Das ist für Schauspieler Oliver Mommsen eine "Überwindung"
Am heutigen Freitag (20. Mai) startet um 20:15 Uhr die neue "Endlich Freitag im Ersten"-Reihe "Schule am Meer". Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Direktorin der Flensburger Berufsschule, Katharina Hendriks (Anja Kling, 52). Sie bekommt es in der Auftaktfolge "Frischer Wind" mit dem Gastdozenten Erik Olsen (Oliver Mommsen, 53) zu tun. Der Schulabbrecher hat jahrelang die Welt bereist und sich als Foodblogger einen Namen gemacht. Seine unkonventionellen Lehrmethoden und Abenteuerlust kommen bei Hendriks allerdings weniger gut an - bei seinen Schülern hingegen schon.
Darsteller Oliver Mommsen, der einige Jahre als Kommissar im Bremer "Tatort" ermittelte, sieht sich weniger als Weltenbummler. "Für das ganz große Abenteuer fehlt mir noch der Mut und vor allem die Zeit", erklärt der gebürtige Düsseldorfer. Was der 53-Jährige mit seiner Schulzeit verbindet und über welche Eigenschaften er selbst "schmunzeln" muss, verrät Mommsen im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Sie spielen im Filmauftakt der neuen Reihe "Die Schule am Meer" den Gastdozenten Erik Olsen. Was hat Sie an der Rolle und am Drehbuch gereizt?
Oliver Mommsen: Anja Kling und ich haben mit diesem Projekt eine ziemlich lange Reise hinter uns. Dass nun endlich ein schöner Film dabei herausgekommen ist, ist pure Freude! Ausgangspunkt war, dass wir großen Spaß haben, uns vor laufender Kamera genüsslich die Köpfe einzuschlagen. Unsere Figuren kämpfen um große Lebensprinzipien. Das Prinzip Chaos trifft auf das Prinzip Ordnung. Und dass es dabei um die Zukunft von jungen Menschen geht, sorgt dafür, dass jeder seine Waffen sorgfältig auswählt. Mal das Florett, gerne die raffinierte Finte, und manchmal auch der Morgenstern.
Wäre Lehrer eine berufliche Alternative für Sie gewesen?
Mommsen: Nein. Ich bin durchaus in der Lage, meine Faszination und mein Feuer für meinen Beruf an andere weiterzugeben. Aber ich glaube nicht, dass ich mit pubertierenden Gehirnbaustellen, wie ich es eine war, auf die Dauer genug Geduld gehabt hätte. Umso spannender finde ich es, dass unsere Filme an einer Berufsschule spielen. Die Jugendlichen haben sich schon selbst für einen Weg entschieden. Oder glauben, dass sie sich für einen Weg entschieden haben. Das macht die Bühne frei für große Gefühle: große Erwartungen, Leidenschaften, Scheitern, Erfolgserlebnisse und mehr. Es ist eine wichtige Lebensphase.
Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Schulzeit?
Mommsen: Ich hatte von Anfang an eine großartige Zeit! Ich weiß nicht, ob mein Umfeld so viel Spaß mit mir hatte. Manchmal habe ich die Schule mit einem Abenteuerspielplatz verwechselt. Auf der Schauspielschule schließlich fühlte ich mich so wohl, so gesehen und so gefordert, wie noch nie.
Erik ist nicht nur Gastdozent der Berufsschule, sondern auch erfolgreicher Blogger. Was halten Sie von Social Media? Was macht Ihnen besonders Spaß und was nervt daran?
Mommsen: Während meiner Zeit an der Schauspielschule habe ich viel Off-Theater gespielt. Um auf unsere Stücke aufmerksam zu machen, haben wir in Nacht-und-Nebel-Aktionen die Stadt mit selbst gemachten Plakaten zugekleistert. Heute postet man einen Sendetermin und im besten Falle sehen es verdammt viele Leute. Als Werbemittel finde ich die sozialen Medien großartig. Ansonsten können sie sehr schnell asozial werden.
Kochen ist die Leidenschaft Ihrer Figur. Stehen Sie selbst auch gerne am Herd? Wenn ja, was ist Ihr Lieblingsgericht?
Mommsen: Durch die Beschäftigung mit der Figur Erik ist meine Neugier auf gutes Essen noch mal leidenschaftlich gewachsen. Ich hatte eine Ausrede, noch mehr Kochbücher zu kaufen. Ich habe das Internet und seine Kochdokus leer geschaut. Ich bin vollkommen fasziniert von diesen unglaublichen Charakteren, die weltweite Essen entdecken. Aber selbst am Herd stehen, ist immer noch eine kleine Überwindung für mich.
Erik ist ein Abenteurer und Weltenbummler. Inwiefern sind Sie Ihrer Figur in diesen Punkten ähnlich?
Mommsen: Für das ganz große Abenteuer fehlt mir noch der Mut und vor allem die Zeit. Aber ich liebe das kleine Abenteuer. Morgens mit den Vögeln aufstehen und die Stadt entdecken, solange sie noch schläft, macht sofort gute Laune. Oder einfach mal im strömenden Regen spazieren gehen. Das sind Abenteuer, für die es keine große Planung und kein Visum braucht
Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages die Koffer zu packen und auszuwandern?
Mommsen: Wenn die Welt sich nicht plötzlich vollkommen andersrum dreht, wie an vielen Orten zurzeit, muss ich nicht auswandern. Ich bin durch meinen Beruf viel unterwegs - nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Ich darf mich auf allen Ebenen austoben. Ich bin frei und sicher. Es hat eine Weile gedauert, aber mittlerweile mag ich unser schräges Deutschland.
Würden Sie sich auch als spontanen Menschen beschreiben?
Mommsen: Manchmal stehe ich mir selbst auf den Füßen und kann mir dabei zugucken, wie ich auf eingetretenen Pfaden wandle. Aber mittlerweile kann ich immer häufiger über diese Sturheit schmunzeln und kriege immer öfter die Kurve ins kleine Abenteuer.
Wie war die Zusammenarbeit mit Anja Kling? Konnten Sie auch außerhalb des Sets Zeit verbringen?
Mommsen: Anja Kling ist einer der Hauptgründe, warum ich die Arbeit an diesem Projekt so liebe. Sie ist zum Schreien komisch - vor und hinter der Kamera. Sie ist eine großartige Schauspielerin, eine wundervolle Kollegin. Sie kennt so gut wie alle Fettnäpfchen und Fallen, in die man beim Drehen reintreten kann und hat einen unglaublich schönen Blick für Menschen. Zudem ist sie im allerschönsten Sinne tiefenentspannt.
Der Film wurde in Flensburg gedreht. Haben Sie die Zeit im Norden genossen?
Mommsen: Ich habe mich sogar bei einem Freund in der Nähe von Eckernförde während der gesamten Dreharbeiten eingenistet. Niemals hätte ich gedacht, dass der Norden mir so guttun könnte. Himmel, Felder und Wasser - so klar, so einfach und so schön.
Inwiefern kamen alte Erinnerungen an Ihre Bremer "Tatort"-Zeiten hoch?
Mommsen: Norden ist definitiv nicht gleich Norden. In Flensburg und Umgebung ticken die Uhren noch mal ein gutes Stückchen anders als im Dorf mit Straßenbahn, wie Bremen sich liebevoll selbst nennt. Die Natur, die Weite und das Wasser prägen die Flensburger nochmal auf eine ganz eigene Art. Da hält man den ein oder anderen Moment auch mal schweigend aus und guckt nur. Aber, um mir wirklich ein Urteil zu erlauben, muss ich dringend noch mal hin.