Fan-Proteste: "Kein Ende in Sicht"

Tabellenführer Bayer Leverkusen erwartet Rekordmeister Bayern München zum Liga-Gipfel - und der DFL graut vor dem nächsten Chaosspiel. Die Angst vor weiteren Fan-Protesten und langen Unterbrechungen geht um, das auch international mit großem Interesse verfolgte Topspiel könnte für unschöne Bilder sorgen.

Pfiffe, Schokotaler, Tennisbälle: Die Fan-Proteste gegen die DFL nehmen kein Ende. (Bild: Christof Koepsel/Getty Images)
Pfiffe, Schokotaler, Tennisbälle: Die Fan-Proteste gegen die DFL nehmen kein Ende. (Bild: Christof Koepsel/Getty Images)

Denn die Anhänger denken nicht daran, ihre Unmutsbekundungen gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einzustellen.

"32 Minuten und kein Ende in Sicht", titelten die Ultras der Berliner Gruppe Harlekins ‚98 in einer Mitteilung. Am Samstag hatten sie für eine 32-minütige Unterbrechung des Zweitligaspiels gegen den Hamburger SV gesorgt, als sie Tennisbälle auf den Rasen des Olympiastadions warfen.

Ende der Proteste nicht in Sicht

Wie lange die kreativen Proteste mit Bällen, Pfiffen oder Schokotalern andauern? Dazu wagt Thomas Kessen vom Fan-Bündnis Unsere Kurve keine Prognose. "Es gilt weiterhin: Die Abstimmung, wie sie gelaufen ist, stinkt", sagte Kessen allerdings dem SID.

Die Fans fordern demnach eine Wiederholung des in ihren Augen nicht legitimen Votums, bei dem im Dezember der umstrittene Investoren-Einstieg beschlossen wurde. Die 50+1-Regel würde "ins Lächerliche gezogen", kritisieren die Ultras. "Nur unter Missachtung der demokratischen, mitgliedergeführten Vereine konnte dieses Ergebnis zustande kommen", schrieben die Harlekins.

Eine Wiederholung der Wahl ist trotz aller Proteste aber unwahrscheinlich.

Investoren-Gespräche in entscheidender Phase

Die Gespräche der DFL mit dem luxemburgischen Finanzunternehmen CVC und der US-Investmentgesellschaft Blackstone befinden sich in der "entscheidenden Phase", wie DFL-Geschäftsführer Marc Lenz zuletzt erklärte. Zudem betonte Lenz erneut, dass der Investor an den Erlösen aus dem Verkauf der Medienrechte beteiligt werde - und keine Anteile an der DFL selber kaufe.

Zu den anhaltenden Protestaktionen äußerte sich die DFL auf SID-Anfrage am Montag zunächst nicht.

Fans fürchten eine "weitere Zerstückelung der Spieltage" und halten "Spiele im Ausland und sogar auf anderen Kontinenten" für möglich, schrieben die Harlekins, Gruppierungen anderer Klubs äußerten sich ähnlich.

Ihre Sorge vor dem internationalen Ausverkauf der Liga speist sich vor allem aus der Tatsache, dass sowohl CVC als auch Blackstone finanziell vom saudischen Staatsfonds PIF unterstützt werden. Szenarien wie in Spanien oder Italien, wo der Supercup seit ein paar Jahren nach Saudi-Arabien "verkauft" wird, befürchten sie auch hierzulande.

Fans wollen Investoren vergraulen

Die Fans haben sich deshalb als zweites großes Ziel gesetzt, den Interessenten die Bundesliga madig zu machen. "Natürlich möchte die DFL gerne ein sauberes Produkt verkaufen, wenn sie da aber die Mitglieder vergisst, kann es sein, dass weiterhin mit Spielunterbrechungen zu rechnen ist", sagte Kessen.

Mit Versprechungen von Seiten der DFL wollen sich die Fans nicht beschwichtigen lassen. "Vermeintliche rote Linien sollen uns beruhigen", teilten die Harlekins mit: "Wir glauben diesen Menschen kein Wort. Es wird keine roten Linien geben!"

Im Video: Fan-Proteste - Wo führt das hin? | 2nach10