Erster DFB-Gegner: So gefährlich ist Japan

Die deutsche Mannschaft bestreitet das erste Gruppenspiel gegen Japan. Das ist keine einfache Aufgabe für das Flick-Team. Wie Japan zu schlagen ist.

Genau so, wie beim letzten Testspiel gegen Oman wird die DFB-Elf gegen Japan wohl kaum auflaufen.
Genau so, wie beim letzten Testspiel gegen Oman wird die DFB-Elf gegen Japan wohl kaum auflaufen. (Bild: Ahmed Abd Alkawey/Anadolu Agency via Getty Images)

Kein anderes Team dürfte die Bundesliga und ihre Spieler wohl so kennen, wie Japan. Denn mit insgesamt acht Spielern aus den deutschen Profiligen stellen die Japaner nach der DFB-Elf den zweitgrößten Bundesligakader. Und so kann man davon ausgehen, dass sie Stärken und Schwächen des Flick-Teams ziemlich genau kennen, wenn es im ersten Gruppenspiel am Mittwoch, 23.11. ab 14:00 Uhr (MEZ) im Khalifa International Stadium gegeneinander geht.

Japans Bundesligastars

Mit Daichi Kamada (Eintracht Frankfurt), Wataru Endo (VfB Stuttgart) und Ritsu Doan (SC Freiburg) stehen in der Offensive drei Spieler zur Verfügung, die auch bei ihren Bundesligavereinen echte Leistungsträger sind. Kamada gewann mit der Eintracht die Europa League und hat auch in dieser Saison bereits zwölf Pflichtspieltore gesammelt. Auch Doan ist mit acht Scorerpunkten als Stammspieler am Freiburger Höhenflug der Hinrunde maßgeblich beteiligt. Und Endo führt den VfB sogar als Kapitän aufs Feld.

Die Verteidigung könnte nahezu komplett aus den Bundesligaspielern Ko Itakura (Borussia Mönchengladbach), Maya Yoshida (Schalke 04) und Hiroki Ito (VfB Stuttgart) bestehen. Dazu kommen noch Takuma Asano (VfL Bochum) und Ao Tanaka (Fortuna Düsseldorf). Stars des Teams sind daneben noch Takehiro Tomiyasu vom FC Arsenal und Regisseur Takumi Minamino vom AS Monaco. Spannend könnten auch die Auftritte des erst 21-jährigen Außenstürmers Takefusa Kubo (Real Sociedad) werden.

Auch Japan schonte beim Test gegen Kanada viele Stammspieler. (Bild: Zhizhao Wu/Getty Images)
Auch Japan schonte beim Test gegen Kanada viele Stammspieler. (Bild: Zhizhao Wu/Getty Images)

In der Weltrangliste liegt Japan momentan auf Rang 24, doch unterschätzen sollten Flick und Co. das Team nicht. Bereits zum siebten Mal sind sie bei einer WM dabei, in Russland scheiterte Japan im Achtelfinale denkbar knapp am Mittfavoriten Belgien. Bei einer WM trafen Deutschland und Japan noch nie aufeinander.

Quirlig und dribbelstark: Japanische Fußball-DNA

Wie die Japaner spielen, ließ sich in ihrem letzten Test gegen Kanada beobachten. Mit einem langen gechippten Ball wurde die Abwehrkette der Nordamerikaner überwunden, Yuki Soma lenkte den Ball dann geschickt ins Tor. Diese Spielart ist so etwas wie die DNA des japanischen Fußballs 2022. Denn gefährlich ist vor allem das rasante japanische Umschaltspiel. Sie wollen den Ball früh vom Gegner erobern und in Kontersituationen kommen. Dafür haben sie auch die notwendigen Spielertypen, die mit viel Geschwindigkeit das Mittelfeld überbrücken können. Auch Hansi Flicks Team hat immer mal Schwierigkeiten, sich nach Ballverlusten schnell wieder nach hinten zu orientieren. Das spielt der japanischen Taktik in die Karten. Besonders für die manchmal etwas hüftsteifen Innenverteidiger wie Niklas Süle und Antonio Rüdiger könnte das zu brenzligen Situationen führen.

Bestens bekannt aus der Bundesliga: Frankfurts Torjäher Daichi Kamada. (Bild: Martin Dokoupil/Getty Images)
Bestens bekannt aus der Bundesliga: Frankfurts Torjäher Daichi Kamada. (Bild: Martin Dokoupil/Getty Images)

Aber bei so vielen quirligen und dribbelstarken Offensivspielern droht auch über die Außenbahnen Gefahr. Doch im Zentrum fehlt den Japanern ein echter Strafraumstürmer im Kader, der Flanken auch in Tore ummünzen kann. Das könnte besonders gegen physisch starke Mannschaften zum Problem der Asiaten werden.

Schwächen in der Defensive

Zudem zeigte der Test gegen Kanada einmal mehr, wie verwundbar das Team von Hajime Moriyasu in der Defensive sein kann. Besonders nach Standards wirkte die Hintermannschaft oft unsortiert, ließ gefährliche Situationen zu. Und so war es auch eine Ecke, die gegen Kanada zum Ausgleichstreffer führte. Auch bei hohen Flanken sahen die Verteidiger oft nicht sehr stabil aus. Als Team verteidigt Japan zwar eigentlich geschlossen und diszipliniert. Vor allem im Gegenpressing versuchen sie, durch starke Laufarbeit defensive Überzahlsituationen zu schaffen. Doch körperlich sind die Spieler oft unterlegen. Das gilt insbesondere bei Luftzweikämpfen. Als Linksverteidiger gibt es zudem mit dem bereits 36 Jahre alten Yuto Nagatomo nur einen gelernten Spieler für diese Position. Auch das ist eine Schwachstelle der Defensive, die besonders schnelle deutsche Angreifer wie Musiala oder Sané für sich nutzen könnten. Wie viel sicheren Rückhalt die japanischen Keeper ihrem Team bieten können, ist auch eher unklar.

Gegen Kanada kassierte das Team dann noch den späten Treffer zur 1:2 Niederlage nach einem Elfmeter in der 93. Minute. Allerdings haben solche Last-Minute-Testspiele oft keine allzu große Aussagekraft. Zahlreiche Stars wie Endo, Morita und Kamada wurden geschont, so kurz vor dem Turnier will niemand mehr eine Verletzung riskieren.

Fazit: Besonders im Umschaltspiel hat Japan Stärken, die die deutschen Verteidiger vor Probleme stellen könnten. Dafür liegen die Defizite klar in der Physis und dem (defensiven) Kopfballspiel. Standards und präzise Flanken könnten die japanische Verteidigung knacken.

Sicher ist: Ein Selbstläufer wird das Auftaktspiel der Gruppe E für die DFB-Mannschaft nicht.

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