Erfolg oder Flop: So gut ist das Netflix-Remake der Kultserie "Avatar - Der Herr der Elemente"
Ein Kind ist die letzte Hoffnung: Netflix gelingt die Modernisierung der beliebten und ausgezeichneten Kinderserie "Avatar - Der Herr der Elemente".
Mangelnde Risikobereitschaft kann man Netflix nicht vorwerfen: Der Streamingdienst wagt sich tatsächlich an eine neue Realverfilmung der Zeichentrickserie "Avatar - Der Herr der Elemente". Dabei hatte Regisseur M. Night Shyamalan, immerhin Experte für Fantasy-Spektakel, 2010 schmerzhaft erfahren müssen, wie krachend man scheitern kann, wenn man eine verschmitzte (und äußerst beliebte) Kinderserie zu einem Actionspektakel umbaut. Seine Kinoversion war ein grandioser Flop. Es kann also nur besser werden, wenn der junge Luftbändiger Aang ab 22. Februar acht Folgen lang versucht, die Elemente in Einklang zu bringen. Und es wird besser.
Die Elemente, das sind Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die dazugehörigen Nationen lebten lange Zeit in Harmonie zusammen - bis die Feuernation allen anderen den Krieg erklärt. Den Frieden kann nur einer wiederherstellen: Aang. Doch der letzte Luftbändiger ist ein zwölfjähriger Junge mit entsprechenden Flausen im Kopf und wird vom Kanadier Gordon Cormier mit bezauberndem Charme gespielt. Auch die anderen Darstellerinnen und Darsteller füllen ihre Rollen gut aus, allen voran Ian Ousley und Kiawentilo als Aangs Wegbegleiter und Dallas Liu als sein innerlich zerrissener Nemesis Prinz Zuko.
Viel Action, noch mehr Charme
Obwohl er lieber Kind sein will, bricht Aang mit den Geschwistern Sokka (Ousley) und Katara (Kiawentiio) zu einer fantastischen Reise auf, um die aus den Fugen geratene Welt zu retten. Einfach wird das nicht, sondern ziemlich aufregend: Die Serie beginnt spektakulär und kostet das Actionpotenzial, das sich dadurch ergibt, dass sowohl Aang als auch seine Freunde und Widersacher die Elemente ziemlich gut im Griff haben und im Kämpfen Wirbelstürme, Wasserpeitschen, Feuersbrünste und Erdbeben verursachen können, im weiteren Verlauf immer wieder aus.
Bei allem Actionspektakel und den großartigen Bildern und vor allem bei allen größeren und kleineren Änderungen hat Showrunner Albert Kim nicht vergessen, was den Charme des komplexen, sehr herzlichen und erstaunlich politischen Originals ausmachte: die Lust, das Gute in der Welt mit kindlichen Augen zu entdecken, ohne dabei den Blick dabei von der bitteren Realität abzuwenden. Wobei man durchaus etwas Geduld aufbringen muss, um sich an das Erzähltempo und einige merkwürdige Drehbuchentscheidungen zu gewöhnen.
Es ist noch nicht alles verloren
Wie das Zeichentrickoriginal stellt sich auch die Netflix-Serie schwierigen Themen wie Verlust, Tod und Trauer. Dass der Krieg allgegenwärtig ist, verleiht "Avatar" eine erschreckend aktuelle Note. Er wirkt sich einerseits im Persönlichen aus: Jeder hat Freunde und Familien verloren.
Anderseits beschäftigt sich die Serie mit den bedrückenden Mechanismen des Krieges: Wie weit darf man gehen, welche Opfer in Kauf nehmen, was ist erlaubt, um ihn zu beenden? Dass die Figuren bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen ziemlich zerrissen sind, dass sie nicht immer wissen, was richtig und was falsch ist, dass sie Fehler machen dürfen und ihre Meinung ändern, das ist sehr realistisch und macht Hoffnung, dass nicht nur in der "Avatar"-Serienwelt noch nicht alles verloren ist.