Ein Formel-1-Machtkampf mit immer schmutzigeren Mitteln
Droht das Kartenhaus der Formel 1 einzustürzen? Fest steht: Die Königsklasse überzeugt derzeit weniger mit spannendem Sport als mit fragwürdigen Skandalen.
Nach den Vorwürfen gegen Red Bull-Teamchef Christian Horner steht nun FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem im Mittelpunkt des Interesses.
Der ehemalige Rennfahrer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten soll sich ins Rennergebnis des GP Saudi-Arabien 2023 eingemischt und seine Finger auch bei der Freigabe der Rennstrecke in Las Vegas im Spiel gehabt haben.
Ben Sulayem wollte Vegas-Rennen boykottieren
Das Prestige-Rennen habe er so in letzter Sekunde sabotieren und verhindern wollen, berichtet die altehrwürdige britische BBC.
Dazu passt: Seit zwei Jahren befinden sich der Formel-1-Promoter Liberty Media und die FIA in einem Machtkampf, der nun offenbar mit immer schmutzigeren Mitteln ausgetragen wird – zumindest von Seiten des Automobilweltverbands.
Immerhin: Die Ethikkommission der FIA untersucht die Vorwürfe, nachdem ein Informant die mutmaßlichen Verfehlungen des Präsidenten gemeldet hatte. Das hat der Weltverband offiziell bestätigt.
Demnach liege ein Bericht vor, der detaillierte Anschuldigungen gegen Mitglieder seiner Führungsgremien enthalte. Die Ethiker-Kommission würde diese Vorwürfe nun prüfen, „wie es in diesen Fällen üblich ist, damit ein ordnungsgemäßes Verfahren genauestens eingehalten wird“.
Droht dem Präsidenten das Aus?
Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dürfte Ben Sulayem an der Spitze der mächtigen Automobilbehörde kaum zu halten sein. Immer wieder fiel der Präsident zuletzt durch Handlungen am Rande der Legalität auf.
So hatte er Max Verstappen in Bahrain bereits aufgefordert, seinen Red Bull-Teamchef Christian Horner öffentlich zu unterstützen. Eine Beeinflussung, die an seiner Unabhängigkeit zweifeln lässt.
Auch die Vorbehalte gegen die Rennstrecke in Las Vegas sollen keinen realen Bedenken entsprungen sein.
Laut dem Whistleblower, den die BBC zitiert, sollten die Verantwortliche sogar Gründe erfunden haben, um den Grand Prix zu torpedieren und der Rennstrecke das FIA-Zertifikat zu verweigern.
Einige Fragezeichen bleiben
Nach wie vor unklar ist zudem, warum sich Ben Sulayem 2023 in das Ergebnis des Großen Preises von Saudi-Arabien eingemischt hat. Damals hatte eine Strafe Fernando Alonso den dritten Platz gekostet.
Die zehn Strafsekunden sollen auf Veranlassung des Präsidenten hin zurückgenommen worden sein.
Sollten die Vorwürfe stimmen, unterstrich Ben Sulayem damit einmal mehr, dass er nicht alle Teilnehmer gleich behandelt.
Besondere Verbindung zu F1-Pilot Alonso
In den Zusammenhang fallen auch Aussagen von Fernando Alonso aus dem Jahr 2022 auf. Dort betonte der Spanier, dass er „ein sehr guter Freund“ von Ben Sulayem sei. Alonso weiter: „Ich habe großes Vertrauen in Mohammed, wie er die FIA führt und was er verbessern will.“
Das Problem aus heutiger Sicht: Aus solche Sätzen lässt sich schließen, dass der FIA-Chef zu einigen Formel-1-Protagonisten offenbar mehr Nähe sucht als zu anderen. Eine Rolle, die der Vorsitzende eines unabhängigen Verbands in der Formel 1 nicht spielen sollte.