Das EU-Parlament reagierte unterdessen auf die Notlage der Menschen in der Ukraine. Um Menschen in der Ukraine trotz russischer Angriffe auf die dortige Infrastruktur im Winter mit Energie versorgen zu können, ruft EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola die EU-Städte zu Spenden auf.

Konkret geht es darum, Generatoren zu sammeln, um eine Notversorgung für Menschen sicherzustellen, wie das EU-Parlament am Mittwoch mitteilte. "Der Bedarf ist nahezu unbegrenzt", sagte Metsola. Millionen Menschen in der Ukraine seien von der Stromversorgung abgeschnitten.

Die Kampagne "Generatoren der Hoffnung" wird unterstützt vom Verbund Eurocities, ein Netzwerk von mehr als 200 Städten in 38 Ländern. In Deutschland sind beispielsweise Berlin, Bonn, Köln, Dresden, Hamburg, Frankfurt und München Teil von Eurocities.

Die Generatoren sollen dazu beitragen, wichtige Einrichtungen im Land wie Krankenhäuser, Schulen, Wasserversorgungseinrichtungen, Hilfszentren, Notunterkünfte, Telefonmasten und vieles mehr mit Energie zu versorgen.

Erste Erfolge bei Netzreparaturen

In Kiew war es genau neun Monate nach Kriegsbeginn eine dunkle Nacht. Doch die Reparaturarbeiten am Stromnetz gehen am Donnerstag weiter. Erste Fortschritte bei der Wiederherstellung der Stromversorgung wurden bereits am späten Mittwoch Abend vermeldet.

In 15 Verwaltungsgebieten gebe es teilweise wieder Strom, teilte der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, am Mittwochabend in Kiew mit. In der Hauptstadt selbst werde die kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser wieder versorgt, danach seien private Verbraucher dran. Bis zum Abend seien landesweit 2750 Notfallanlaufstellen in Betrieb gegangen, in denen es Heizung, Licht, Wasser, Internet und Telefon für die Bürger gibt.