Erdogan warnt vor Szenario wie beim Putschversuch 2016

Der türkische Präsident hat am Ende seines Wahlkampfs und am Vorabend der entscheidenden Wahl den Ton noch einmal deutlich verschärft. Man werde die Unabhängigkeit, wenn nötig, "wie in der Nacht des 15. Juli, auf Kosten unseres Lebens" verteidigen, twitterte Recep Tayyip Erdogan.

Gemeint ist der Putschversuch von 2016. Welches künftige Szenario er damit meint, ließ er offen. Erdogan warnte seine Anhänger vor möglichen Repressalien, sollte sein Rivale an die Macht kommen.

Erdogans ultranationalistischer Verbündeter Devlet Bahceli geht da weiter, er drohte dem Oppositionsbündnis vor kurzem unverhohlen mit "entweder lebenslangen Haftstrafen oder Kugeln in ihre Körper".

Sollte die Opposition nur knapp gewinnen, wächst die Sorge, dass Erdogan das Ergebnis nicht akzeptieren könnte.

Die Umfragen sehen Kemal Kiliçdaroglu, den Vorsitzenden der Republikanischen Volkspartei in Führung. Der 74-jährige Sozialdemokrat könnte der zwei Jahrzehnte währenden Autokratie des konservativen Präsidenten ein Ende setzen.

Kiliçdaroglu tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an und will das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie führen.

Ob Erdogan die Türkei nach 20 Jahren an der Macht auch in die Zukunft führen könnte, daran gibt es zunehmend Zweifel. Das Land leidet unter einer Währungskrise, die Justiz gilt als politisiert, die Institutionen als ausgehöhlt. Nach dem Erdbeben im Februar mit Zehntausenden Toten wurde Erdogan Versagen im Krisenmanagement vorgeworfen.