Die Folgen des Formel-1-Bebens

Es war eine Trennung mit Ansage: Alpine und Esteban Ocon (27) gehen am Ende der Saison getrennte Wege. Das verkündete Alpine-Boss Bruno Famin am Montag. Der Franzose machte damit seine Drohung wahr. Nachdem Ocon beim Rennen in Monaco erneut als Schuldiger bei einer Kollision mit seinem ungeliebten Teamkollegen und Landsmann Pierre Gasly ausgemacht wurde, hatte Famin drastische Konsequenzen angekündigt.

Wie üblich gab es beim offiziellen Statement dennoch Lob von beiden Seiten. Bis Ende des Jahres will Ocon noch mal Vollgas für Alpine geben: „Ich werde meine Pläne sehr bald bekanntgeben, in der Zwischenzeit liegt mein voller Fokus aber darauf für dieses Team auf der Strecke abzuliefern und gemeinsam einen erfolgreichen Rest der Saison zu bestreiten.“

SPORT1 weiß: Ocon, der schon Anfang der Saison seine Zukunft bei der französischen Sportwagentochter vom Renault-Konzern in Frage stellte, schielt auf Audi. Grund: Der Franzose, der 2021 den GP von Ungarn für Alpine gewann, könnte nur bei den Ingolstädtern einen mehrjährigen Vertrag bekommen, der ihm eine sichere Zukunft garantiert.

Dazu passt: Ocon steht bei Audi auf der Liste der möglichen Piloten. Noch wartet man dort auf eine Entscheidung des Spaniers Carlos Sainz. Doch der, so erfuhr SPORT1, tendiert eher zu einem Einjahresvertrag bei Williams, um dann seine Möglichkeiten bei Red Bull und Mercedes abzuchecken.

Nach dem GP von Kanada am Sonntag (Live im SPORT1-Ticker) muss Sainz sich bekennen. Dann könnte es mit Ocon ganz schnell gehen. Vor allen Dingen auch, weil Yuki Tsunoda, neben Sainz sein Hauptkonkurrent auf den spannenden Audi-Sitz, keine Freigabe von Red Bull bekommt.

Schumacher mit Comeback-Chance

Im Gegensatz zu Audi lässt sich Alpine Zeit mit der Beantwortung der Frage, wer Nachfolger von Ocon und damit Teamkollege von Gasly wird. Denn es gilt als sicher, dass der Vertrag mit Gasly nach der Trennung von seinem Erzfeind Ocon verlängert wird.

Sainz und Tsunoda sind keine Optionen mehr. Ex-Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und der Chinese Guanyu Zhou (beide aktuell noch bei Sauber) haben sich angeboten, da sie keine Zukunft bei ihrem aktuellen Sauber-Team haben, doch ihre Chancen werden in der Szene als gering betrachtet. Deshalb sprechen sie auch mit Haas, um den frei werdenden Platz von Nico Hülkenberg zu ergattern.

Am wahrscheinlichsten wird Alpine entweder ihren Test- und Ersatzfahrer Jack Doohan, den Sohn der australischen Motorradlegende Mick Doohan, oder ihren Le-Mans-Fahrer Mick Schumacher an die Seite von Gasly setzen. Beide zeigten bisher großes Engagement in ihrem Job und lieferten sehr gute Leistungen ab.

Zünglein an der Waage könnte am Ende Flavio Briatore werden. Der ehemalige Benetton-Macher ist der neue starke Mann bei Alpine und soll im Auftrag von Renault-Boss Luca de Meo die sportliche Tochter wieder auf Vordermann bringen. Dazu gehört auch, die besten möglichen Piloten zu engagieren.