Der französische Senat stimmt für ein Verbot geschlechtergerechter Sprache
Der französische Senat hat für einen Gesetzesvorschlag gestimmt, der geschlechtergerechte Sprache in der offiziellen Kommunikation verbieten soll.
Nun muss die Parlamentskammer über das Gesetz abstimmen. Dafür gibt es jedoch noch keinen Termin.
Am Montag forderte Präsident Emmanuel Macron Frankreich auf, "nicht den Gezeiten der Zeit nachzugeben" und die geschlechtergerechte Schreibweise abzulehnen, "um die französische Sprache zu schützen".
"In dieser Sprache ist das Maskulinum das Neutrum. Es gibt keine Notwendigkeit, Punkte in der Mitte von Wörtern oder Bindestriche oder irgendetwas anderes hinzuzufügen, um es lesbar zu machen", sagte der französische Präsident bei der Eröffnung des ersten Museums für französische Sprache in der Stadt Villers-Cotterêts in der Nähe von Paris.
Französisch sei eine Sprache, die "die Einheit der Nation stärkt", so Macron.
"Wir müssen dieser Sprache erlauben, zu leben, sich von anderen inspirieren zu lassen, Wörter zu stehlen, auch von der anderen Seite der Welt (...), um weiter zu erfinden, aber auch, um ihre Grundlagen, die Grundlagen ihrer Grammatik, zu bewahren."
Dennoch will Macron kein Verbot gendergerechter Sprache: "Ein Verbot würde einen Katalog von Strafen notwendig machen, für den Fall, dass das Verbot übertreten wird. Das wäre noch einmal etwas ganz anderes", so der französische Präsident.
Der Entscheidung des Senats geht eine langjährige Debatte zwischen rechten Sprachpurist:innen und linken, feministischen Stimmen in Frankreich voraus.
So funktioniert die französische "écriture inclusive"
Bei der "inklusiven Schreibweise" (écriture inclusive) wird die weibliche Endung an ein Substantiv angehängt, so dass nicht mehr die männliche Form für männlich und weiblich steht, sondern beide Geschlechter vertreten sind.
Gegendert wird dabei mit Punkt oder Bindestrich, zum Beispiel so: "président.e.s" (Präsident:innen), sénateur.rice.s (Senator:innen) und cher-e-s lecteur-rice-s (liebe Leser:innen).
Die "écriture inclusive" umfasst unter anderem auch:
iel, um die Pronomen il und elle (er und sie) zu ersetzen.
celleux, das sowohl für celles als auch für ceux (jene) verwendet wird.
Das Gesetz soll gendergerechte Sprache am Arbeitsplatz, in der Werbung und in Verträgen verbieten, "wenn die Gesetzgebung (oder die Behörden) verlangen, dass ein Text auf Französisch geschrieben wird".
Die Ehefrau des französischen Präsidenten, Brigitte Macron, und die Académie Française wettern schon lange gegen gendergerechte Sprache. Dabei handele es sich um "barbarischen Missbrauch der Syntax".
Es gebe zwei Pronomen, il und elle, sagte Macron. "Die Sprache ist schön. Und zwei Pronomen sind gut".
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Ein Hindernis für die Verständigung?
Das Verbot wurde von Pascale Gruny, Senatorin des Departement Aisne, vorgeschlagen, die sich weigerte, den Begriff "sénatrice" zu verwenden.
Gegenüber französischen Medien erklärte sie, dass "écriture inclusive" den Zugang zur Sprache für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten oder Behinderungen erschweren könne und eine "Ideologie darstellt, die die Klarheit unserer Sprache gefährdet".
Im Jahr 2021 hatte die Académie Française in einem offenen Brief von der Verwendung gendergerechter Sprache abgeraten.
"Abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht der gesprochenen Sprache entspricht, zwingt sie im Wesentlichen eine zweite Sprache auf, deren Komplexität Menschen mit kognitiven Behinderungen wie Legasthenie, Dyspraxie oder Apraxie benachteiligt". heißt es in dem Brief.
Letztendlich verstärke dieser Versuch, die Dinge gerechter zu machen, nur die Ungleichheit, so die Académie Française weiter.
Auf X (ehemals Twitter) unterstützte Marine Le Pen von der rechtsextremen Rassemblement National das Verbot und erklärte, die französische Sprache sei ein Schatz, der "vor dem Wokeismus geschützt werden muss, von dem die integrative Sprache eine weitere unheilvolle und groteske Manifestation ist."