Faktencheck: Können Hacker mit Fotos unserer Fingerkuppen unser Geld stehlen?

Faktencheck: Können Hacker mit Fotos unserer Fingerkuppen unser Geld stehlen?

Auf WhatsApp kursiert ein Video, in dem Menschen davor gewarnt werden, beim Posieren für Selfies das Friedenszeichen zu verwenden. Dort wird behauptet, dass Hacker hochwertige Bilder unserer Fingerabdrücke anfertigen können, wenn diese auf in sozialen Medien hochgeladenen Fotos erscheinen.

Können Hacker das wirklich?

Hacker würden diese Bilder verwenden können, um auf unsere Telefone und andere durch Biometrie geschützte Geräte zuzugreifen. Das wiederum würde zu einer Reihe von Cyberkriminalität führen. Hacker würden auf unsere Bankkonten zugreifen können, unsere SIM-Karten missbrauchen, um auf unsere Telefone zuzugreifen, und sogar unsere Pässe manipulieren.

Ist es möglich und wahrscheinlich, dass Betrügern dies gelingt? Cube hat mit Experten für digitale Forensik und Cybersicherheit gesprochen, um es herauszufinden.

Theoretisch sei es möglich, sagt Sarah Morris, Professorin für digitale Forensik an der Universität Southampton. Das würde allerdings voraussetzen, dass die Bedingungen genau stimmen.

"Wir sprechen von der richtigen Beleuchtung, der richtigen Kamera, der richtigen Auflösung, dem richtigen Winkel des Fingers und der richtigen Nähe des Fingers zur Kamera", sagt sie. Das sind sehr spezifische Bedingungen. "Mit den meisten Telefonen ist es sehr schwierig, diese Auflösung zu erreichen, wenn man die Hand hochhält und weit von der Kamera entfernt ist."

Sicherheit geht vor

Obwohl es technisch möglich ist, dass Hacker auf diese Weise an Ihre Fingerabdrücke gelangen, ist es also in der Praxis unwahrscheinlich. Dennoch lohnt es sich, auf gute Cybersicherheit zu achten, wenn wir etwas im Internet veröffentlichen, sagt Frank Breitinger, Außerordentlicher Professor für digitale Forensik und Ermittlungen an der Universität Lausanne.

"Ich würde diese Nahaufnahmen aus der Nähe wirklich vermeiden", sagt er. Das gilt sowohl für die Finger als auch die Iris der Augen. "Beispielsweise gab es in sozialen Medien die Make-up Challenge, bei der man ganz nah dran war und oft sein Auge zeigte."

Das Problem bei den biometrischen Merkmalen bestehe vor allem darin, dass man sie nicht ändern kann. "Es ist nicht wie ein Passwort, das man morgen ändern kann", betont Breitinger. Der zweite Rat von ihm: Immer die Zwei-Faktor-Authentifizierung verwenden, sodass man mindestens ein zusätzliches Element benötigt, um sich zu authentifizieren.

Kurz gesagt: Wahrscheinlich können Sie auf Ihren Selfies weiterhin das Victory-Zeichen zeigen, aber dennoch sollte man immer auf Cybersicherheit achten, wenn man etwas im Internet hochlädt.