EU-Wahlen: Was sollte die EU tun, um junge Wähler zu gewinnen?
"Ich höre oft, dass ich nicht genug Erfahrung habe. Ich bin jetzt 25 Jahre alt und es gibt eine Reihe von Abgeordneten, die schon länger hier sind als ich auf der Welt bin. Für mich ist das völlig verrückt", sagt Europas jüngste Europaabgeordnete Kira Marie Peter-Hansen gegenüber Euronews.
Peter-Hansen ist Mitglied der Grünen und der Freien Europäischen Allianz. Sie wurde im Alter von 21 Jahren bei den Wahlen 2019 ins Europäische Parlament gewählt.
Die dänische Politikerin ist eine von 720 Abgeordneten, die bei den Wahlen im Juni kandidieren werden, und eine von sechs europäischen Parlamentariern, die unter 30 Jahre alt sind.
Europas jüngste Abgeordnete
Kira Marie Peter-Hansen ist es gewohnt, wegen ihrer mangelnden Erfahrung kritisiert zu werden. "Wenn man sich in der Politik weiterentwickeln will, ist es natürlich gut, Erfahrung und historisches Wissen zu haben, aber vielleicht gibt es einen Punkt, an dem man anfängt zu überlegen, ob nicht jemand anderes die Chance haben sollte, etwas zu bewirken", so Peter-Hansen.
Obwohl ihre Partei ihr junges Alter unterstützte, betont Peter-Hansen, dass sich die Parteien des gesamten Spektrums zunehmend für junge Kandidat:innen erwärmen: "Die grüne Partei hat junge Kandidaten, aber am anderen Ende des Spektrums haben auch die rechtsextremen Parteien junge Politiker", sagt sie.
Die europäischen Staaten legen das Alter fest, ab dem Kandidate:innen für das Europaparlament kandidieren können.
In 16 Mitgliedstaaten müssen die Kandidaten mindestens 18 Jahre alt sein, um zu kandidieren. In Bulgarien, Zypern, der Tschechischen Republik, Estland, Irland, Litauen, Lettland, Polen und der Slowakei müssen die Kandidaten 21 Jahre alt sein.
In Rumänien müssen die Kandidaten 23 Jahre alt sein, während die Altersgrenze in Italien und Griechenland bei 25 Jahren liegt.
Was wollen die jungen Europäer:innen?
Trotz des Mangels an jungen Politiker:innen im Europäischen Parlament sind die Hoffnungen auf eine große junge Wählerschaft 2024 groß. Bei den Europawahlen 2019 wurde die höchste Wahlbeteiligung seit 1994 verzeichnet, was laut einer Eurobarometer-Umfrage an der starke Zunahme junger Wähler.innen lag.
Letztes Jahr starteten die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) eine Massenumfrage, um herauszufinden, was die wichtigsten Anliegen der jungen Europäer:innen sind. Über 1,5 Millionen junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren gaben ihre Stimme ab.
"Die Reform der Institutionen, die Wirtschaft und die Bewältigung der Klimakrise standen ganz oben auf der Liste", so Christelle Savall, Präsidentin der JEF, gegenüber Euronews.
Wenn es jedoch um konkretere politische Vorschläge geht, waren einige Maßnahmen eher umstritten und kontrovers diskutiert. "Die Begrenzung des Luftverkehrs zeigte eine große Kluft. Eine andere große Kluft drehte sich um den Föderalismus, also darum, ob wir der Europäischen Union mehr Befugnisse für Dinge geben sollten, bei denen wir unsere Ressourcen ausschöpfen müssen, und gegen Nationalismus und ein souveräneres Europa."
Die Kampagne zur Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre
Die Mitgliedstaaten legen nicht nur das Wahlalter für die Kandidat:innen fest, sondern auch das Wahlalter der Bürger:innen für die Wahlen zum Europäischen Parlament.
In Österreich, Deutschland, Malta und Belgien liegt das Wahlalter bei 16 Jahren, in Griechenland bei 17 Jahren und in den übrigen europäischen Ländern bei 18 Jahren.
Das Europäische Jugendforum - eine der weltweit größten Plattformen für Jugendorganisationen - kämpft seit über einem Jahrzehnt für die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre.
"Wir denken, dass man mit 16 Jahren als junger Mensch viele Verantwortungen hat, dass man als Jugendlicher arbeiten und Steuern zahlen kann", erklärt Rareș Voicu, Vorstandsmitglied des Europäischen Jugendforums.