Der Ex-Bulle von Passau: Ottfried Fischer wird 70 Jahre alt

Prost, Otti! Am 7. November wird Ottfried Fischer, der "Irgendwie und sowieso"-, "Pfarrer Braun"- sowie "Bulle von Tölz"-Star und langjährige Gastgeber der Kabarett-Sendung "Ottis Schlachthof" 70 Jahre alt. Sein langjähriger Heimatsender BR widmet ihm eine umfangreiche Sonderprogrammierung.

Ottfried Fischer feiert am 7. NOvember seinen 70. Geburtstag. (Bild: 2017 Getty Images/Andreas Rentz)
Ottfried Fischer feiert am 7. NOvember seinen 70. Geburtstag. (Bild: 2017 Getty Images/Andreas Rentz)

Was schon in Goethes "Faust" zum geflügelten Wort wurde, trifft natürlich auch auf den liebenswerten Pfundskerl und niederbayerischen Ausnahme-Volksschauspieler Ottfried Fischer zu: Von Zeit zu Zeit sieht man den "Alten" gern. Tatsächlich hat sich der Mann, der mit Serien wie "Der Bulle von Tölz", einst bei SAT.1, und zuletzt der augenzwinkernd charmanten "Pfarrer Braun"-Reihe so gern im Rampenlicht der Öffentlichkeit sonnte, ziemlich rar gemacht - und aus dem hektischen Fernsehgeschäft fast vollständig zurückgezogen.

Ottfried Fischer ist leider kein gesunder Mann, gezeichnet von der tückischen Parkinson-Krankheit, die ihn schon länger in einen Rollstuhl zwingt. Umso größer das Aufsehen, als er sich zuletzt im Frühsommer wieder in München zeigte: Zur Eröffnungsgala des 40. Filmfests München Ende Juni rollte er an - im schwarzen Jackett zu einem lilafarbenen Hemd, und natürlich begleitet und in Teilen auch vor allzu neugierigen Fans behütet von seiner Frau Simone, die er vor drei Jahren - nach 14 Jahren offener Beziehung - in Passau standesamtlich geheiratet hatte.

Volksschauspieler a.D.: Ottfried Fischer, hier bei der Eröffnung des Münchner Filmfests mit seiner Frau Simone, zog sich 2014 vom Drehen zurück. Er lebt abseits des Rummels in Passau. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)
Volksschauspieler a.D.: Ottfried Fischer, hier bei der Eröffnung des Münchner Filmfests mit seiner Frau Simone, zog sich 2014 vom Drehen zurück. Er lebt abseits des Rummels in Passau. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

 

"Heimat ist ein ambivalentes Ding"

Passau ist der Kraftort des "Bullen". Dort stammte er einst her, dort findet er auch heute immer wieder Ruhe - und auch neue Aufgaben. Immerhin hatte er dort auch sein "Hochwassermuseum" eröffnet, ein langjähriges Herzensprojekt. Wenige Kilometer Luftlinie vom Zentrum der Drei-Flüsse-Stadt liegt der abgelegene Bauernhof Ornatsöd, wo Fischer einst zur Welt kam und aufwuchs. Dorthin zieht er sich immer wieder zurück. Er lässt sich aber gelegentliche Ausflüge an alte Wirkungsstätten, so auch im Frühjahr zum Prominenten-"Derblecken" beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg nicht nehmen. Auf Bühnen sieht man ihn - leider - nicht mehr. Dafür widmet ihm nun das BR-Fernsehen ein opulentes Geburtstags-Sonderprogramm.

"Ich wünsche mir, dass es mir noch lange gut geht", hatte er schon vor fünf Jahren anlässlich seines 65. Geburtstags gesagt. Und aktuell geht es darum, doch noch so oft es geht den Rollstuhl verlassen zu können. In und um Passau hat Fischer offenbar die Ruhe gefunden, die er benötigt - auch wenn er den "Heimat"-Begriff, standesgemäß für einen früher oft so spitzzüngigen, obrigkeitskritischen Kabarettisten auch kritisch sieht. "Heimat ist ein ambivalentes Ding. Falsches Heimatgefühl kann sehr viel Blödsinn hervorbringen, wie man jetzt gerade wieder sieht mit den Flüchtlingen", so Fischer. "Andererseits ist Heimat etwas, das den Menschen Identität, Sinn und Bodenhaftung gibt und ihnen hilft, den Stürmen des Lebens zu trotzen."

Ottfried Fischer, hier in seiner
Ottfried Fischer, hier in seiner

 

"'Der Bulle von Tölz' war eigentlich mehr ein Heimatfilm als ein Krimi"

Tatsächlich sieht der Mann, den nicht nur Freunde oft zärtlich "Otti" nennen, weite Teile seines öffentlichen Schaffens als ein Umkreisen der "Heimat" - im übertragenen, aber gelegentlich auch im sehr konkreten, bodenständigen Sinne. "Was ich gemacht habe, konnte man immer unter dem Aspekt 'Heimatfilm' sehen", sagt er im Rückblick auf seine vielen Filme und Serien. "Auch 'Der Bulle von Tölz' war eigentlich mehr ein Heimatfilm als ein Krimi. Die Leiche war bei uns nicht wichtig, es war jugendfrei, und es ist die schöne Landschaft gezeigt worden."

Als Gegenbild schwebt ihm ein aufgeklärter, unverkitschter Zugang vor. "Was ich gemacht habe, waren eigentlich Heimatfilme, weil sie die Sorgen und Nöte der Leute widergespiegelt haben und weil einfach die Umgebung gezeigt wurde, und Heimat ist auch immer erinnern oder irgendwo hinkommen, wo man schon mal war, oder etwas wiederfinden, was man woanders verloren hat. Deswegen ist der Begriff 'Heimatfilm' viel breiter zu sehen als nur 'Der Förster vom Silberwald'."

Wenn er auf seine vielen Rollen schaut, gibt es im Rückblick klare Favoriten - kurioserweise auch bei dem, was Ottfried Fischer "eine Art Heimatfilm" nennt. "Das war 'Irgendwie und sowieso', meine erste Serie im Bayerischen Fernsehen. Da habe ich einen Bauernbuben gespielt im Jahr 1968, das war eigentlich meine schönste Arbeit, die ich machen durfte. Das ist natürlich etwas, das man nicht mehr vergisst. Damals war die Festplatte noch leer, da ist alles ganz frisch gekommen."

 

Verneigung vor einer Legende

Bei seinem früheren Heimatsender, dem Bayerischen Fernsehen, wo unter anderem der Klassiker "Ottis Schlachthof" ausgestrahlt wurde, läuft bereits am Samstag, 4. November, ein geballtes Geburtstags-Sonderprogramm. Los geht es um 20.15 Uhr mit "Pfarrer Braun: Der siebte Tempel" (2003). Der Film unter Regie von Martin Gies bildet den Auftakt der bis 2014 gesendeten, insgesamt 22-teiligen Krimi-Reihe, die allenfalls lose auf den namensgleichen "Father Brown"-Romanen von Gilbert Keith Chesterton basiert.

Wo er auftaucht, löst er noch immer Begeisterung auf: Ottfried Fischer und Rufus Beck auf dem Münchner Filmfest in diesem Jahr. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)
Wo er auftaucht, löst er noch immer Begeisterung auf: Ottfried Fischer und Rufus Beck auf dem Münchner Filmfest in diesem Jahr. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

Um 21.45 Uhr sieht man Ottfried Fischer noch einmal in seiner Kultrolle als musikverrückter Jungbauer Alfons Kerschbaumer alias Sir Quickly: Zwölf Episoden der BR-Serie "Irgendwie und Sowieso" wurden 1986 erstausgestrahlt. Die Auftaktfolgen "Ringo" und "Die lange Nacht" (um 22.30 Uhr) sind nun noch einmal im BR zu sehen. "Ottis Schlachthof - Die Abschiedssendung" strahlt der BR nach den Nachrichten (23.15 Uhr) um 23.30 Uhr noch einmal aus: Am Stammtisch begrüßt Fischer dabei Monika Gruber, Günter Grünwald, Helmut Schleich, Christian Springer, Urban Priol, Willy Astor und die Band Die Heimatlosen.

Zwei Tage später, am Montag, 6. November, wiederholt der BR um 22.00 Uhr das Porträt "Lebenslinien: Ottfried Fischer und Herr Parkinson". 2008 hatte Fischer seine Erkrankung öffentlich gemacht.

VIDEO: So verlor er seinen kleinen Finger