Führungen auf den berühmten Balkon der Wiener Hofburg sind ausgebucht

Man kann ihn von einer Terrassentür aus sehen, aber nicht betreten: Führungen bieten einen Blick auf den berühmten Balkon der Wiener Hofburg, von dem aus Adolf Hitler den "Anschluss" seines Heimatlandes feierte.

Die HDGÖ entschied sich zu diesem Schritt, nachdem das Denkmal in einem kontroversen Video aufgetaucht war, das vor kurzem von Rechtsextremen veröffentlicht wurde, ein Jahr vor den Parlamentswahlen, bei denen die FPÖ als Siegerin gehandelt wurde.

"Wir haben ein Bedürfnis und eine Neugier der Gesellschaft festgestellt", erklärte die Museumsdirektorin Monika Sommer gegenüber AFP und freute sich über das "große Interesse", das die Initiative hervorgerufen habe.

Sie spricht auch von der "Notwendigkeit, die Öffentlichkeit angesichts der Zunahme von "falschen Informationen" im Internet aufzuklären".

Unter den 35 Teilnehmern des ersten Besuchs am Donnerstag bestätigte die 59-jährige Lehrerin Regina Steiner, dass es wichtig sei, "junge Menschen stärker dafür zu sensibilisieren", dass "in Österreich schreckliche Dinge passiert sind" und dass sich die Geschichte "leider wiederholen kann".

Von dem Altan – ein gestützter balkonartiger Anbau – der Neuen Burg am Wiener Heldenplatz aus, verkündete der Diktator Adolf Hitler am 15. März 1938 in einer Rede den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich. Der Balkon wird derzeit weder genutzt noch ist er für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Behörden begründen dies unter anderem mit Sicherheitsbedenken wegen seiner niedrigen Balustrade.

Dennoch tauchte der Balkon – in Wirklichkeit eine von neoklassizistischen Säulen flankierte Terrasse – kürzlich in einem PR-Video der FPÖ-Jugendorganisation auf. Darin ist zu sehen, wie junge Parteianhänger während eines an die NS-Zeit erinnernden Fackelzugs darunter stehen und zu ihm hinaufschauen.

Führungen waren komplett ausgebucht

Sommer zufolge entschied sich ihr heute in dem Gebäude untergebrachtes Museum daraufhin, mehrere Sonderführungen über den Balkon ins Programm aufzunehmen. Die erste von bisher fünf geplanten Führungen war ihren Angaben nach komplett ausgebucht.