Extremwetter in Europas Urlaubsländern: Stürme, Unwetter, Waldbrände

Der Sommer 2023 wartet quer durch Europa mit Extremwetterlagen auf. Während mancherorts enorme Hitze und Waldbrände für Gefahr sorgen, kämpfen anderer Länder mit Starkregen und Überschwemmungen. Auch in Nordamerika gibt es weiterhin Brände und Stürme. Ein Überblick über das Wetter.

Dieser Artikel wird laufend mit aktuellen Informationen zur Wetterlage aktualisiert.

Einen Tag nach dem Hurrikan Idalia wirkt die Szenerie der Verwüstung fast friedlich. (Bild: REUTERS/Cheney Orr)
Einen Tag nach dem Hurrikan Idalia wirkt die Szenerie der Verwüstung fast friedlich. (Bild: REUTERS/Cheney Orr)

Die Nachrichten von extremen Wetterlagen scheinen sich in diesem Sommer besonders zu häufen. Momentan gibt es besorgniserregende Nachrichten aus vielen Ländern Europas und auch aus den USA und Kanada. In diesem Übersichtsartikel finden sich aktuelle Wettermeldungen aus Deutschland und seinen Nachbarstaaten, sowie aus Nordamerika.

Deutschland: Warmer Sommer, Hochwasser in Bayern

Der Sommer war wieder deutlich zu warm (30.8.)

Auch der Sommer 2023 reiht sich nach der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ein in die Serie zu warmer Sommer in Deutschland. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,6 Grad lag der diesjährige Sommer um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990, berichtete der DWD am Mittwoch zur Auswertung seiner rund 2000 Messstationen für die Monate Juni bis August. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung genau ein Grad. «Seit nun 27 Jahren werden in Deutschland zu warme Sommer gemessen», sagte DWD-Sprecher Uwe Kirsche. «Wieder können wir den Klimawandel live erleben.»

In diesem Jahr war der Sommer den DWD-Angaben zufolge von großen Schwankungen geprägt: Es gab tropische Hitze, aber auch frühherbstlich frische Temperaturen. So wurde am 3. Juni in Sohland an der Spree mit minus 0,7 Grad der bundesweite Sommer-Tiefstwert ermittelt. Im weiteren Verlauf des Juni wurde es dagegen merklich wärmer - im Südwesten Deutschlands sogar außergewöhnlich warm.

Womöglich erinnern sich diejenigen, die in den vergangenen Wochen vor allem den Regenschirm brauchten und über eher frische Temperaturen klagten, gar nicht mehr so recht an die Hitzetage im Juli, die die Menschen ordentlich ins Schwitzen brachten - ganz besonders am 15. Juli bei 38,8 Grad in Möhrendorf-Kleinseebach in Bayern. Und auch Mitte August zeigte sich der Sommer nach einem eher herbstlich-kühlen Monatsbeginn wieder mit ordentlichem Temperaturanstieg, aber auch mit sehr feuchter Luft.

Überhaupt geizte der Sommer 2023 nicht mit nassen Tatsachen: Mit rund 270 Litern pro Quadratmeter fiel in diesem Sommer ein gutes Zehntel mehr Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Laufe des Sommers gab es Niederschläge im ganzen Land: Ihren Höhepunkt erreichten sie im August mit teils heftigen Starkregen- und Hagelgewittern. Mit Dauerregen und steigender Hochwassergefahr verabschiedete sich der Sommer im Südosten. Direkt an den Alpen wurden im Laufe der drei Monate bis zu 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen. In Bad Berneck im Fichtelgebirge wurde während eines Unwetters am 22. Juni mit 120,7 Litern Niederschlag pro Quadratmeter die höchste Tagesmenge erfasst.

Doch trotz aller Regen- und Gewitterwolken: Die Sonne bahnte sich auch im Sommer 2023 ihren Weg. Mit 720 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer das Soll von 614 Stunden für die Vergleichsperiode 1961 bis 1990 um etwa 17 Prozent. Der Juni war sogar der zweitsonnigste seit Messbeginn. Am meisten schien die Sonne mit mehr als 800 Stunden im Alpenvorland und an der Grenze zur Schweiz.

Die Vereinten Nationen (UN) bezeichnen den Klimawandel als langfristige Veränderungen der Temperaturen und Wettermuster, die seit dem 19. Jahrhundert «hauptsächlich auf menschliche Tätigkeiten zurückzuführen» seien - diese sind nach UN-Angaben vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas.

Hochwasserlage in Bayern entspannt sich (30.8.)

Die Hochwasserlage in Bayern hat sich weiterhin entspannt. In der Nacht auf Mittwoch habe es keine größeren Einsätze wegen Hochwassers gegeben, berichteten mehrere Polizeidienststellen am Morgen. Die Warnungen des Hochwassernachrichtendienstes vor Überschwemmungen bleiben jedoch für weite Teile des bayerischen Südens bestehen.

Am Alpenrand und im angrenzenden Vorland soll der Dauerregen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Laufe des Mittwochs abklingen. Ab Nachmittag können lokale Regenschauer und Starkregen mit Ausnahme der Alpenregion in Bayern auftreten. Auch Sturmböen mit bis zu 60 Stundenkilometern und kleinkörniger Hagel seien möglich. Die Temperaturen schwanken den Angaben zufolge zwischen 16 und 22 Grad.

Schweiz: Regenfälle sorgen für Gefahr in den Bergen

Erdrutsch nach Starkregen (30.8.)

Nach den heftigen Regenfällen und einem großen Erdrutsch in der Zentralschweiz rechnen Experten mit weiterer Gefahr. Drei Häuser und zwei Scheunen waren bereits bis Dienstagabend durch Schlamm und Geröll zerstört, ein Gewerbebetrieb schwer beschädigt worden. Menschen kamen nicht zu Schaden. «Man geht davon aus, dass noch weitere Rutschungen kommen können», sagte der Sprecher der Polizei im Kanton Glarus am Mittwoch dem Sender SRF. Eine genaue Gefahrenabwägung sei aber erst im Laufe des Vormittags möglich. Die Expertinnen und Experten brauchten dazu Tageslicht.

Nach den heftigen Regenfällen und einem großen Erdrutsch rechnen Experten mit weiterer Gefahr. (Bild: Ennio Leanza/KEYSTONE/dpa)
Nach den heftigen Regenfällen und einem großen Erdrutsch rechnen Experten mit weiterer Gefahr. (Bild: Ennio Leanza/KEYSTONE/dpa)

Wie eine Narbe am Berg sieht der Schaden auf Bildern aus: Aus dem teils bewaldeten Hang ist ein großes Stück Erde über eine Wiese bis an den Rand der Ortschaft Schwanden abgerutscht. Der Schuttkegel sei rund 400 Metern lang und einige Dutzend Meter breit, sagte der Polizeisprecher. Wegen der heftigen Regenfälle war die Gefahr vergangene Woche erkannt und eine Sperrzone eingerichtet worden. Die Gefahrenzone wurde am Dienstagabend ausgeweitet. 100 Bewohner mussten am Dienstagabend in Sicherheit gebracht werden. Sie kamen bei Freunden, Verwandten und in Hotels unter.

Österreich: Hochwasser nach Regenfällen

Pegelstände sinken, Verkehr eingeschränkt (30.8.)

Innsbruck (dpa) - Nach den heftigen Regenfällen in Teilen Österreichs hat sich die Hochwasserlage leicht entspannt. Wie die Behörden am Dienstag berichteten, sind viele Pegelstände gesunken. Auch der Regen hat aufgehört. Die Zivilschutzwarnungen für zwei Regionen in Tirol wurden aufgehoben. Fast alle Gemeinden im Ötztal waren per Auto wieder erreichbar, allerdings noch nicht der Hauptort Sölden am Ende des Tals. Am Montag war die Bundesstraße durch das Tal gesperrt worden.

Verletzt worden war bei dem Hochwasser niemand. Teils hatten die Pegel einen Stand wie seit Jahrzehnten nicht mehr, Felder wurden überschwemmt, im Zillertal führte der Ziller gewaltige Wassermassen. In einigen Regionen waren am Dienstag noch Straßen gesperrt. Auch die Brennerbahnstrecke ist aufgrund eines Murenabganges zwischen Innsbruck und Brenner bis voraussichtlich Dienstagabend nicht befahrbar.

Italien: Starkregen im Norden, Hitze und Brände im Süden

Schwere Unwetter in Norditalien (29.8.)

Norditalien ist am Montag erneut von schweren Unwettern heimgesucht worden. Insbesondere die Region Lombardei mit der Metropole Mailand sowie Ligurien und Piemont sind von heftigen Regenfällen, Hagel sowie starkem Wind betroffen gewesen. Die Unwetter sorgten in den Regionen teils für Chaos - leichte Überschwemmungen und Erdrutsche sowie Stromausfälle waren die Folge. Durch Regen, starken Wind und hohen Wellengang erwartet außerdem die Lagunenstadt Venedig Hochwasser und fährt ihre Flutschutztore aus.

Der Pegel sollte dort am Montagabend einen Stand von etwa einem Meter über dem Normalstand erreichen, wie die Kommune mitteilte. Am Abend begann Venedig daher, den Mechanismus für Flutschutz, abgekürzt «Mose», auszufahren. Das System aus 78 gelben, an drei Zugängen zur Lagune installierten Klappen ist seit 2020 in Betrieb. Vor allem im Herbst, wenn Regen und Stürme die Wasserstände steigen lassen, fährt Venedig das milliardenschwere Bauwerk hoch. Seitdem wurden größere Hochwasser in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt vermieden.

Für einige Gegenden in der Lombardei hat der italienische Zivilschutz auch für Dienstag die Alarmstufe rot ausgerufen, hieß es in einem Post auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Für weitere Gebiete im Norden den Mittelmeerlandes gilt die orangene Alarmstufe. In Südtirol sei zwar weiterhin Starkregen möglich, jedoch nicht flächendeckend, berichtete das Nachrichtenportal «stol.it».

Im Video: Mehr als 100 Einsätze nach Unwetter: Erdrutsche und Überflutungen in Italien

Brände auf Sizilien (28.8.)

Die italienische Mittelmeerinsel Sizilien wird erneut von mehreren Bränden heimgesucht. In der Nacht zu Montag sind im Norden und Westen der Insel rund um die Städte Palermo und Trapani mehrere Wald- und Flächenbrände ausgebrochen. Am Sonntag musste der Flughafen Trapani wegen der Flammen in der Nähe vorübergehend geschlossen werden. Dutzende Einsatzkräfte der Feuerwehr sind seit Sonntagabend mit den Löscharbeiten beschäftigt. Die «Situation verbessert sich» nun allerdings, sagte der Präsident der Region Sizilien, Renato Schifani, im italienischen Fernsehen.

Zwischen der sizilianischen Hauptstadt Palermo und Trapani waren zeitweise Häuser und Geschäfte von den Bränden bedroht. In dem Küstenort Trapetto wurden Medienberichten zufolge sogar einige Häuser durch die Flammen zerstört. Die Arbeit der Einsatzkräfte wird indes von den Wetterverhältnissen beeinträchtigt - der starke Schirokko-Wind facht einige Flammen immer wieder an. Die Feuerwehr ist mit sechs Löschflugzeugen sowie fünf Hubschraubern im Einsatz.

Ein Löschflugzeug versucht, die Brände auf Sizilien im Zaum zu halten. (Bild: REUTERS/Antonio Cascio)
Ein Löschflugzeug versucht, die Brände auf Sizilien im Zaum zu halten. (Bild: REUTERS/Antonio Cascio)

Die Behörden hoffen, dass sich die Brandgefahr in den kommenden Tagen verringern wird, zitierte der italienische Sender Rai News 24 den Direktor des sizilianischen Zivilschutzes, Salvatore Cocina. Italien ächzte in der vergangenen Woche unter einer Hitzewelle mit hohen Temperaturen, im Süden und auf den Mittelmeerinseln war es sehr trocken; ab Montag ist vielerorts Abkühlung in Sicht. Der Norden des Landes wurde unterdessen von Unwettern mit Regen, Hagel und starkem Wind heimgesucht.

Spanien: Unwetter auf Mallorca

Flughafen-Chaos und vermisste deutsche Segler (28.8.)

Orkanartige Windböen, Starkregen und Gewitter sorgten auf Mallorca für Chaos und Sachschäden. Am Montag schien später die Sonne, aber vor allem auf dem Flughafen von Palma hatte das Unwetter Folgen. Sorgen bereiteten zudem zwei vermisste deutsche Segler.

Palma (dpa) - Ein schweres Unwetter hat Mallorca und teilweise auch die anderen Balearen-Inseln ins Chaos gestürzt. Wegen der unwetterbedingten Streichung Dutzender Flüge mussten Hunderte Touristen die Nacht zum Montag auf dem Flughafen von Palma verbringen. Dort war die Lage am späten Nachmittag nach Berichten von Regionalmedien immer noch alles andere als entspannt.

Es gebe noch lange Schlangen von gestrandeten Reisenden und genervte und schimpfende Passagiere, berichtete «Mallorca Diario». Die «Mallorca Zeitung» schrieb unter Berufung auf Passagiere von einer «Rangelei» zwischen Urlaubern und Bodenpersonal. Mitarbeiter von Airlines hätten sogar vor Verzweiflung geweint. Unter den Betroffenen seien auch viele deutsche Urlauberfamilien mit sehr kleinen Kindern, denen unter anderem die Windeln ausgegangen seien.

Insgesamt seien am Sonntag im Airport Son Sant Joan 29 Abflüge gestrichen worden, teilte die spanische Flughafenverwaltungsbehörde Aena mit. Zudem seien 27 ankommende Flüge gecancelt und 18 umgeleitet worden. Am Montag gab es laut Medien noch viele Verzögerungen. Bis zum Abend werde sich die Lage normalisiert haben, teilte ein Aena-Sprecher auf Anfrage mit. Auf Mallorca werden im Sommer oft mehr als 1000 Flüge täglich abgewickelt.

Sorgen bereiteten am Montag zwei deutsche Segler, die am Sonntag mit ihrem etwa neun Meter langen Boot von Menorca nach Mallorca unterwegs waren und als vermisst gemeldet wurden. Es handele sich um einen 50-Jährigen und dessen 19-jährigen Sohn, teilte der spanische Seerettungsdienst mit. An der Suche am sogenannten Kanal von Menorca zwischen den beiden Balearen-Inseln nahmen den amtlichen Angaben zufolge zwei Rettungsschiffe und ein Hubschrauber teil.

Gegen Sonntagabend hatte sich das Wetter auf den Balearen wieder beruhigt. Der Wetterdienst Aemet setzte die Warnstufe von Orange auf Gelb herunter. Gewarnt wird weiter vor hohem Wellengang an der Küste.

Griechenland: Waldbrände wüten weiter

Kleinere Brandherde nahe Alexandroupolis (30.8.)

In der von den verheerenden Waldbränden heimgesuchten Region der griechischen Hafenstadt Alexandroupolis haben am Mittwochmorgen am zwölften Tag in Folge zahlreiche kleinere Brände getobt. Wie der griechische Rundfunk ERTNews weiter berichtete, musste am Vorabend das Dorf Kotronia wegen der starken Rauchbildung evakuiert werden.

Zahlreiche Löschflugzeuge aus Staaten der EU sowie Hunderte Feuerwehrleute und freiwillige Helfer sind im Einsatz. Das größte Problem sei, dass die Brände nun in unwegsamem Gelände wüteten und die Flammen fast ausschließlich aus der Luft bekämpft werden könnten, sagte ein Offizier der Feuerwehr am Mittwoch im griechischen Rundfunk.

Freiwillige versuchen in der vergangenen Woche, ein brennendes Haus in Menidi nahe Athen zu löschen. (Bild: REUTERS/Elias Marcou)
Freiwillige versuchen in der vergangenen Woche, ein brennendes Haus in Menidi nahe Athen zu löschen. (Bild: REUTERS/Elias Marcou)

Am Dienstag hatte die Regierung in Athen beschlossen, die verbrannten Wälder im Nordosten Griechenlands sowie im Nordwesten der griechischen Hauptstadt wieder aufzuforsten. Allein in der Region der Hafenstadt Alexandroupolis sind nach Angaben des EU-Erdbeobachtungssystems Copernicus bislang rund 81 000 Hektar Fläche verbrannt - das entspricht fast der Fläche des Stadtstaates Berlin (89 000 Hektar).

Neben dem dichten Wald wurden im Norden von Alexandroupolis auch zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Flächen zerstört. Mindestens 4000 Ziegen und Schafe verendeten nach Angaben landwirtschaftlicher Genossenschaften.

Osteuropa: Unwetter und Hochwasser

VW-Zulieferer unter Wasser (29.8.)

Das Volkswagen-Werk in Portugal plant wegen Teilemangel eine mehrwöchige Einstellung der Produktion. Hintergrund sei ein Hochwasser in Slowenien, von dem ein Zulieferer von Motorenteilen stark betroffen sei, hieß es in einer internen Mitteilung an die etwa 5000 Mitarbeiter im Werk in Palmela bei Lissabon, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Unterbrechung der Produktion sei ab der ersten Septemberhälfte vorgesehen und werde einige Wochen dauern. Der VW-Konzern arbeitet dem Kommuniqué zufolge «gemeinsam mit anderen Zulieferern daran, Alternativen zu finden, um in den betroffenen Werken schnellstmöglich zur normalen Produktion zurückzukehren». Darüber hinaus unterstütze VW den Zulieferer in Slowenien, damit dieser die Produktion wiederaufnehmen könne.

Die VW-Tochter Autoeuropa ist nach eigenen Angaben eine der größten ausländischen Industrieinvestitionen in Portugal. Im Jahr 2021 habe Autoeuropa 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung und 4 Prozent des portugiesischen Warenexports ausgemacht. In Palmela wird seit 2017 das Kompakt-SUV T-Roc gebaut.

Stürme verursachen Schäden in Tschechien, Polen und Slowakei (27.8.)

Verkehrsprobleme, großflächige Stromausfälle und mehrere Verletzte haben die Behörden nach heftigen Stürmen in Polen, Tschechien und der Slowakei am Wochenende gemeldet. Die Feuerwehren wurden am Samstag und Sonntag zu mehreren Tausend Einsätzen gerufen. Meist waren auf Straßen, Autos, Stromleitungen oder Häuser gestürzte Bäume oder vom Wind weggerissene Dächer sowie überschwemmte Straßen und Keller der Anlass. Zehntausende Haushalte waren vorübergehend ohne elektrischen Strom.

Allein in Polen zählten die Feuerwehren von Samstag bis Sonntagvormittag rund 2700 Einsätze, wie der TV-Nachrichtensender TVN24 am Sonntag berichtete. In der besonders betroffenen südostpolnischen Woiwodschaft Karpatenvorland wurden am frühen Samstagabend mehr als 78 000 Haushalte in und um die Stadt Debica vom Strom abgeschnitten, weil alle vier in die Region führenden Hochspannungsleitungen zugleich ausfielen.

Im Krankenhaus der Stadt mussten deshalb die Intensivstation evakuiert und mehrere Notfallpatienten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Die Woiwodschaft Karpatenvorland meldete außerdem mindestens fünf Verletzte durch wetterbedingte Unfälle. In der Nachbarregion Kleinpolen wurden nach Feuerwehrangaben etwa 150 Hausdächer beschädigt, davon mehr als 30 komplett weggerissen. Ähnliche Schäden meldeten auch andere Regionen Polens.

In Tschechien waren am Sonntagmorgen mehr als 30 000 Haushalte ohne Strom, wie die Nachrichtenagentur CTK meldete. Mehrere Eisenbahnverbindungen waren durch umgestürzte Bäume blockiert, zahlreiche Straßen überschwemmt. Die Landwirtschaft meldete schwere Schäden durch Wind und Starkregen, besonders betroffen waren Hopfenfelder.

Auch in der Slowakei waren wichtige Straßenverbindungen vor allem im Norden wegen umgestürzter Bäume oder Überschwemmungen gesperrt. Am Samstagabend waren über 40 000 Haushalte ohne Strom. Weil wichtige Hochspannungsleitungen durch gebirgige Wälder führen, sei es zuweilen zeitaufwendig, den Ort des Leitungsschadens überhaupt zu erreichen, berichtete die Nachrichtenagentur TASR unter Berufung auf Stromversorger.

Im Video: Erneut Unwetter in Slowenien: Koper überflutet – 1.000 Menschen evakuiert

USA: Florida nach dem Hurrikan

Tropensturm «Idalia» hinterlässt Verwüstung an Südostküste der USA (31.8.)

Die Angst vor «Idalia» war groß: Der Sturm traf als schwerer Hurrikan auf die Küste des US-Staates Florida, schwächte sich aber rasch ab. Das Ausmaß der Schäden ist laut der Katastrophenschutzbehörde Fema noch schwer abzuschätzen. Entwarnung geben die Behörden noch nicht.

Washington/Tallahassee (dpa) - Während die Menschen im Südosten der USA weiter mit den Auswirkungen von Tropensturm «Idalia» zu kämpfen haben, versuchen Einsatzkräfte in Florida, sich ein Bild von der Zerstörung zu machen. Denn dort war «Idalia» am Mittwoch als Hurrikan der Kategorie drei von fünf auf die Küste getroffen. Über Land hatte «Idalia» schnell an Kraft verloren und war von Florida aus weiter gezogen Richtung Georgia und South Carolina. Noch im Laufe des Mittwochs (Ortszeit) wurde «Idalia» von einem Hurrikan zu einem Tropensturm herabgestuft. Todesfälle wurden bislang nicht gemeldet.

Am frühen Donnerstag war das Zentrum des Sturms bereits nicht mehr über Land, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum NHC mitteilte. Es bewegte sich demnach vor der Küste der Bundesstaaten South und North Carolina über dem Atlantik. Laut Vorhersagen sollte der Sturm in den kommenden Tagen weiter über das Meer ziehen. In Teilen North Carolinas drohten laut Experten aber weiter starke Regenfälle, lebensbedrohliche Überschwemmungen und Tornados. Ohne Strom mussten am frühen Donnerstag noch immer rund 300 000 Haushalte in Florida und Georgia sowie in North und South Carolina auskommen, wie aus Angaben der Webseite Poweroutage.us hervorging.

Erste Rückkehrer in Florida zeigten sich erschrocken über die Schäden. «Diese Gegend hat schon viele Stürme erlebt, aber keinen wie diesen», sagte ein Einwohner eines von dem Hurrikan verwüsteten Fischerdorfs in der Region Big Bend der «New York Times». «So schlimm wie jetzt war es noch nie.» Ein weiterer Anwohner sagte der US-Zeitung: «Es ist schlimmer als das, was man im Fernsehen sieht». Es werde teuer, die Schäden zu reparieren. Ein Mann, der nach eigener Aussage als einer der ersten in die Kleinstadt Horseshoe Beach zurückkehrte, sagte, die Verwüstung habe ihm «fast den Magen umgedreht». «Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wo alles war, es sieht so anders aus».

Floridas Gouverneur Ron DeSantis und die Katastrophenschutzbehörde Fema warnten vor großen Gefahren auch nach dem Sturm, etwa durch Überschwemmungen oder defekte Stromleitungen. Fema-Chefin Deanne Criswell sagte, das Ausmaß der Sturmschäden sei noch nicht abzuschätzen. Experten hatten «Idalia» vorab als «extrem gefährlich» bewertet. Über mehrere Tage hatten sich die Behörden in Florida und angrenzenden Bundesstaaten auf den Sturm vorbereitet und die Menschen vor möglicherweise dramatischen Auswirkungen gewarnt. An vielen Schulen in Florida fiel der Unterricht aus, mehrere Flughäfen wurden vorübergehend geschlossen, und in etlichen Bezirken Floridas wurden Menschen aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und zeitweise bei Verwandten, Freunden oder in Hotels Schutz zu suchen.

«Idalia» war vor der US-Küste kurzzeitig sogar als Hurrikan der Kategorie vier bewertet worden. Mit Windgeschwindigkeiten von knapp mehr als 200 Kilometern pro Stunde traf der Sturm am Mittwoch in der Region Big Bend südlich der Hauptstadt Tallahassee auf die Küste Floridas. Fema-Chefin Criswell sagte, «Idalia» sei der stärkste Sturm, der seit mehr als 100 Jahren in diesem Teil Floridas auf Land getroffen sei. In der Region rund um Big Bend seien vermutlich die größten Schäden zu erwarten. Der Sturm brachte starke Winde und heftigen Regen. Straßen wurden überschwemmt, Häuser beschädigt, Bäume entwurzelt und Stromleitungen zu Boden gerissen.

Mehrere Flughäfen in Florida nahmen bereits im Laufe des Mittwochs wieder ihren Betrieb auf, nachdem der Sturm über den Bundesstaat hinweggezogen war. DeSantis sagte, auch die Straßen in Florida seien in besserem Zustand als zunächst befürchtet. US-Präsident Joe Biden rief dazu auf, wachsam zu bleiben.

Die Saison tropischer Wirbelstürme dauert im Atlantik von Juni bis November. Ab andauernden Windgeschwindigkeiten von 119 Kilometern pro Stunde ist von einem Hurrikan die Rede. Die Stärke von Hurrikans wird nach einer von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala bemessen: Ein Hurrikan der Kategorie 1 erreicht Windgeschwindigkeiten von bis zu 153 Kilometern pro Stunde. Stufe 2 gilt bis Tempo 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251. Bei einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 251 Kilometern pro Stunde erreicht.

Im vergangenen Herbst hatte Hurrikan «Ian» in Florida gewaltige Schäden angerichtet, mehr als 100 Menschen kamen ums Leben. Damals befand sich das Zentrum des Sturms im Südwesten des Bundesstaates in einem dichter besiedelten Gebiet. «Ian» fegte damals mit Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde über Küstenstädte wie Naples hinweg und überflutete Stadtteile. «Idalia» traf nun eine Region, die schon seit vielen Jahren keinen schweren Hurrikan mehr erlebt hat.

DeSantis sagte, dem ersten Anschein nach seien die Auswirkungen von «Idalia» deutlich geringer als jene von «Ian». Damals seien sofort in großer Zahl verzweifelte Notrufe bei den Behörden eingegangen. Das sei diesmal nicht der Fall gewesen. Sämtliche staatliche Brücken seien bereits wieder freigegeben worden. Am Donnerstag sollten 30 von 52 Schuldistrikten, die wegen des Sturms schließen mussten, wieder öffnen - weitere am Freitag.

Schiffsverkehr eingestellt (30.8.)

Wenige Kilometer vor der Küste des US-Bundesstaates Florida hat der Sturm «Idalia» die zweithöchste Hurrikan-Stufe vier erreicht. Am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) seien anhaltende Windgeschwindigkeiten von etwa 209 Kilometern pro Stunde gemessen worden, teilte das US-Hurrikanzentrum (NHC) in Miami mit. Der Sturm befand sich demnach nur noch etwa 95 Kilometer vor der Nordwestküste Floridas. Bis er in wenigen Stunden in der Region Big Bend südlich der Hauptstadt Tallahassee auf Land treffe, könne er weiter an Kraft gewinnen, hieß es.

Weiter im Süden Floridas machte sich «Idalia» längst bemerkbar. In den Urlaubsstädten Madeira Beach und St. Pete Beach kam es Medienberichten zufolge zu Überschwemmungen, Straßen mussten gesperrt werden. In mehr als 30 der 67 Bezirke Floridas wurden bis Dienstagabend Evakuierungen angeordnet, wie der Gouverneur des Bundesstaates, Ron DeSantis, mitteilte. Port Canaveral, einer der größten Kreuzfahrthäfen der Welt, stellte wegen der vorhergesagten stürmischen Winde den Schiffsverkehr ein, wie der Hafen auf der Plattform X, früher Twitter, mitteilte.

In Cedar Key versuchen Freiwillige, die Feuerwehrwache gegen Hurrikan Idalia zu sichern. (Bild: REUTERS/Marco Bello)
In Cedar Key versuchen Freiwillige, die Feuerwehrwache gegen Hurrikan Idalia zu sichern. (Bild: REUTERS/Marco Bello)

Bei einem Hurrikan der Stufe vier ist nach Angaben des Hurrikanzentrums mit «katastrophalen Schäden» zu rechnen. Es seien schwere Schäden an Häusern sowie umgestürzte Bäume und Strommasten zu erwarten. Betroffene Gebiete seien wahrscheinlich für Wochen oder Monate unbewohnbar. Gerade kleine oder abgelegene Küstengemeinden würden für Rettungskräfte schwer zu erreichen sein, sagte ein Experte dem Sender CNN.

Nach seinem ersten Auftreffen auf Land zieht der Sturm nach Angaben des Hurrikanzentrums weiter in Richtung der Bundesstaaten Georgia, South Carolina und North Carolina. Auch dort gelte nun eine Hurrikanwarnung.

Im vergangenen Herbst hatte Hurrikan «Ian» in Florida gewaltige Schäden angerichtet, mehr als hundert Menschen kamen ums Leben. Damals befand sich das Zentrum des Sturms etwas weiter südlich und in einem dichter besiedelten Gebiet als nun erwartet. Die Saison tropischer Wirbelstürme dauert im Atlantik von Juni bis November. Der Klimawandel erhöht Experten zufolge die Wahrscheinlichkeit starker Stürme.

Hawaii: Wieder Feuer auf Maui - Suche nach Opfern dauert an (27.8.)

Anwohner werden zur Flucht aufgefordert, Alarmsirenen schrillen - neue Feuer lassen die Hawaii-Insel Maui nicht zur Ruhe kommen. Mehr als zwei Wochen nach Ausbruch der verheerenden Brände sind längst nicht alle Vermissten und Opfer gefunden.

Laheina (dpa) - Neu auflodernde Flammen haben die von Bränden verwüstete Gegend um Laheina auf der Hawaii-Insel Maui zwischenzeitlich in Alarm versetzt. Wegen des Brandes unweit der Küstenstadt im Westen der Insel hatten die Bezirksbehörden am Samstagmittag (Ortszeit) die Bewohner des für Ferien- und Golfressorts bekannten Ortes Kaanapali zur unverzüglichen Evakuierung aufgefordert, wie der «Honolulu Star Advertiser» berichtete. Auch Alarmsirenen wurden demnach aktiviert. Am späteren Nachmittag hoben die Behörden die Räumungsorder wieder auf. Das Feuer sei zum Großteil unter Kontrolle und Anwohner dürften in ihr Zuhause zurückkehren.

Zweieinhalb Wochen nach Ausbruch der verheerenden Brände galten die drei größten Feuer auf Maui in Olinda, Kula und der historischen Stadt Lahaina als weitgehend gelöscht. Der Zugang zu den verbrannten Gebieten war weiterhin nur den Rettungskräften erlaubt. Die Suche nach Opfern wurde unterdessen fortgesetzt. Die Zahl der bestätigten Toten lag zuletzt bei 115. Es sei möglich, dass noch weitere Tote gefunden werden, hatte Mauis Polizeichef John Pelletier am Freitag (Ortszeit) in einer Pressekonferenz gesagt. Taucher würden auch die Küstengewässer absuchen. Wegen der Intensität des Feuers sei die Identifizierung der sterblichen Überreste teilweise sehr schwierig. Laut dem Bezirk wurden am Samstag zwei weitere Leichen identifiziert.

Die Bundespolizei FBI und der Bezirk Maui hatten zuvor eine Liste mit den Namen von 388 Personen veröffentlicht, deren Verbleib nach den Bränden in Lahaina noch nicht geklärt war. In kurzer Zeit seien viele Anrufe aus der Bevölkerung und von Betroffenen eingegangen, dass mindestens 100 aufgelistete Personen in Sicherheit seien, sagte Steven Merrill vom FBI-Büro Honolulu. Diese Informationen müssten nun noch geprüft werden. Die Behörden hoffen bei ihren Ermittlungen weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Zeitweise waren 1732 Menschen als vermisst gemeldet, die später sicher aufgefunden wurden.

Die Wald- und Buschbrände waren am 8. August an mehreren Orten auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii ausgebrochen. Auf Maui wurden mehr als 2200 Gebäude zerstört, der Sachschaden wird auf mehr als 5,5 Milliarden Dollar geschätzt. Gemessen an den Opferzahlen waren es die folgenschwersten Brände in den USA seit mehr als 100 Jahren.

Kanada: Land in Flammen

Waldbrände in Kanada wüten weiter - Ortschaft evakuiert (27.8.)

Erneut treiben Waldbrände in Kanada Menschen aus ihren Häusern. Die Ortschaft Hay River wurde vorsorglich evakuiert. Seit Monaten erlebt das Land eine verheerende Waldbrand-Saison.

Nun trifft es auch die Einwohner von Hay River in den Northwest Territories von Kanada: Die Ortschaft mit fast 4000 Bewohnern ist wegen eines rasch um sich greifenden Waldbrandes vorsorglich evakuiert worden. Nach Angaben der Feuerwehr vom Samstag (Ortszeit) waren die Flammen gut einen Kilometer von dem Ort entfernt. Mehr als 200 Helfer waren im Einsatz, um ein Übergreifen der Flammen auf Häuser zu verhindern.

Wer in der Ortschaft bleibe, tue das auf eigenes Risiko, hatte die Regierung am Freitag gewarnt. Es sei schwierig gewesen, unter solch düsteren Umständen zu gehen, schrieb die Bürgermeisterin Kandis Jameson auf Facebook. Sie und viele andere wurden nach Edmonton in der kanadischen Provinz Alberta ausgeflogen.

Seit Monaten wüten in Kanada an vielen Stellen verheerende Waldbrände, verstärkt durch Wind, Trockenheit und Hitze. Premierminister Justin Trudeau betonte einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. «Die Katastrophen, auf die wir in der Welt blicken, sind nicht einfach nur Pech. Sie werden vom Klimawandel und dem Verlust von Natur getrieben», sagte der 51-Jährige in einer Rede in Vancouver am Freitag (Ortszeit). In Kanada sei das klar zu sehen: «Heißere, trockene Frühlinge, die in heißere, trockene Sommer übergehen, welche die Wälder in riesige Pulverfässer verwandeln.» Bei den Bränden gingen ganze Ökosysteme, die normalerweise dem Klimawandel entgegenwirkten, verloren, was einen Teufelskreis in Gang setze, führte Trudeau aus.

«Kanada befindet sich mitten in der schlimmsten Waldbrand-Saison aller Zeiten», verdeutlichte der Regierungschef weiter auf dem Gipfel der Global Environment Facility (GEF), einer Institution zur Finanzierung von Umweltprojekten in Entwicklungsländern. Aktuell hätten Zehntausende Menschen in den Northwest Territories vor den Flammen fliehen müssen. Das Feuer fresse sich auch durch die Provinz British Columbia, was jeder durch den allgegenwärtigen Rauch in der Luft mitbekomme. Auf irgendeine Weise seien alle Kanadier von den Feuern betroffen - und sei es, wenn es darum gehe, Evakuierte unterzubringen und zu versorgen, so der Premier.

Im Video: Warnung vor Extremwetter: Wie der Klimawandel sich auf die Antarktis auswirkt