Ex-DFB-Boss verteidigt Nike-Deal und teilt gegen Politiker aus
Der Ausrüsterwechsel des DFB von Adidas zu Nike sorgte in der vergangenen Woche für Empörung. Ex-DFB-Boss Theo Zwanziger stand 2007 selbst vor der Entscheidung und hat nun den neuen Deal verteidigt.
Zwanziger mit Rat an Neuendorf
„Ich kann jeden Fan verstehen, der sich empört“, erklärte Zwanziger im Interview mit der Zeit. Er fügte hinzu, dass im Fußball viel zu viel Geld verdient werde und ihn die Geschäfte der Verbände wie der FIFA erschrecken würden. „Doch dem DFB blieb keine andere Wahl, wirtschaftlich wie rechtlich“, meinte der 78-Jährige.
Der ehemalige Präsident des DFB (2006 - 2012) ergänzte: „Das Angebot von Nike war mindestens doppelt so hoch wie das von Adidas. Bernd Neuendorf hat das richtig gemacht.“ Lediglich hätten die Verantwortlichen die Thematik früher sowie transparenter kommunizieren können, so Zwanziger.
Er verwies darauf, dass der DFB - trotz seiner Gemeinnützigkeit - wegen des Ansehens der Nationalmannschaft den Marktgesetzen unterliege. Damals dienten die Überschüsse aus dem Adidas-Deal dazu, Bolzplätze zu bauen. „Was ich meinem Nachfolger daher rate: der Öffentlichkeit erklären, was mit dem Geld passiert. Sonst denken die Leute, die da oben machen sich die Taschen voll“, betonte Zwanziger.
Zwanziger kontert Aufschrei aus der Politik
Nach Bekanntgabe des Ausrüsterwechsels äußerten sich Politiker wie Robert Habeck, Markus Söder und Karl Lauterbach empört dazu. Habeck beispielsweise hätte sich mehr Standortpatriotismus gewünscht. Darauf angesprochen, teilte Zwanziger aus: „Wie sich die Politik verhält, ist leider wieder einmal Effekthascherei.“
Sie würden sich zu einer Entscheidung eines unabhängigen Verbandes äußern, deren wirtschaftliche und juristische Notwendigkeit sie nicht einschätzen können, so der 78-Jährige, der entgegensetzte: „Habeck sollte sich lieber um seine Heizungen kümmern.“
Zwanziger: 2007 bot Nike das Fünffache von Adidas
Er selbst stand während seiner Amtszeit im Jahr 2007 vor der gleichen Frage, aber entschied sich letztlich für Adidas. Zwanziger berichtete: „Die Situation war ähnlich und doch anders. Wir waren bereits in intensiven Verhandlungen mit Adidas. Die Schmerzgrenze von Adidas lag angeblich bei zehn Millionen Euro. Wir glaubten unserem langjährigen Partner, dass es ein gutes Angebot war. In Wahrheit lag es deutlich unter Marktwert. Das merkten wir erst, als sich Nike einschaltete.“
Laut des Ex-DFB-Chefs bot Nike damals 50 Millionen Euro, also das Fünffache von dem Adidas-Angebot. „Das konnte ich nicht ignorieren, dann hätte ich mich vielleicht strafbar gemacht“, betonte Zwanziger. Er schilderte, dass die damaligen DFB-Verantwortlichen ein Schiedsgericht darüber entschieden ließen, ob die Vereinbarungen mit Adidas als Zusage galten. Dabei kam jedoch keine eindeutige Entscheidung heraus.
„Das war schon immer Heuchelei im Spiel“
Zwanziger verriet: „Am Ende verdoppelte Adidas auf 20 Millionen Euro, es ging also doch viel mehr. Wir sagten zu, obwohl wir mit Nike immer noch deutlich mehr erzielt hätten. Adidas war beim DFB damals schwer zu hinterfragen.“
Von früheren Angeboten hatte kürzlich auch der langjährige DFB-Direktor Oliver Bierhoff im Spiegel berichtet. Laut dem 55-Jährigen habe Nike dem DFB 2007 „weitaus mehr als das Vierfache“ geboten als das, „was man von Adidas bekommen hat“. Die nun angekündigte Abkehr von den Franken zeige jedoch laut Bierhoff, dass man beim DFB wirtschaftliche Gesichtspunkte stärker in die Bewertung hinein nehme als Werte wie Tradition.
Auch Zwanziger sieht das so. „Bei der Diskussion über den Wert der Tradition war schon immer Heuchelei im Spiel“, sagte der 78-Jährige. Die wahren Interessen hätten vielmehr bei den zahlreichen früheren Nationalspielern gelegen, die auf der Lohnliste von Adidas gestanden hätten. Sie hätten laut Zwanziger damals für das deutsche Unternehmen geworben.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)