Foto von verhungertem Eisbären geht um die Welt

Es ist ein schockierender Anblick: Mit dieser Aufnahme eines Polarbären sorgt der Fotograf Sebastian Copeland weltweit für Entsetzen. Das Bild zeigt die verheerenden Folgen des Klimawandels.

Sebastian Copeland dokumentiert die Schönheit der Arktis, zeigt allerdings auch die grausame Seite der Eiswelt. Spätestens von 2040 an, zitiert der Fotograf und Umwelt-Aktivist in seinem Bildband “Arctica: The Vanishing North” aktuelle Prognosen, werde in den Sommermonaten alles Meereseis der Arktis schwinden - und das zum ersten Mal seit drei Millionen Jahren. Aufgrund der globalen Erderwärmung schmelzen in den Polarregionen immer mehr Eisplatten der Meere und nehmen somit vielen Tieren den Lebensraum.

Das Foto eines mutmaßlich verhungerten Eisbären auf Beechey Island in der kanadischen Arktis ist der grausamste Beweis für die schrecklichen Folgen des Klimawandels. “Es handelt sich um einen jungen Bären, etwa zwei oder drei Jahre alt, und ich gehe davon aus, dass er sehr wahrscheinlich einen Hungertod gestorben ist”, so Copeland. In seinem Buch erklärt der Polarforscher, dass es keine sichtbaren Verletzungen gegeben habe und auch kein blutbeflecktes Fell, dass auf einen gewaltsamen Tod durch ein aggressives Männchen schließen lassen würde, das sich mit dem Weibchen paaren wollte (ein durchaus alltägliches Szenario).

Er gab zu, nicht die Unterseite des Bären untersucht zu haben. “Die Farbe des Felles im Bereich des Rektum deutet jedoch darauf hin, dass der Bär Durchfall gehabt haben muss, eine häufige Nebenwirkung des Hungersterbens”, so der renommierte Fotograf weiter. Eisbären jagen normalerweise Seerobben oder Walrosse, selten auch ein paar Walarten, die sich im Eis verfangen. Doch das Futter in den Sommermonaten ist knapp. Durch den Rückgang des Meereises wird den Bären der Jagdplatz genommen und es werden rund 500 Quadratkilometer Eis benötigt, um einen einzigen Eisbären satt zu bekommen.

“Ein ausgewachsener Bär verliert für gewöhnlich um die 40% seines Körpergewichtes in den Sommermonaten”, so der Autor und Cousin des Hollywood-Schauspielers Orlando Bloom. Für junge Bären ist es eine viel größere Herausforderung, in dieser Zeit zu überleben. Deswegen sind sie am verletzlichsten. “Stellen Sie sich acht Wochen ohne oder mit nur sehr wenig Futter vor”, sagt Copeland.

Obwohl man nicht mit hunderprotzentiger Sicherheit sagen kann, woran dieser Eisbär gestorben sei, habe die Erfahrung in den letzten zwei Jahrzehnten gezeigt, dass immer mehr Bären dem Hungertod zum Opfer gefallen oder ausgemergelt aufgefunden worden sind. Außerdem habe sich das Migrationsverhalten der Tiere in vielen Gebieten im hohen Norden drastisch verändert. Auch das könne man dem Rückgang des Meereises aufgrund des Klimawandels zuschreiben.

Sebastian Copeland engagiert sich seit Jahren für den Umweltschutz. Er verfolgt das Ziel, sich vor der Schönheit der Arktis zu verneigen und unser Bewusstsein auf ihre bedrohliche Lage zu lenken. Das ist ihm mit diesem Foto des ausgehungerten Eisbären sicherlich gelungen.

Bilder: Aus dem Buch “Arctica: The Vanishing North” (teNeues 2015) von Sebastian Copeland

Sehen Sie auch: Der pinkfarbene Delfin - ein Wunder der Natur