EU-Parlament entscheidet: Holodomor in der Ukraine war Völkermord

"Tötung durch Hunger" - Das EU-Parlament hat die als Holodomor bekannte Hungersnot der 1930er Jahre in der Ukraine als vorsätzlichen Völkermord durch Sowjetrussland anerkannt.

Die Abgeordneten stimmten mit 507 Ja-Stimmen gegen 12 Nein-Stimmen bei 17 Enthaltungen für den Antrag. In der Debatte vor der Abstimmung sprachen sich Abgeordnete aus dem gesamten politischen Spektrum für den Antrag aus.

Der Holodomor ist keine Tragödie unter Brudervölkern, sondern der Versuch des sowjetischen Regimes, ein ganzes Volk zu vernichten.

Viola von Cramon-Taubadel, Grünen/Freie Europäische Allianz: "Stalins Brigaden plünderten ukrainische Dörfer auf der Suche nach Getreide. Sie waren voller Hass auf die Ukrainer, angeheizt durch die sowjetische Propaganda."

Eingebracht wurde der Antrag vom polnischen Europaabgeordneten Radosław Sikorski, der direkte Parallelen zum heutigen Vorgehen Russlands sieht.

Radosław Sikorski, Europäische Volkspartei: "Es ist ein weiterer Versuch, die Ukraine von der Landkarte zu tilgen, was das Zarenreich im 19. Jahrhundert schon versucht hat, als sie zum Beispiel Druckschriften in ukrainischer Sprache verboten."

Heute versucht Präsident Putin ganz unverhohlen, die Ukrainer verhungern zu lassen und mit Kälte und Strommangel zu brechen.

Anfang der 1930er Jahre verhungerten in der Sowjetunion zwischen sechs und sieben Millionen Menschen, der Großteil davon ethnische Ukrainer. Gerade in den Getreide produzierenden, ländlichen ukrainischen Gebieten wurden die Ernten für die Versorgung der russischen Industriegebiete beschlagnahmt.

Die vor 90 Jahren gezielt herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine wurde nun auch vom EU-Parlament als Völkermord eingestuft. Ende November hatte der Bundestag bereits diese Entscheidung gefällt, die von Präsident Selenskyj als "Entscheidung für die Gerechtigkeit" bezeichnet wurde.

Das Streben der sowjetischen Führung nach einer Kontrolle der Bauern sei damals mit der Unterdrückung der ukrainischen Lebensweise, Sprache und Kultur verschmolzen, hieß es in der Bundestags-Mitteilung Ende November.