Europäischer Filmpreis 2022: "Triangle of Sadness" räumt 4 Mal ab
Preisverleihung im hohen Norden: zum 35. Mal ist der Europäische Filmpreis verliehen worden, diesmal in Islands Hauptstadt Reykjavik. Die Konkurrenz war groß, aber eine Produktion stach für die Jury klar heraus:
Triangle of Sadness. Der Film des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund, der bereits die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat, holte auf Island auch die Preise für das beste Drehbuch, die beste Regie und den besten Schauspieler.
Schmerzhafte Satire auf Superreiche und deren Jünger
Es ist ein großer Triumph für diesen Film, der die Geschichte einer Luxuskreuzfahrt erzählt, die mit Schiffbruch endet. Bissig, trashig, eine Satire, die die Superreichen und die, die es gern wären auf die Schippe nimmt, in teils schmerzhaft langen und deutlichen Szenen. Waffenhändler, Social-Media-Stars und andere werden vorgeführt. Immer mehr, immer höher, das Verlangen nach dem Unvorstellbaren und schließlich die Umkehrung der Machtverhältnisse - darum geht es in diesen, nun preisgekrönten 140 Minuten. Mit dabei sind auch die deutschen Schauspielerinnen Iris Berben und Sunnyi Melles, beide in teils ungewöhnlich schonungslos gespielten Rollen.
Der Regisseur des Films über das Filmgeschäft und die Ökonomie der Aufmerksamkeit in der Branche:
"Ein von mir geschätzter Dozent an der Universtität wurde einmal gefragt: Kann das Kino die Welt verändern? Er sagte: Ja, aber jeder Film kann die Welt verändern. Es geht also um den Wettbewerb, um Aufmerksamkeit und dieser Preis heute ist natürlich eine Möglichkeit, viel Aufmerksamkeit zu bekommen und die Besucherzahlen in den Kinos zu erhöhen, damit sich mehr Menschen den Film ansehen. Wenn man also eine Botschaft hat und sie für wichtig hält, ist es eine gute Sache, dafür zu kämpfen", so Ruben Östlund.
Für euronews vor Ort auf Island war Frédéric Ponsard:
"Island und Reykjavik haben dem europäischen Kino die schönste Kulisse mit einer hochkarätigen international besetzten Zeremonie geboten. Mittendrin: Triangle of Sadness, ein schönes Beispiel für eine europäische Koproduktion, die in Schweden, Österreich, Frankreich, Griechenland gedreht wurde, in der Türkei, Dänemark und Großbritannien, ist ein Film, der fast alle Erwartungen erfüllt. Aus Reykjavik, Frédéric Ponsard für Euronews".
Im Sturm erobert: "Triangle of Sadness" räumt ab
Und hier noch die Gewinner anderer von der Europäischen Filmakadamie ausgelobter Kategorien. Eine Auswahl:
Beste Regie: Ruben Östlund ("Triangle of Sadness")
Beste Schauspielerin: Vicky Krieps ("Corsage")
Bester Schauspieler: Zlatko Burić ("Triangle of Sadness")
Bestes Drehbuch: Ruben Östlund ("Triangle of Sadness")
Bester Dokumentarfilm: "Mariupolis 2" von Mantas Kvedaravičius
Bester Animationsfilm: "No Dogs or Italians Allowed" von Alain Ughetto
Beste Komödie: "Der perfekte Chef" von Fernando León De Aranoa
European Dicovery (Prix Fipresci): "Small Body" von Laura Samani
Die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Dazu gehören die Filme "Hannah Arendt", "Rosa Luxemburg", "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" oder auch "Winterkind".