- "Erleben eine Trendwende": Nutzung von Social Media geht erstmals seit Jahren zurück

Social-Media-Nutzung ist in Deutschland 2024 zum ersten Mal seit Jahren rückläufig.<span class="copyright">2023 Getty Images/Buda Mendes</span>
Social-Media-Nutzung ist in Deutschland 2024 zum ersten Mal seit Jahren rückläufig.2023 Getty Images/Buda Mendes

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nutzung sozialer Medien in Deutschland zurückgegangen. Der Initiator des "Social-Media-Atlas 2024" spricht von einer "Trendwende" und nennt als Gründe für sie Hassrede, Antisemitismus sowie "die schiere Flut an irrelevantem Content".

Der Siegeszug von Social Media hat womöglich einen Kulminationspunkt erreicht - zumindest in Deutschland. Laut der repräsentativen Studie "Social-Media-Atlas 2024" ist die Nutzung von Facebook, Instagram, TikTok, WhatsApp und Co. erstmals seit Jahren rückläufig - auf fraglos noch immer sehr hohem Niveau.

Nach den aktuellen Zahlen sind derzeit 80 Prozent der deutschen Internetnutzer ab 16 Jahren in sozialen Netzwerken aktiv. Im Vorjahr waren es noch vier Prozent mehr. Zugleich nimmt die Zeit ab, die User mit den entsprechenden Apps verbringen. 18,7 Stunden pro Woche beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer zu Privatzwecken. Das sind 2,1 Stunden weniger als noch 2023. Am deutlichsten schlägt die Reduktion bei den 40- bis 49-Jährigen zu Buche. In dieser Altersklasse "sank die durchschnittliche Nutzung um 6,4 Stunden auf 16,3 Stunden pro Woche", wie es in Pressemitteilung zur Studie heißt.

Dasselbe Bild zeigt sich bei der beruflichen Nutzung sozialer Netzwerke: Die ging im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Stunden auf durchschnittlich 9,3 Stunden pro Woche zurück. Für die Erhebung wurden 3.500 deutsche Internetnutzer ab 16 Jahren online befragt. Das Ergebnis markiert eine Trendwende: Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nutzung sozialer Medien in Deutschland rückläufig.

"Massiver Anstieg von Hassrede und Antisemitismus"

Roland Heintze, geschäftsführender Gesellschafter der PER Agency, die den Auftrag zur Studie gab, bewertet die Zahlen so: "Wir erleben derzeit eine Trendwende in den sozialen Medien: Die Nutzer verbringen weniger Zeit auf den einschlägigen Plattformen, einige haben sie sogar ganz verlassen." Ein Grund dafür sei "der massive Anstieg von Hassrede und Antisemitismus in den sozialen Medien nach dem Terroranschlag der Hamas in Israel im Oktober 2023. Aber auch die schiere Flut an irrelevantem Content."

Sein Hinweis an Medientreibende: "Wenn der aktuelle Bedeutungsverlust von Social Media sich verstetigt, sollten Unternehmen bei ihrer Kommunikation verstärkt auf den richtigen Medienmix achten. Das Motto 'viel digital bringt viel' stimmt nicht mehr."

Gefragt wurde für die Studie auch nach den Ansichten der Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer. 70 Prozent der vorwiegend privat kommunizierenden Nutzer gaben an, dass ihnen Social Media bei der Freizeitgestaltung helfe. 60 Prozent finden, soziale Medien machen glücklich. Allerdings halten nur noch 35 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer Social-Media-Posts für glaubwürdiger als redaktionelle Nachrichten. Dies entspricht laut der Studie einem Rückgang von vier Prozent.