Europäische Banken sollten eigentlich ihre Russland-Geschäfte beenden – doch für viele ist das schwieriger als gedacht

Die Zahl der Mitarbeiter der fünf größten Banken der Europäischen Union in Russland ist seit dem Einmarsch nur um 3 Prozent gesunken. - Copyright: Max Zolotukhin / Getty Images / iStock / Getty Images Plus
Die Zahl der Mitarbeiter der fünf größten Banken der Europäischen Union in Russland ist seit dem Einmarsch nur um 3 Prozent gesunken. - Copyright: Max Zolotukhin / Getty Images / iStock / Getty Images Plus

Zwei Jahre nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine betreiben große europäische Banken weiterhin zunehmend profitable Gesellschaften in Putins Reich.

Die Zahl der Mitarbeiter der fünf größten Banken der Europäischen Union in Russland ist seit dem Einmarsch nur um 3 Prozent gesunken. Und die Gewinne haben sich sogar verdreifacht, berichtet Bloomberg. Dies sei vor allem auf die fetten Zinsen zurückzuführen, die die Banken auf ihre in Putins Russland festsitzenden Bargeldbestände erhalten.

Das langsame Tempo des Banken-Rückzugs hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlasst, etwas mehr Druck zu machen. Denn es besteht die Sorge, dass die andauernde Präsenz in Russland das Risiko birgt, dass die europäischen Banken gegen US-Sanktionen verstoßen und somit hohe Geldstrafen kassieren. Das berichtet eine mit der Angelegenheit vertraute Person zu Bloomberg, die nicht namentlich genannt wird.

EZB drängt auf schnellen Rückzug aus Russland

Die EZB hat alle Banken mit großen Geschäften in Russland aufgefordert, "ihre Bemühungen zum Abbau von Risiken zu beschleunigen, indem sie einen klaren Fahrplan für die Verkleinerung und den Ausstieg festlegen", erklärte Claudia Buch, die oberste Aufsichtsbeamtin der Zentralbank, am 13. Mai.

Doch westliche Sanktionen, die den Handlungsspielraum der Finanzinstitute in Russland stark einschränken, kombiniert mit den Strafsteuern auf Verkäufe, machen es den Banken schwer, Geld aus dem Land zu schaffen.

Tochtergesellschaften ausländischer Banken in Russland müssen sich natürlich an die lokalen Vorschriften halten. Das kann dem Druck der EZB auf die Muttergesellschaft zuwiderlaufen. Und sie müssen mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen: Der Kreml beschlagnahmt manchmal Vermögenswerte von Unternehmen oder Einzelpersonen aus Ländern, die er als unfreundlich betrachtet.

Die italienische Intesa Sanpaolo SpA erhielt im September von Präsident Wladimir Putin die Erlaubnis, ihre russische Einheit an eine Gruppe zu verkaufen. Ein lokaler Managern führt die Einheit.

Aber das Geschäft wurde durch bürokratische Hürden verlangsamt, so der Vorstandsvorsitzende der Bank, Carlo Messina. "Es ist nicht einfach, einen Verkauf abzuschließen", sagte Messina im Februar gegenüber Bloomberg TV.

Nur eine einzige Bank hat klaren Schnitt gemacht

Die einzige große Bank in der Europäischen Union, die einen klaren Schnitt gemacht hat, ist die Société Générale SA. Sie hat ihre größte russische Tochtergesellschaft, die Rosbank, nur wenige Wochen nach der Invasion veräußert. Die Bank musste deshalb den Wert des Geschäfts um mehr als 3 Milliarden Euro abschreiben.

Auch die Deutsche Bank AG hat ihre Mitarbeiterzahl in Russland drastisch reduziert. Das geht vor allem auf die Schließung eines IT-Zentrums zurück. Dennoch erwirtschaftete sie dort im vergangenen Jahr höhere Gewinne als im Jahr 2021 – dem Jahr vor der Invasion.

Das ist jedoch typisch für Banken, die noch Geld in Russland haben, angesichts der Schwierigkeiten der Europäer, Geld nach Hause zu bringen - und der zweistelligen Zinssätze, die die russische Zentralbank auf die Einlagen der Kreditgeber zahlt.

Die Gewinne der Tochtergesellschaft der österreichischen Raiffeisen Bank International haben sich in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht. Bei Intesa haben sie sich sogar ungefähr verzwanzigfacht.

Bei einigen Banken "ist der Gewinnbeitrag höher als vor dem Krieg, was den Behörden zu denken geben sollte", sagt Tomasz Noetzel, Analyst bei Bloomberg Intelligence.

"Es besteht ein hohes Risiko, unbeabsichtigt gegen Sanktionen zu verstoßen."