Hilfsgüter erreichen Opfer von Erdrutsch in Papua-Neuguinea nur langsam

Nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea haben am Mittwoch erste Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten die betroffenen Gebiete erreicht. Laut Unicef wurde mit der Verteilung von einfachen Hygienesets an die Menschen begonnen. (STR)
Nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea haben am Mittwoch erste Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten die betroffenen Gebiete erreicht. Laut Unicef wurde mit der Verteilung von einfachen Hygienesets an die Menschen begonnen. (STR)

Fünf Tage nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea haben erste Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten die betroffenen Gebiete erreicht. Nach UN-Angaben wurde am Mittwoch mit der Verteilung von einfachen Hygienesets an die Menschen begonnen. Nach Angaben von Hilfsorganisationen werden aber weiterhin dringend Lebensmittel, Decken und Notunterkünfte benötigt. Weil immer noch kein schweres Gerät an den Unglücksort gelangen konnte, wurden bislang erst sechs Todesopfer geborgen.

An die Menschen im Katastrophengebiet wurden Hygiene-Sets mit Wasserkanistern und Seife verteilt, wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef mitteilte. Die Organisation World Vision erklärte, dass es weiterhin massiv an Lebensmitteln, Unterkünften, Decken und Moskitonetzen fehle.

Die Hilfslieferungen erreichten das Katastrophengebiet nur "langsam", sagte Gemeindevertreter Miok Michael, der den Unglücksort kürzlich besucht hatte, der Nachrichtenagentur AFP. "Aber die vertriebenen Menschen weinen immer noch und rufen um Hilfe. Es gibt für sie keine richtigen Häuser zum Schlafen, all ihre Häuser wurden verschüttet."

Der enorme Erdrutsch hatte sich am vergangenen Freitag in der schwer erreichbaren Provinz Enga ereignet. Nach Regierungsangaben wurden mehr als 2000 Bewohner des Dorfes Mulitaka verschüttet. Eine Fläche von der Größe von vier Fußballfeldern wurde unter einem Gemisch von riesigen Felsbrocken, entwurzelten Bäumen und meterdicken Erdmassen begraben.

Der Unglücksort ist nicht nur wegen seiner Lage schwer zu erreichen. Auch Stammesgewalt in der Umgebung und die Blockade wichtiger Straßen durch weitere Erdrutsche behindern die Lieferung von Räumgerät und Hilfsgütern. Auch der Einsturz mehrerer Brücken macht lange Umwege nötig.

Die Armee des Landes gab wegen der Infrastrukturschäden ihr Vorhaben auf, schweres Räumgerät an den Unglücksort zu bringen. Stattdessen soll nun Ausrüstung von Bergwerken und anderen Unternehmen genutzt werden. Diese werde "spätestens" am Donnerstag ankommen, sagte der UN-Vertreter Serhan Aktoprak AFP.

Bislang konnten nur sechs Todesopfer aus den Schlammmassen geborgen werden. Während die Rettungskräfte die Hoffnung auf Überlebende unter den meterhohen Schlammbergen aufgaben, begannen die Einheimischen mit Prozessionen für die Toten. Bilder zeigten eine Gruppe von Männern, die einen hölzernen Sarg auf den Schultern das bewaldete Tal hinunter trugen, während zahlreiche Trauernde weinend hinter ihnen herliefen.

Nach Angaben von Hilfsorganisationen leiden auch viele Kinder unter dem Unglück. "Wir hören, dass viele der Kinder aufgrund dessen, was sie gesehen und erlebt haben, nicht mehr sprechen", sagte Justine McMahon von Care Papua-Neuguinea. Niels Kraaier von Unicef Papua-Neuguinea sagte, der Erdrutsch habe nach bisherigem Kenntnisstand neun Kinder zu Waisen gemacht. Schätzungen zufolge sind 40 Prozent der Bewohner der Region unter 16 Jahre alt.

Die Provinzregierung forderte die Landesregierung auf, den nationalen Notstand zu verhängen. Regierungschef James Marape hat das Katastrophengebiet noch nicht besucht. Seine Regierung kämpft in der Hauptstadt Port Moresby gegen ihren Sturz durch ein Misstrauensvotum. Kritiker werfen der Regierung vor, das Katastrophenmanagement deswegen zu vernachlässigen.

Papua-Neuguinea liegt im südwestlichen Pazifik, das Klima zählt zu den feuchtesten der Welt. Wissenschaftlern zufolge führt der globale Klimawandel dazu, dass die Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen wie heftigem Regen zunimmt.

yb/ju