Film-Produzent Stefan Raiser: "Ich prophezeie eine Renaissance des linearen Fernsehens"

"Es gibt zwar noch genügend Grund zur Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen, aber es hat sich viel getan. Es ist, getrieben von den Streamingdiensten, ein völlig neues Klima für Fiction-Produktionen entstanden", befindet Dreamtool-Produzent Stefan Raiser: "Ich sage, die Streamer wären schon heute chancenlos, wenn die Öffentlich-Rechtlichen nur endlich ihr ganzes Potenzial auf die Straße bringen würden." (Bild: Dreamtool)

"Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen gesagt: Wer braucht eine Botschaft?! Wichtig ist, dass ein Film sexy ist, dass es knallt, dass alles schön bunt ist. Ich wollte der nächste Jerry Bruckheimer sein. Heute liegen die Dinge anders." - Produzent Stefan Raiser ("Dr. Nice", ZDF) spricht über die Verantwortung beim Filmemachen und analysiert den Status quo der TV-Branche.

Wer den Film- und TV-Produzenten Stefan Raiser in seinem Büro besuchen will, schaut erst mal einem Supermodel in die blauen Augen. Überlebensgroß (und weitgehend unbekleidet) strahlt einen das blonde südafrikanische "Victoria's Secret"-Starlet Candice Swanepol im Treppenaufgang an. "Ein Gag von meiner Frau - zum Vierzigsten. Ein handsigniertes Unikat", erklärt Raiser. "Meine eigene Frau sieht noch deutlich besser aus", schiebt der Filmemacher nach, ihm ist klar, dass so ein XXL-Bild ein Hingucker ist, der eher nicht unkommentiert bleiben kann. Es ist das einzige Mal, dass sich der 51-Jährige, Mitbegründer und Geschäftsführer der Produktionsfirma Dreamtool, in der folgenden Stunde mit Smalltalk und unnötigen Entschuldigungen aufhält. Der leidenschaftliche Produzent liebt die klaren und mithin markigen Worte, was auch bei diesem Gespräch in seinem Büro im Münchner Gärtnerplatzviertel deutlich wird. Schließlich geht es um was: Anlässlich des Starts der von ihm produzierten ZDF-Sonntagsreihe "Dr. Nice" (sonntags, 16. und 23. April, 20.15 Uhr, beide Filme in der Mediathek) schwingt sich Raiser zu einer präzisen Analyse des Fernsehmarktes auf. Sein größter Kritikpunkt: "die eklatante Genre-Armut!"

teleschau: Herr Raiser, früher war die "quotenhörige Mutlosigkeit" in den deutschen TV-Redaktionen Ihr Lieblingsthema. Sind Sie, etliche Dreamtool-Erfolge später, inzwischen gnädiger?

Stefan Raiser: Ja, schon. Es gibt zwar noch genügend Grund zur Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen, aber es hat sich viel getan. Es ist, getrieben von den Streamingdiensten, ein völlig neues Klima für Fiction-Produktionen entstanden. Jetzt sind alle wachgerüttelt, und bald kapieren es hoffentlich auch noch die letzten Fernsehmacher, dass wir über "Show-Business" und nicht "Show-Art" sprechen müssen. Ich sage, die Streamer wären schon heute chancenlos, wenn die Öffentlich-Rechtlichen nur endlich ihr ganzes Potenzial auf die Straße bringen würden.

teleschau: Inwiefern?

Raiser: Hierzulande gibt es so viel Erfahrung und Qualität in der Produktion - die Sender müssten nur selbstbewusster mit Fiction umgehen, sich noch mehr trauen. Und sie müssten auf europäischer Ebene intensiver kooperieren. Dann käme das nächste "Bridgerton" schon von der BBC, gemeinsam mit ARD oder ZDF. "Der Schwarm" hat angedeutet, welche Größenordnung möglich ist.

teleschau: Sind Sie nun Kritiker oder Fan?

Raiser: (lacht) Immer beides! Denn man muss differenzieren. Die Fernsehdirektoren und Intendanten haben es nicht leicht. Ich möchte nicht jeden Tag von irgendwelchen Politikhinterbänklern angegangen werden, die mit immer neuen Vorschlägen kommen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusammenzulegen oder womöglich gleich ganz abzuschaffen. Da werden zum Teil lächerlich durchschaubare Kampagnen gefahren, da wird permanent gepoltert, es ist unheimlich viel Druck drin. Diese elende Polemik trägt letzten Endes auch mit zum Kernproblem der Fernsehfilmbranche bei.

teleschau: Welches meinen Sie?

Raiser: Die eklatante Genre-Armut! Wo wird denn niveauvoll Erotik erzählt? Und, von "Der Schwarm" mal abgesehen: Wer hat eine Near-Future-Serie im Programm oder so was wie Science-Fiction, Fantasy oder Action? Da ist nichts. Es ist erschreckend.

Sie mischen den Sonntagabend im Zweiten auf: "Dr. Nice"  (Patrick Kalupa, links) scheut keinen Konkurrenzkampf mit seinem früheren Erzfeind Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill). Auch Charlie Winkler (Josefine Preuß) hält wenig von dem neuen Arzt, der zufällig der Vater des Mädchens ist, das sie mit aufgezogen hat. (Bild: ZDF /Rudolf Wernicke)
Sie mischen den Sonntagabend im Zweiten auf: "Dr. Nice" (Patrick Kalupa, links) scheut keinen Konkurrenzkampf mit seinem früheren Erzfeind Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill). Auch Charlie Winkler (Josefine Preuß) hält wenig von dem neuen Arzt, der zufällig der Vater des Mädchens ist, das sie mit aufgezogen hat. (Bild: ZDF /Rudolf Wernicke)

"Wo sind hierzulande die wirklich guten Rollen für ältere Schauspieler?"

teleschau: Haben wir in der TV-Fiction heute ein Problem der Qualität oder eines der Quantität?

Raiser: Beides zusammen. Wenn ich sehe, wie die Mediatheken mit Instant-Fiction geflutet werden - da findet sich die hundertste Krimiserie, man sieht ständig irgendwelche Comedys, die in eineinhalb WG-Zimmern produziert wurden ... - Wer braucht so etwas, wer soll das alles gucken? Besser wäre es, die Kräfte zu bündeln, zu klotzen und nicht zu kleckern. Klasse statt Masse. Die Senderleute müssen groß und noch viel mehr gegen den Strich denken.

teleschau: Wie politisch-korrekt muss ein Stoff sein, damit er bei den Sendern goutiert wird?

Raiser: Wichtiges Thema! Es geht heute eigentlich bei jedem Pitch, bei jeder Besprechung darum. Aber das ist natürlich auch eine diffizile Sache: Es ist großartig, was sich im vergangenen Jahrzehnt alles getan hat in Hinblick auf Diversität und Gender Gap. Wir sind nun allerdings sicherlich in einer Phase, in der das Pendel etwas zu krass in die andere Richtung ausschlägt. Qualität muss das wichtigste Kriterium sein. Klar ist: Du brauchst im Moment sicher keinen Krimi vorzuschlagen, in dem der afghanische Asylsuchende ein Vergewaltiger oder der Kommissar ein breitbeiniges, testosterongesteuertes Raubein à la Schimanski ist. Und der erstklassige Regisseur, weiß, um die 60, hat es aktuell sehr sehr schwer, einen Job zu finden. Aber ich bin sicher, das nivelliert sich auch wieder.

teleschau: Fragen, die viel mit Verantwortung zu tun haben ...

Raiser: Absolut, dessen bin ich mir bewusst. Ich habe aber grundsätzlich großes Vertrauen in das Augenmaß der Redakteure. Wichtig ist nur, dass man als Filmemacher für seine Themen eintritt, dass man sich diesen Diskussionen stellt. Für mich gehört dieser Austausch zum Alltag. Ich werde nicht müde, davon können Sie ausgehen. Und wenn es sein muss, streite ich mich.

teleschau: Worüber zum Beispiel gerade?

Raiser: Über den Jugendwahn und die Diskriminierung von Älteren. Die Alten finden doch kaum mehr statt in Film und Serie, jedenfalls nicht abseits der Klischees. Wo sind hierzulande die wirklich guten Rollen für ältere Schauspieler? Wer hat den Mut zu einem Auftritt, wie ihn Jennifer Coolidge in "White Lotus" hinlegt? Wo ist der Autor, der so eine geile Rolle schreibt? Wo ist die Redaktion, die sich das traut? Wobei man auch ehrlicherweise fragen muss: Wo sind die Schauspieler? Wer könnte das überhaupt so umsetzen? Also: Es ist noch einiges im Argen, aber wir sind auf einem guten Weg.

teleschau: Was stimmt Sie optimistisch?

Raiser: Der Kulturwandel, der sich in den Öffentlich-Rechtlichen vollzogen hat! Das Miteinander ist unbürokratischer, agiler und auch verlässlicher geworden. Wenn ich als Produzent zum Pitch auf dem Mainzer Lerchenberg aufschlage, dann habe ich es direkt mit den Entscheidern zu tun, mit guten Leuten, mit denen ich sofort in medias res gehe. Es wird heute dort schneller zu- oder abgesagt. Da muss ich nicht erst zu einer Europa-Leitung durchdringen, die sich dann wiederum mit den Bossen in Kalifornien synchronisiert, welche einem dann den nächsten Strategiewechsel darlegen ...

Gute Stimmung am Set: Stefan Raiser (rechts) mit seinen Hauptdarstellern Patrick Kalupa und Maximilian Grill (links). (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)
Gute Stimmung am Set: Stefan Raiser (rechts) mit seinen Hauptdarstellern Patrick Kalupa und Maximilian Grill (links). (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)

"Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen noch gesagt: Wer braucht eine Botschaft?!"

teleschau: "Der Schwarm" hätte auch gut zu Ihnen gepasst ...

Raiser: Absolut (lacht). Wir haben vor 13 Jahren "Bermuda-Dreieck Nordsee" gemacht - ein Katastrophenfilm, der mit ähnlichen Motiven und vielen, wie ich finde, nicht schlechteren visuellen Effekten aufwartete, obwohl wir deutlich weniger Geld hatten. Aber ich bin keinesfalls neidisch. Was die Kollegen alles auf die Beine gestellt haben, ist klasse. Mich macht nur nachdenklich , warum es als zentralen Macher den Amerikaner Frank Doelger brauchte, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Haben wir niemanden aus Deutschland heraus mit dieser Credibility und diesem Knowhow?

teleschau: So etwas wie "Bermuda-Dreieck Nordsee" würden Sie heute aber nicht mehr machen, oder?

Raiser: Warum nicht! Der ökologische Gedanke von damals wäre ja noch mindestens genauso aktuell. Heute würde ich es wahrscheinlich nur anders angehen, weniger Popcorn-lastig (lacht). Ich mache mir eben mehr denn je Gedanken über den Anspruch der Filme und gesellschaftliche Zusammenhänge, darüber, welche Botschaften wir vermitteln wollen.

teleschau: Worum geht es Ihnen da konkret?

Raiser: Um Werte. Um Loyalität, um Zusammenhalt, um den moralischen Kompass. Da ist augenscheinlich einiges im Argen in unserer Gesellschaft. Ich frage mich jeden Tag, was wir mit einer empathischen Botschaft in unseren Produktionen beitragen können, um es wenigstens ein kleines bisschen besser zu machen. Auch wenn es nur ein klitzekleiner Tropfen auf den heißen Stein ist - ich bin überzeugt, dass man heute gerade mit Filmen über Liebe, Freundschaft und Familie auch etwas erreichen kann.

teleschau: Sie spielen auf Ihre neue ZDF-"Herzkino"-Reihe an.

Raiser: Genau. So etwas mache ich im Moment tausendmal lieber, als den nächsten Serienkiller durch die Primetime zu jagen. Da fühle ich mich wohl, und es ist ja nicht so, dass die Verantwortung im "Herzkino" kleiner ist als beim "Tatort".

teleschau: Wie meinen Sie das?

Raiser: Ich bin großer VfB Stuttgart-Fan, seit jeher mit einer Dauerkarte ausgestattet - und manchmal, wenn 60.000 in der Mercedes-Benz-Arena sind und zu spüren ist, was für eine Macht das ist, kriege ich richtig Gänsehaut. Weil mir in dem Moment bewusst wird, was es heißt, wenn am Sonntagabend fünf Millionen Zuschauer ganz bewusst meinen Film sehen. Wow! Dann muss ich mir als Produzent doch einfach überlegen, was die Leute aus so einem Film mitnehmen. So etwas treibt mich um.

teleschau: Also geht es immer auch um eine Botschaft?

Raiser: Vor 15 Jahren hätte ich Ihnen noch gesagt: Wer braucht eine Botschaft?! Wichtig ist, dass ein Film sexy ist, dass es knallt und dass alles schön bunt ist. Ich wollte der nächste Jerry Bruckheimer sein. Heute liegen die Dinge anders. Womit ich nicht sagen will, dass die blanke Unterhaltung keinen Wert hat - das Gegenteil ist der Fall, gerade in Zeiten wie diesen.

"Auch wenn es nur ein klitzekleiner Tropfen auf den heißen Stein ist - ich bin überzeugt, dass man heute gerade mit Filmen über Liebe, Freundschaft und Familie auch etwas erreichen kann", sagt "Dr. Nice"-Produzent Stefan Raiser im Interview. (Bild: Dreamtool)
"Auch wenn es nur ein klitzekleiner Tropfen auf den heißen Stein ist - ich bin überzeugt, dass man heute gerade mit Filmen über Liebe, Freundschaft und Familie auch etwas erreichen kann", sagt "Dr. Nice"-Produzent Stefan Raiser im Interview. (Bild: Dreamtool)

"Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen"

teleschau: Ihr "Dr. Nice" beginnt mit einem Hubschrauberflug und dem Song "You Never Can Tell" von Chuck Berry. Ist das "Herzkino" inzwischen für die "Pulp Fiction"-Fans der 90-er gemacht?

Raiser: (lacht) Cooler Einstieg, oder? Und es stimmt: Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen, mit Erwartungshaltungen zu spielen und Filme auch für die Leute zu machen, die normalerweise kein ZDF gucken oder zumindest nicht am Sonntagabend das Zweite einschalten - so wie es uns zuvor schon in elf "Ella Schön"-Filmen mit Annette Frier gelungen ist. Das Rad wollen wir mit "Dr. Nice" nun weiterdrehen mit der ersten Medical-Reihe und dem ersten männlichen Hauptprotagonisten am Sonntagabend im ZDF. Der Sender wagt da was. Wobei: Das "Herzkino" ist ohnehin der geilste Sendeplatz im deutschen Fernsehen.

teleschau: Warum?

Raiser: Weil es der Slot ist, der ohne Leiche auskommt, wo man nicht von grimmig dreinschauenden Kommissaren oder anderen notleidenden, schwer verstimmten Protagonisten in den Psychotrip geschickt wird, wo niemand fragt: "Wo waren Sie gestern, zwischen 19 und 20 Uhr?" Und weil er sich total gewandelt und geöffnet hat. Sonntagabend im Zweiten ist erzählerisch alles möglich, und wir wollen das nutzen, für Menschen, die "das Glas-ist-halb-voll-Gefühl" suchen - etwas, das man sonst im deutschen Fernsehen eher selten findet. Schon jetzt steht fest, dass es mit "Dr. Nice" in mindestens zwei weiteren Filmen weitergehen wird. Das gibt uns Planungssicherheit. Das ZDF agiert inzwischen wahnsinnig beherzt.

teleschau: Das war früher anders?

Raiser: Ja. Aber inzwischen gab es einen Paradigmenwechsel, es ist ein neues Selbstbewusstsein entstanden. Früher saßen Zustandsbewahrer in der Redaktion, da gingen Pilcher oder Lindström ins taffe Quotenrennen gegen den "Tatort". Heute ist eine andere Generation am Werk. Sie weiß, der Kampf David gegen Goliath ist nur mit Mut zu gewinnen, also nimmt man sich die Freiheit, gutes Fernsehen für all jene zu produzieren, die am Sonntag lieber ohne Krimi ins Bett gehen. Das ist eine bunte Spielwiese, also genau mein Ding. Außerdem: Ich bin schon immer ein riesengroßer Fan von Wolfgang Rademann, ich wurde einst mit "Traumschiff" und "Schwarzwaldklinik" sozialisiert - genau wie später mit Tarantino oder Michael Bay. Das ist für mich, und ich denke, für die meisten aus meiner Generation, überhaupt kein Widerspruch.

teleschau: In Schubladen passen Sie wirklich nicht. Zwischen einem Kriegsdrama wie "Der Überläufer" und der "Herzkino"-Erfolgsreihe "Ella Schön" liegen Welten ...

Raiser: Ja, und das ist genau das, was uns schon immer ausmacht. Dreamtool hat Popcornproduktionen gemacht, Arthouse-Filme, Comedy-Serien, Literaturverfilmungen ... - die volle Bandbreite. Wir haben nie für die Schublade produziert. Was uns vor knapp zwei Jahrzehnten noch das Leben schwer machte, ist in der Fernsehwelt von heute unser großes Plus. Alles wird immer vielfältiger. Außerdem: Uns gibt es seit 22 Jahren, die Branche kennt uns und weiß was man von uns erwarten darf.

teleschau: Nämlich?

Raiser: Wir sind nicht die UfA , sondern eine kleine, aber feine Boutique. Oder anders: Wir sind der Schuhmacher ums Eck und nicht "Deichmann". So verstehen wir uns - immer hands on, immer premium und mit Leidenschaft - Qualität vor Quantität. Wer mit uns arbeitet, bekommt das Besondere, immer 120 Prozent - und einen Produzenten, der sich für seine Projekte zerreißt.

teleschau: Patrick Kalupa, ehemaliger "Rosenheim-Cop", ist eine überraschende Besetzung für "Dr. Nice". Wonach haben Sie beim Casting gesucht?

Raiser: Nach einem neuen Hans Sigl (lacht). Denn die Art, wie der sein Format ausfüllt und trägt, ist grandios. Er spielt ihn nicht nur, er ist der Bergdoktor. Ein Star und Volksschauspieler im besten Sinne - das muss man nicht nur können, so was musst du wollen. Das gibt es nicht oft. Umso glücklicher sind wir nun mit Patrick. Ich bin sehr gespannt, wie er als "Dr. Nice" ankommt. Ihm habe ich ansonsten das gleiche gesagt wie Josefine Preuß und den anderen Hauptdarstellern: "Ihr könnt das nur spielen, wenn ich euch 40 Filme in zehn Jahren vorstellen könnt."

"Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen": Stefan Raiser (zweiter von rechts, mit Josefine Preuß, Maximilian Grill und Patrick Kalupa) am Set von "Dr. Nice". (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)
"Unser Anspruch ist es, die Grenzen des Sendeplatzes auszureizen": Stefan Raiser (zweiter von rechts, mit Josefine Preuß, Maximilian Grill und Patrick Kalupa) am Set von "Dr. Nice". (Bild: Rudolf Wernicke / ZDF)

Das "Circus Krone"-Projekt? - "Es wird groß!"

teleschau: Wird es in zehn Jahren überhaupt noch lineare Programme geben?

Raiser: Alle Studien gehen trotz des Zugewinns der Streamer davon aus. Ich prophezeie sogar eine Renaissance des linearen Fernsehens, weil ich denke, dass viele Menschen zunehmend überfordert sind mit dem Formate-Dschungel auf dem Streamingmarkt. Merke ich ja selbst: Ich bin großer Streamingfan, habe alles abonniert, was man haben kann. Aber manchmal fühle ich mich regelrecht erschlagen von dem Überangebot und schalte, vor ein paar Jahren fast undenkbar, zur Primetime ARD oder ZDF ein. Es ist eine Herausforderung für die Sender, aber meine Hoffnung ist, dass sie darauf mit Kreativität und einem schärferen Angebot reagieren.

teleschau: Apropos Angebot: Man hat länger nichts mehr von Ihrem Herzensprojekt gehört. Kommt die Serie über den "Circus Krone" noch?

Raiser: Aber sicher. Wir arbeiten - jetzt gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk - mit Hochdruck daran. Der BR hat mit der Serie "Oktoberfest 1900" eine Benchmark gesetzt, wie man hierzulande historische Stoffe erzählen kann - genau der richtige Partner, nachdem SAT.1 nicht mehr mit im Boot ist. Wir sind aktuell in der Entwicklung.

teleschau: Und?

Raiser: Es wird groß! Immerhin erzählen wir hier vor politisch hochspannender Kulisse vom Urknall der Unterhaltung: Als er den "Circus Krone" im Jahr 1905 gründete, betrat Carl Krone Neuland. Er stellte nach und nach eine gigantische Show auf die Beine, er war der Steve Jobs der Manege. So wollen wir das rüberbringen.

teleschau: Ein gefundenes Fressen für Hannes Jaenicke, oder?

Raiser: (lacht) Oder Heino Ferch! Ich verrate nur so viel: Wir sind in guten Gesprächen, was die Besetzung der Hauptrolle angeht.

"Es ist großartig, was sich im vergangenen Jahrzehnt alles getan hat in Hinblick auf Diversität und Gender Gap", meint Stefan Raiser. "Wir sind nun allerdings sicherlich in einer Phase, in der das Pendel etwas zu krass in die andere Richtung ausschlägt. Qualität muss das wichtigste Kriterium sein." (Bild: Dreamtool)
"Es ist großartig, was sich im vergangenen Jahrzehnt alles getan hat in Hinblick auf Diversität und Gender Gap", meint Stefan Raiser. "Wir sind nun allerdings sicherlich in einer Phase, in der das Pendel etwas zu krass in die andere Richtung ausschlägt. Qualität muss das wichtigste Kriterium sein." (Bild: Dreamtool)