Facebook-Flirt mit dem "Feind": Israelische Grafik-Designer gestehen Iranern ihre Liebe
In der „echten Welt“ schüren die iranische und isrealische Regierung gegenseitigen Hass. In der virtuellen Welt schwappt dagegen eine regelrechte Welle der Harmonie von Israel in Richtung Iran - und zurück. Und das alles dank der Facebook-Kampagne des israelischen Ehepaares Ronnie Edri und Michal Tamir, die vor einigen Tagen eine mutige Friedensbotschaft aussandten: „Iraner, wir werden euer Land nie bombardieren. Wir lieben euch!“ Gute Idee: Denn der „Feind“, der liebt sogar zurück.
Derzeit scheint die Regierungen der beiden Länder nicht viel mehr als bittere Feindschaft zu verbinden. Doch während israelische Politiker vom militärischen Angriff und iranische Staatsmänner von einem möglichen Vergeltungsschlag sprechen, ist vielen Bürgern der beiden Nationen nichts ferner als Krieg. Das verdeutlicht dieser Tage zumindest die Aktion der Grafiker Ronnie Edri und Michal Tamir, einem Ehepaar aus dem israelischen Tel Aviv: Sie veröffentlichten Bilder von sich und ihren Kindern – also "ganz normalen Israelis" – auf der Facebook-Seite ihrer Grafikschule Pushpin Mehina. Die Message der Fotos: „Isreal (hearts) Iran“ – Israel liebt den Iran.
Mit den Fotos und einer Art offenem Brief wollte er die „andere Seite“ erreichen, vor allem aber die kriegstreibenden Offiziellen und „Generäle umgehen“, so Edri im Gespräch mit der israelischen Tageszeitung „Haaretz“. Also wandte sich der Künstler nicht an sie, sondern direkt an „das iranische Volk: alle Väter, Mütter, Kinder, Brüder und Schwestern. Um einen Krieg zu kämpfen, müssen wir Angst voreinander haben, müssen wir uns hassen. Ich habe keine Angst vor euch, ich hasse euch nicht. Ich kenne euch nicht einmal.“ Etwas, das Edri gern ändern würde: „Wir wollen euch treffen, Kaffee trinken und über Sport reden.“
Kleiner Held: Zehnjähriger rettet seine Schwester aus den Flammen
Und damit sind er und seine Frau nicht allein. Nicht nur schlossen sich zahlreiche Israelis den virtuellen Liebesgrüßen in Richtung „Feindesland“ an: Punker, Omas, ein Freak mit Gasmaske – und Hunderte weitere, ganz gewöhnliche Menschen versicherten den Iranern ihre friedlichen Absichten. Und die Iraner bedankten sich mit einer geballten Ladung Herzenswärme: „Eure Worte haben uns trotz der Zensur erreicht und wir lieben euch auch“, schreibt einer von vielen, die übrigens fast ausschließlich anonym antworten. Aus Sicherheitsgründen. Denn die Gefahr, für eine harmlose Meinungsäußerung ins Gefängnis zu kommen, ist in dem Land groß.
Dabei verbindet Israel und den Iran eigentlich eine 2.500 Jahre alte Freundschaft. Die zwar im Jahr 1979 durch den Sturz des Schahs und die islamische Revolution beeinträchtigt wurde, aber heute nach wie vor besteht – das zeigen die gegenseitigen Liebesbekundungen.
Die Nachricht ist angekommen, eine Diskussion losgetreten. Und während Edri bereits die nächste Aktion plant – er will Antikriegs-Werbesäulen plakatieren – sollten sich israelische und iranische Politiker ihre Bürger zum Vorbild nehmen: Frieden ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man dem anderen einfach einmal zuhört.