"Empire of Light" feiert den Zauber der Leinwand: Das sind die Kino-Highlights der Woche

"Empire of Light" mit Oscar-Preisträgerin Olivia Colman und Micheal Ward ist ein behutsamer Liebesfilm - und eine Liebeserklärung an das Kino selbst. (Bild: 20th Century Studios/Disney)
"Empire of Light" mit Oscar-Preisträgerin Olivia Colman und Micheal Ward ist ein behutsamer Liebesfilm - und eine Liebeserklärung an das Kino selbst. (Bild: 20th Century Studios/Disney)

"Infinity Pool", "Das reinste Vergnügen" und "Empire of Light", ein kraftvoller Film über die Kraft des Films: Das sind die Kino-Neustarts am 20. April.

Hier gibt es die ganz großen Gefühle: Im Kino wird gelacht, geweint und sich zuweilen auch verliebt. Als nach wie vor beliebter Treffpunkt für Dates begann vor der Leinwand bereits die eine oder andere Romanze. Im zarten Drama "Empire of Light" finden zwei gepeinigte Liebende nicht im Kinosessel, sondern als Angestellte im Lichtspielhaus zusammen: Die Kino-Hommage von Sam Mendes, die Anfang Dezember 2022 in den US-Kinos startete, ist nun auch hierzulande zu sehen.

Außerdem neu im Kino: "Infinity Pool" erzählt von einem Horror-Urlaub vor malerischer Luxus-Kulisse, und in der Komödie "Das reinste Vergnügen" wird aus einem Geburtstagsscherz ein sexy Reinigungsunternehmen - ausschließlich mit männlichen Putzkräften ...

Hillary (Olivia Colman) wird von ihrem Chef ausgenutzt, Stephen (Micheal Ward) kämpft in einer rassistischen Gesellschaft um Anerkennung. Hat ihre Liebe unter diesen Bedingungen eine Chance? (Bild: 20th Century Studios / Disney)
Hillary (Olivia Colman) wird von ihrem Chef ausgenutzt, Stephen (Micheal Ward) kämpft in einer rassistischen Gesellschaft um Anerkennung. Hat ihre Liebe unter diesen Bedingungen eine Chance? (Bild: 20th Century Studios / Disney)

Empire of Light

Das Kino ist ein magischer Ort. Im Falle des historischen Liebesfilms "Empire of Light" gilt das nicht nur für das Geschehen vor und hinter, sondern auch auf der Leinwand: Denn in der hochkarätig besetzten britisch-amerikanischen Koproduktion wird ein altehrwürdiges Lichtspielhaus zur Bühne für eine zarte Lovestory in den wechselhaften Zeiten der 1980er-Jahre. Dort arbeitet eine bunte Truppe, die Belegschaft besteht aus skurrilen aber dennoch - oder gerade deswegen - liebenswerten Typen. Der insgesamt neunte Spielfilm des Oscar-prämierten Regisseurs Sam Mendes ("American Beauty") ist nicht weniger als eine Hommage an seine Jugend und die Macht des Zelluloids.

Doch im Empire Cinema an der südenglischen Küste laufen Dramen auch fern des Projektors ab: Für Hillary (gespielt von Oscar-Preisträgerin Olivia Colman) ist das Kino Arbeitsstätte und Familie zugleich, nach längerer Abwesenheit ist sie wieder hier tätig. Doch sie hat sich verändert, wirkt zurückgenommener als früher. Hillary leidet an einer bipolaren Störung und wird von ihrem Chef Mr. Ellis (Colin Firth) emotional sowie sexuell ausgenutzt.

Dann fängt Stephen (Micheal Ward), ein charismatischer junger Mann, im Empire an. Als Afroeuropäer ist er rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Aus der spontanen Zuneigung der beiden Außenseiter entwickelt sich eine romantische Beziehung. Doch hat die Romanze eine Zukunft? Nach und nach holt die Realität die beiden ein.

Zum ersten Mal war Sam Mendes als alleinverantwortlicher Drehbuchautor tätig, gleichzeitig holte er sich für sein Liebesdrama alte Weggefährten ins Boot: Mit Pippa Harris arbeitete der Brite als Koproduzent bereits für seinen erfolgreichen Kriegsfilm "1917" zusammen. Im Stab finden sich weitere bekannte Gesichter: Bereits zum fünften Mal gewann Mendes den virtuosen Oscar-Gewinner Roger Deakins für die Kamera; Lee Smith schickte sich an, zum dritten Mal einen Mendes-Film im Schnitt zu veredeln. Auch die Maskenbildnerin, der Tontechniker und die Casting-Regisseurin sind keine Unbekannten.

Auf der Insel La Tolqa sucht James Foster (Alexander Skarsgård) in "Infinity Pool" Inspiration für sein neues Buch. Was er im vermeintlichen Paradies findet ist nicht weniger als der pure Horror. (Bild: Universal Pictures)
Auf der Insel La Tolqa sucht James Foster (Alexander Skarsgård) in "Infinity Pool" Inspiration für sein neues Buch. Was er im vermeintlichen Paradies findet ist nicht weniger als der pure Horror. (Bild: Universal Pictures)

Infinity Pool

Strahlender Sonnenschein, unberührte Traumstrände und eine luxuriöse Unterkunft: Auf der (fiktiven) Insel La Tolqa ist James Foster (Alexander Skarsgård, "The Northman") auf der Suche nach Inspiration, das zweite Buch des Autors lässt auf sich warten. Gemeinsam mit seiner Frau Em (Cleopatra Coleman) lässt es sich Foster auf dem malerischen Eiland gutgehen, hofiert vom aufmerksamen Personal. Der perfekte Urlaub? Nein, der reinste Horror. Denn im neuesten Film des Regisseurs und Drehbuchautors Brandon Cronenberg, "Infinity Pool", entpuppt sich ein vermeintliches Paradies einmal mehr als Kulisse des Wahnsinns.

Hinter den Sicherheitszäunen des Resorts scheint etwas Gefährliches zu lauern. Gemeinsam mit der ebenso verführerischen wie mysteriösen Gabi (Mia Goth) verlässt das Paar das Gelände, ein fürchterlicher Fehler: Nach einem tragischen Autounfall sehen sie sich mit der Zero-Toleranz-Politik des Landes bezüglich Verbrechen konfrontiert. Ihnen droht die Todesstrafe. Es offenbart sich eine erschreckende Subkultur, die den Nährboden für einen rücksichtslosen Gewalt-Exzess bietet.

Wie der Vater, so der Sohn: David Cronenberg ("Die Fliege") gilt als wegweisende Ikone des sogenannten Body-Horrors, und sein Sprössling Brandon eifert dem Papa nach: Sein letzter Film "Posessor" (2021) setzte bereits auf schonungslose Brutalität, mit "Infinity Pool" hat es sich der Kanadier einmal mehr zum Ziel gesetzt, das Kinopublikum zu verstören: mit den Abgründen des Luxus-Tourismus ebenso wie mit diversen Körperflüssigkeiten.

Die verführerische Gabi (Mia Goth) zieht James Foster (Alexander Skarsgård) in einen Abgrund aus Gewalt - Brandon Cronenberg hat sich einmal mehr nicht zurückgehalten. (Bild: Universal Pictures)
Die verführerische Gabi (Mia Goth) zieht James Foster (Alexander Skarsgård) in einen Abgrund aus Gewalt - Brandon Cronenberg hat sich einmal mehr nicht zurückgehalten. (Bild: Universal Pictures)

Das reinste Vergnügen

Ein dezidiert männlicher Blick auf Sexualität durchzieht nicht nur die Pornografie, sondern auch das große Kino. Die Lust der Frau gilt nach wie vor als chronisch unterrepräsentiert. In diesem Film aber steht sie im Zentrum: Die Komödie "Das reinste Vergnügen" von Regisseurin Renée Webster nimmt sich der weiblichen Begierde an, mit leichter Hand, einem Augenzwinkern und laut Pressetext "inspiriert von wahren Begebenheiten".

In der Hauptrolle zu sehen: Schauspielerin, Autorin, Comedienne und Moderatorin Sally Phillips, bekannt aus der "Bridget Jones"-Reihe. Sie verkörpert Gina, eine Frau in der Lebenskrise. Der Job ist futsch und aus ihrer Ehe die Luft raus. Eines Tages klingelt plötzlich Tom an der Tür: ein gut gebauter Stripper, der verspricht, ihr wirklich jeden Wunsch zu erfüllen. Ginas Wunsch? Eine saubere Wohnung. Der Geburtstagsscherz ihrer Freundinnen bringt Gina auf eine Geschäftsidee. Aus einer Gruppe Testosteron-geladener Umzugshelfer formt sie ein ganz besonderes Ensemble aus Reinigungskräften, ausgestattet mit Eimer, Wischmopp und Sexappeal.

Die Saubermänner kommen bei der weiblichen Zielgruppe fantastisch an, bald verlangen die Klientinnen nach mehr und das Geschäft floriert. Während ihre Mitarbeiter kaum hinterherkommen, die Bedürfnisse der Kundinnen zu befriedigen, sieht sich Gina von ihren Gefühlen überwältigt. Was Frauen wirklich wollen? Selbstermächtigung.

Gina (Sally Phillips) lässt die Korken knallen: In "Das reinste Vergnügen" macht die Frau mittleren Alters mit einer sexy Putzerkolonne ordentlich Reibach. (Bild: Feisty Dame Productions / 24 Bilder )
Gina (Sally Phillips) lässt die Korken knallen: In "Das reinste Vergnügen" macht die Frau mittleren Alters mit einer sexy Putzerkolonne ordentlich Reibach. (Bild: Feisty Dame Productions / 24 Bilder )