Euronews KI-Gipfel: Wie Künstliche Intelligenz regulieren, und kann China dabei eine Rolle spielen?
Während Regierungen auf der ganzen Welt um die Regulierung der künstlichen Intelligenz ringen, rückt die geopolitische Situation, insbesondere in Hinblick auf China, immer stärker in den Mittelpunkt.
Dies war ein zentrales Thema auf dem von Euronews ausgerichteten Internationalen KI-Gipfel in Brüssel diese Woche. Viele Teilnehmer:innen betonten, dass es sich als schwierig erweisen könnte, mit Peking bei KI-Standards zusammenzuarbeiten.
So auch Anu Bradford, Professorin für Recht und internationale Organisationen an der Columbia Law School in New York:
"Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die geopolitische Realität nicht gerade förderlich für eine tiefgreifende, sinnvolle Zusammenarbeit ist. Die USA und China befinden sich in einem eskalierenden technologischen Krieg. Es herrscht ein enormer Wettlauf um die technologische Vorherrschaft. Es geht darum, wer die wirtschaftliche, technologische und geopolitische Macht ist. Und es gibt auch große ideologische Unterschiede (...), so dass es schwer vorstellbar ist, dass sich die USA und die EU mit China auf besonders sinnvolle, substanzielle Regeln rund um KI einigen können."
Das enorm angestiegene Interesse an künstlicher Intelligenz hätte demnach zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können, wenn man bedenkt, welche Anstrengungen weltweit unternommen werden müssen, um gemeinsam Sicherheitsstandards festzulegen.
Doch inmitten all der geopolitischen Spannungen gibt es auch Hoffnung. Vergangene Woche wurde in Großbritannien die historische Bletchley-Erklärung zur KI-Sicherheit abgegeben, die sowohl von den USA als auch von China unterzeichnet wurde.
Auch im Business-to-Business-Bereich gibt es Optimismus.
Rebecca Arcesati, leitende Analystin beim Mercator-Institut für China-Studien:
"Ich bin sehr optimistisch, wenn es darum geht, was zwischen Unternehmen, zwischen Ingenieuren und chinesischen Unternehmen, die bereits eine wirklich aktive Rolle spielen, getan werden kann (...), solange diese Gespräche fortgesetzt und vielleicht sogar von den Regierungen erleichtert werden können, dann wird es, trotz der geopolitischen Spannungen, in Zukunft Fortschritte geben."
Für Dragoș Tudorache, einem Europaabgeordneten, der sich federführend für das EU-Gesetz zur Künstlichen Intelligenz einsetzt, sollte die Zusammenarbeit mit China im Bereich der Technologie jedoch vorerst zweitrangig sein.
Ihm zufolge muss zunächst der kollektive Westen sein eigenes Haus in Ordnung bringen.
"Wenn es um Governance auf globaler Ebene geht, wenn es um Standards auf globaler Ebene geht, dann gibt es zwangsläufig einen Dialog mit China. Aber was ich immer gesagt habe, ist, dass wir zuallererst sicherstellen müssen, dass wir, die Demokratien, die Technologie und ihre Rolle in der Gesellschaft auf die gleiche Weise verstehen, auxch am gleichen Strang ziehen. Wir müssen uns zuerst so weit wie möglich annähern, so weit wie möglich angleichen, und dann ein angemessenes Gespräch mit China führen, um sicherzustellen, dass wir so viele der anderen, sagen wir, größeren Risiken, einschließlich geopolitischer Risiken, in einem Rahmen angehen können, der auch sie einschließt."
Nächste Woche könnte ein weiterer historischer Moment in der Zusammenarbeit des Westens mit Peking stattfinden.
US-Präsident Joe Biden wird möglicherweise - offiziell bestätigt ist es noch nicht - mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping in den USA zusammentreffen. Dort könnte dann der Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit im Bereich der künstlichen Intelligenz gelegt werden.