Frauke Ludowig: "Charles tut viel für die Modernisierung"

In einer siebenstündigen Live-Sendung berichtet Frauke Ludowig am Samstag, 6. Mai, ab 9 Uhr über die Krönung Charles III. in London.  (Bild: 2022 Getty Images/Andreas Rentz)
In einer siebenstündigen Live-Sendung berichtet Frauke Ludowig am Samstag, 6. Mai, ab 9 Uhr über die Krönung Charles III. in London. (Bild: 2022 Getty Images/Andreas Rentz)

Am Samstag, 6. Mai, wird Charles III. zum König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland gekrönt. RTL ist mit einer siebenstündigen Sondersendung live dabei. Im Interview beantwortet Moderatorin Frauke Ludowig die wichtigsten Fragen um die Zeremonie, Monarchie-Gegner und natürlich den Konflikt mit Prinz Harry.

Es ist die umfangreichste Sondersendung an diesem Tag: Ganze sieben Stunden lang berichtet "Exclusiv Spezial: Endlich König - Charles besteigt den Thron!" am Samstag, 6. Mai, ab 9 Uhr, bei RTL über die Krönung des neuen britischen Staatsoberhaupts. Dabei hatte es zuletzt doch reichlich Kritik an der breit aufgestellten Berichterstattung über den Staatsbesuch von Charles III. in Berlin und Hamburg sowie über den Tod seiner Mutter, Queen Elizabeth II. im September 2022 gegeben. Moderatorin Frauke Ludowig kann die Kritik durchaus verstehen, wie sie im Interview sagt: "Das hat wieder etwas damit zu tun, dass wir einen solchen Pomp gar nicht kennen." Die Krönung von Charles III. und Königin Camilla wird sie zusammen mit dem RTL-Adelsexperten Michael Begasse und dem Modedesigner Guido Maria Kretschmer kommentieren. Warum sie dabei trotz der Teilnahme von Prinz Harry keinen Skandal erwartet, verrät die 59-Jährige im Interview. Auch spricht sie über die Proteste von Monarchie-Gegnern und die Auswirkungen des Staatsbesuchs auf die Post-Brexit-Beziehungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich.

teleschau: Die Proklamation von König Charles III. erfolgte bereits kurz nach dem Tod der Queen. Welche Bedeutung hat die Krönung überhaupt noch?

Frauke Ludowig: Sie hat insofern eine Bedeutung, als sich seine Regentschaft dadurch nochmal manifestiert. Nach dem Tod der Queen ging das alles so schnell, und Charles war damals eigentlich noch in Trauer. Jetzt hat sich das alles ein bisschen gesetzt. Und es ist im Grund auch das, was die britische Monarchie wirklich kann: nämlich solche Dinge wirklich zu zelebrieren. Allein dadurch ist der Reiz immer wieder da, so etwas zu sehen und mitzuverfolgen. Das betrifft die Krönung ebenso wie die Hochzeiten.

teleschau: Auf welches Highlight der Krönungszeremonie oder der anschließenden Prozession freuen Sie sich am meisten?

Ludowig: Am meisten freue ich mich immer darauf, die Menschen wieder genauer zu beobachten: Wie bewegen sich die Royals? Was haben sie an? Wie gehen sie miteinander um? Aus Boulevard-Gesichtspunkten heraus ist das immer spannend. Bei der Beisetzung von Prinz Philip 2021 schaute die ganze Welt auf die Brüder William und Harry. Das ist natürlich auch immer ein bisschen skurril, denn primär sind wir Deutschen gar nicht an dem Protokoll oder dem Zeremoniell interessiert, sondern an dem Traum, der uns immer ein bisschen in eine andere Welt eintauchen lässt.

Seit 1994 moderiert Frauke Ludowig "Exclusiv - Das Starmagazin" bei RTL. Mit den britischen Royals kennt sie sich deshalb bestens aus.  (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)
Seit 1994 moderiert Frauke Ludowig "Exclusiv - Das Starmagazin" bei RTL. Mit den britischen Royals kennt sie sich deshalb bestens aus. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)

"Er ist der Mann, der Jahrzehnte auf den Thron gewartet hat"

teleschau: Erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht vielleicht auch insgeheim einen Skandal?

Ludowig: Das glaube ich nicht. Denn das haben die Royals mittlerweile ganz gut im Griff. Bei der Beisetzung der Queen haben alle auf die Brüder William und Harry und die Schwägerinnen gewartet, aber einen wirklichen Skandal gab es da auch nicht. Da kann man sich auf die Familie verlassen, denn es geht am Ende darum, dass der König gekrönt wird, und das ist etwas Offizielles.

teleschau: Die Krönung von Queen Elizabeth II. war die erste Krönung, die live im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Wird Charles' Krönung eine ähnliche historische Bedeutung haben?

Ludowig: Das wird auf jeden Fall eine historische Bedeutung haben. Er ist der König. Er ist der Mann, der Jahrzehnte auf den Thron gewartet hat. Nun hat er in einem gewissen Alter diesen Punkt erreicht. Die Zeremonie wird auf jeden Fall wesentlich moderner sein. Aber genau das ist ja auch das Interessante: Die Modernität gemischt mit der Tradition.

Er galt als der "ewige Thronfolger": Nun wird Charles III. mit 74 Jahren zum König von Großbritannien und Nordirland gekrönt.  (Bild: 2023 Kirsty Wigglesworth - WPA Pool/Getty Images)
Er galt als der "ewige Thronfolger": Nun wird Charles III. mit 74 Jahren zum König von Großbritannien und Nordirland gekrönt. (Bild: 2023 Kirsty Wigglesworth - WPA Pool/Getty Images)

"Harry hat gelernt, Emotionen auszublenden"

teleschau: Die Krönung findet am 6. Mai statt, dem Tag, an dem Charles' Enkel Archie seinen vierten Geburtstag feiert. Wie interpretieren Sie die Wahl des Datums?

Ludowig: Ich glaube, so was ist zufällig. Sie haben da nicht an den Enkel gedacht, der keine Bedeutung in der Thronfolge hat. Man hat eher geguckt, welches Wochenende passt. Wir würden das Datum überbewerten, wenn wir glauben, dass dadurch Harry vielleicht nicht zur Krönung kommt, weil er bei seinem Sohn sein will.

teleschau: Wie schätzen Sie die Beziehung zwischen Harry und seinem Vater ein? Wird es zu Spannungen kommen?

Ludowig: Ich glaube, an dem Tag kann und darf da nichts passieren. Die sind alle darauf geeicht, sich zurückzunehmen. Es geht um die Krönung und den neuen König. Dass es Spannungen gibt, ist Fakt, aber nicht während der Zeremonie. Man darf nicht vergessen: Harry ist Charles' Sohn und hat mit Sicherheit gelernt, Emotionen auszublenden, wenn es sein muss. Natürlich ist es für alle eine höchst emotionale Situation, bei der ich mir als normaler Mensch gar nicht vorstellen kann, wie man da Emotionen außen vor lässt. Aber wer in eine solche Familie hineingeboren wird, der ist an einem solchen Tag schon imstande, so etwas auszublenden.

Lange wurde gerätselt, nun ist klar: Prinz Harry wird an der Krönung teilnehmen. Einen Skandal erwartet Frauke Ludowig allerdings nicht: "Natürlich ist es für alle eine höchst emotionale Situation, bei der ich mir als normaler Mensch gar nicht vorstellen kann, wie man da Emotionen außen vor lässt. Aber wer in eine solche Familie hineingeboren wird, der ist an einem solchen Tag schon imstande, so etwas auszublenden."
 (Bild: 2023 Jon Kopaloff/Getty Images for Marcel Remus)

"Vielleicht haben sich Harry und Meghan ein wenig verkalkuliert"

teleschau: Wie stehen die Chancen auf eine Versöhnung der beiden?

Ludowig: (lacht) Das ist natürlich reine Spekulation, aber ich sag mal so: Ich als Mutter und als Tochter würde mir das für sie wünschen. Ich bin ohnehin jemand, der gerne Harmonie um sich herum hat. Ich mag keine Streitereien, vor allem nicht in der Familie. Denn ich bin ein Mensch, der Kraft aus der Familie schöpft. Ich weiß auch gar nicht, ob das alles so zielführend ist. Vielleicht haben sich Harry und Meghan auch ein wenig verkalkuliert.

teleschau: Harry und Meghan sollten frischen Wind ins Königshaus bringen. Gleiches erwarten viele inzwischen von Charles III. Ist der 74-Jährige dazu überhaupt in der Lage?

Ludowig: Ich glaube schon! Er macht das ja auch. Er hat eine Meinung, er hat was zu sagen, er mischt sich ein. Mit 74 Jahren ist man heute noch nicht alt! Charles vertritt das Volk, er macht es gut, und er hat sich Jahrzehnte darauf vorbereiten können. Und William tut es auch gut, dass er die Zeit bekommt, sich auf den Job vorzubereiten. Die Queen war dazu natürlich der Gegenentwurf: Sie saß mit Anfang 20 schon an der Spitze und trug die Krone. Ich habe im Nachgang nun doch nochmals versucht, "The Crown" von vorne bis hinten zu gucken. Da sieht man auch, selbst wenn das stellenweise sehr fiktional ist, welche Bürde das Ganze ist. William hat schon Glück, dass er eine starke Frau an seiner Seite hat und drei Kinder, für die er jetzt erst mal Vater sein kann.

Die Krönung von Queen Elizabeth II. am 2. Juni 1953 war allein deshalb schon bedeutsam, weil sie erstmals live im Fernsehen übertragen wurde. Ob die Krönung von Charles eine ähnliche Bedeutung in den britischen Geschichtsbüchern haben wird? (Bild: Illustrated London News/Hulton Archive/Getty Images)
Die Krönung von Queen Elizabeth II. am 2. Juni 1953 war allein deshalb schon bedeutsam, weil sie erstmals live im Fernsehen übertragen wurde. Ob die Krönung von Charles eine ähnliche Bedeutung in den britischen Geschichtsbüchern haben wird? (Bild: Illustrated London News/Hulton Archive/Getty Images)

"Wenn er nur die Krone trüge, sonst aber bedeutungslos bliebe, wäre das für mich eher unmodern"

teleschau: Als Monarch ist Charles deutlich weniger beliebt als seine Mutter. Zur Krönung werden Proteste von Monarchie-Gegnern erwartet. Könnte seine Regentschaft ein Ende des Commonwealth oder der britischen Monarchie im Allgemeinen beschleunigen?

Ludowig: Naja, das hängt davon ab, inwieweit sich die Monarchie modernisiert. Und da sind dann vielleicht doch auch die jüngeren Generationen wichtig. Es ist schade, dass die Chance von Harry, gemeinsam mit seinem Bruder etwas anzustoßen, vertan wurde. Aber Charles tut auch viel für die Modernisierung: Angefangen von seinem Engagement in Sachen Ökologie und Umweltschutz.

teleschau: Wird er dieses Herzensthema denn überhaupt noch verfolgen können? An der UN-Klimakonferenz 2022 durfte er als König nicht mehr teilnehmen ...

Ludowig: Aus meiner Sicht macht er das gut, und ich finde es auch richtig, dass er im Anschluss sein eigenes Klima-Treffen veranstaltet hat. Wenn er nur die Krone trüge, sonst aber bedeutungslos bliebe, wäre das für mich eher unmodern.

teleschau: Also erwarten Sie in Zukunft mehr politische Teilhabe durch die Monarchie?

Ludowig: Charles wird es auf jeden Fall versuchen. Vielleicht weil er so lange auf den Thron gewartet hat, vielleicht weil er ein politischer Mensch ist, dem der Umweltschutz am Herzen liegt.

Über den Staatsbesuch und die Kritik auf parallele TV-Übertragungen

teleschau: Der erste Staatsbesuch führte Charles und Camilla Ende März nach Deutschland. Der Bundespräsident sprach von einem wichtigen Schritt, um ein "neues Kapitel in den deutsch-britischen Beziehungen aufzuschlagen". Welches Fazit ziehen Sie?

Ludowig: Es wird in die Geschichtsbücher eingehen! Schon allein, weil der erste Staatsbesuch eigentlich nach Frankreich gehen sollte. Deutschland hat sich von seiner guten Seite präsentiert, aber König Charles und Camilla haben das auch. Ob der Besuch Auswirkungen auf die Post-Brexit-Beziehungen hat, wird die Zeit zeigen. Aber es war auf jeden Fall ein richtiger Schritt in Richtung Freundschaft und Verbindung der beiden Länder. Seine Eröffnungsrede und die Rede im Bundestag waren auf jeden Fall toll und sind auf viel positive Resonanz gestoßen.

teleschau: Es wurde aber kritisiert, dass der Staatsbesuch im deutschen Fernsehen so viel Raum einnahm ...

Ludowig: Es gibt immer wieder diese Kritiker, und ich kann das auch verstehen, aber wie gesagt: Das hat wieder etwas damit zu tun, dass wir einen solchen Pomp gar nicht kennen. Deshalb gucken wir auch so gerne auf Großbritannien bei Hochzeiten. Wir wollen doch alle immer wissen: Wie sieht die Braut aus? Aber auch die Beerdigung von Prinz Philip hat so viele Menschen interessiert, weil eine solche Beerdigung doch nochmal anders aussieht als das, was wir hier kennen. Nicht anders wird es bei der Krönung sein. Denn wir sind als Zuschauerinnen und Zuschauer dabei, wenn Geschichte geschrieben wird. Ich war mit meiner Mutter im Wohnzimmer dabei, als Diana und Charles heirateten. Und daran erinnere ich mich jetzt noch zurück.

teleschau: Die Queen ist auf Balmoral Castle, also in Schottland gestorben. Manche vermuteten dahinter einen Plan, das Unabhängigkeitsstreben der Schotten zu schwächen. Wie steht Charles zu den Bestrebungen?

Ludowig: Das weiß ich nicht. Da bin ich mir auch nicht sicher, ob er politisch überhaupt Einfluss nehmen kann. Es wird auf jeden Fall spannend zu beobachten sein.