Ein altes Bauernhaus hängt an der englischen Küste nach einem Erdrutsch bedenklich über das Kliff

Der Besitzer hat das Gebäude verlassen und sich bereits damit abgefunden, dass es abgerissen werden muss

An der englischen Küste kommt es immer wieder zu Erdrutschen.
An der englischen Küste kommt es immer wieder zu Erdrutschen. (Foto: Symbolbild / Getty Images)

Im Jahr 2019 erfüllte sich ein Mann seinen Traum von einem Haus mit Meerblick an der Küste der englischen Grafschaft Norfolk. Er kaufte sich ein altes Bauernhaus, nur wenige Meter vom sandigen Kliff entfernt, das dort beinahe senkrecht zum Strand hin abfällt.

Jetzt musste der Mann sein Haus aber verlassen, denn es droht in die Tiefe hinabzustürzen. Der Grund: Kürzlich war ein Teil des Kliffs abgebrochen und damit auch die wenigen Meter zwischen dem Haus und dem Abgrund. Jetzt ragt sogar ein Eckchen des Gebäudes über den Abgrund hinaus. Bilder von dem skurrilen Anblick verbreiten sich seit einigen Tagen in den sozialen Netzwerken.

Das große Bauernhaus in Trimingham, an der Ostküste Englands, zählt drei Schlafzimmer und kostete bei einer Auktion vor fünf Jahren 132.000 Pfund – umgerechnet entspricht das heute in etwa 150.000 Euro. Der Mann, der das Gebäude aus dem 18-. Jahrhundert damals gekauft hat, wollte darin laut Medienberichten seinen Ruhestand verbringen.

Das ist jetzt nicht mehr möglich. Dazu kommt, dass der Wert des Gebäudes von einem Tag auf den anderen auf null gefallen sein dürfte.

Der Grund: Im Jahr 2019 stand das Haus noch einige Meter vom Kliff entfernt, das in dieser Region einige Dutzend Meter beinahe senkrecht zum Meer abfällt. Doch das Kliff ist kürzlich großflächig abgerutscht, jetzt ragt sogar ein Teil des Bauernhauses über den Abgrund.

Die Nachrichtenagentur SWNS hat in einem Bericht über den Vorfall Bilder veröffentlicht, die den Unterschied vor und nach dem Erdrutsch zeigen. Deshalb musste das Haus auch aus Sicherheitsgründen evakuiert und dürfte bald ganz abgerissen werden.

Verantwortlich für den Erdrutsch ist die sogenannte Abrasion, eine besondere Form der Erosion. Letztlich bedeutet es, dass sich die Küste aufgrund von Gezeiten und Wetter, aber eben auch aufgrund von Naturereignissen verändert.

Spektrum erklärt, dass es sich eine "Abtragung durch die schleifende und einebnende Wirkung von im Brandungsbereich bewegten Geröllen (Brandungsgerölle)" handelt. Sie finde an Meeresküsten und den Ufern größerer Seen statt, wodurch typische Abrasionsformen entstünden.

So auch in diesem Fall. Die Regionalzeitung North Norfolk News schreibt, dass starke Regenfälle im Winter das sandige Kliff aufgeweicht hätten und deshalb die Zahl der Erdrutsche in der Gegend zugenommen habe.

Ein Gebäude des britischen Verteidigungsministeriums wurde deshalb auch vergangenes Jahr komplett abgebaut und versetzt – weiter weg vom schrumpfenden Kliff.

In den North Norfolk News kommt auch der Zuständige für die Küstenerhaltung zu Wort, Harry Blathwayt. Er sagt dort: "Es ist sehr traurig, dass das alte Bauernhaus in den letzten Wochen durch den Erdrutsch untergraben wurde." Laut Blathwayt habe der Eigentümer bereits mit der Verwaltung von Trimingham gesprochen und akzeptiert, dass sich sein Zuhause "in einer prekären Lage" befinde und deshalb abgerissen werden müsse. Die Kosten werde die Stadt übernehmen.

Der Besitzer hat zwischenzeitlich das Haus verlassen und sein gesamtes Eigentum ausgeräumt.

Es gibt einige Pläne, wie Trimingham das weitere Abrutschen der Küste verhindern will – die Stadt plant, großflächig Pflanzen auszubringen, die dort wachsen und mit ihren Wurzeln die Abrasion verhindern sollen.

Zusätzlich soll Regenwasser aufgefangen und genutzt werden, bevor es ins Erdreich einsickern und den Boden zu stark aufweichen kann. Aber es dürfte noch einige Zeit dauern, bis die Pläne realisiert werden und Wirkung zeigen. Die Stadtverwaltung geht deshalb davon aus, dass noch weitere Grundstücke und Gebäude "verloren" gehen könnten.