Frauke Ludowig: "Die großen Stars gibt es in Hollywood, aber wir haben hier die Geschichten!"

"Exclusiv - Das Starmagazin" feiert Jubiläum: Frauke Ludowig blickt auf die Highlights aus 30 Jahren des RTL-Magazins zurück.  (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)
"Exclusiv - Das Starmagazin" feiert Jubiläum: Frauke Ludowig blickt auf die Highlights aus 30 Jahren des RTL-Magazins zurück. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)

Als Moderatorin prägte Frauke Ludowig "Exclusiv - Das Starmagazin" nicht nur entscheidenden mit, sie war auch an der ursprünglichen Ideengebung maßgeblich beteiligt. Im Interview blickt sie nun auf die bedeutendsten Momente in 30 Jahren des RTL-Magazins zurück.

Alles begann mit einem Gespräch im Fahrstuhl: Als Frauke Ludowig Anfang der 1990-er dem damaligen RTL-Chef Helmut Thoma ihre Idee von "Exclusiv - Das Starmagazin" (montags bis freitags, 18.30 Uhr) unterbreitete, stieß sie zunächst einmal auf Misstrauen: "Wie wollen Sie das denn machen?", habe er gefragt, erinnert sich die Moderatorin: "Stars gibt es in Hollywood, aber nicht in Deutschland!" Doch Ludowig, die damals Redakteurin bei "Explosiv" war, blieb stur, und das heute erfolgreichste Starmagazin ging am 2. Mai 1994 erstmals auf Sendung. Am Sonntag, 2. Juni, blickt Frauke Ludowig in der Jubiläumsfolge "Exclusiv Spezial" (um 19.05 Uhr bei RTL) auf die Highlights aus den vergangenen 30 Jahren zurück. Welche Geschichten ihr selbst am besten in Erinnerung geblieben sind, verrät die 60-Jährige im Interview. Außerdem erklärt sie, warum die Einführung von Social Media für Ihren Berufsstand Segen und Fluch zugleich bedeutete.

teleschau: Frau Ludowig, woran erinnern Sie sich, wenn Sie an den 2. Mai 1994 zurückdenken?

Frauke Ludowig: Ich war natürlich aufgeregt, weil ich gar nicht wusste, was mich da erwartet, wenngleich ich mich auch immer gut auf mich selbst verlassen konnte. Ich bin eine inhaltliche Frau: Ich habe damals schon die Sendung zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen gestaltet. Insofern war ich mir sehr sicher, was wir da machen. Es war im Vorhinein aber schon so, dass wir die großen Chefs, damals vor allem den ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma, von unserer Idee überzeugen mussten.

teleschau: Inwiefern?

Ludowig: Ich erinnere mich noch, wie ich ihn eines Tages im Fahrstuhl traf: "Guten Tag, Herr Dr. Thoma, ich bin die Frauke Ludowig, und wir arbeiten gerade an einem Spin-off von 'Explosiv.'" Da guckte er mich so ungläubig an und sagte: "Ja, aber wie wollen Sie das denn machen? Stars gibt es in Hollywood, aber nicht in Deutschland!" Das war, wie gesagt, im Fahrstuhl, dementsprechend können Sie sich vorstellen, wie wenig Zeit ich hatte, als ich sagte: "Das stimmt! Die großen Stars gibt es in Hollywood, aber wir haben hier die Geschichten!" Dieser Grundsatz gilt auch heute, nach 30 Jahren, noch.

Am Sonntag, 2. Juni, präsentiert Frauke Ludowig die Jubiläumsfolge "Exclusiv Spezial" um 19.05 Uhr bei RTL. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)
Am Sonntag, 2. Juni, präsentiert Frauke Ludowig die Jubiläumsfolge "Exclusiv Spezial" um 19.05 Uhr bei RTL. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)

"Es war nie mein Wunsch, eine große Moderatorin zu werden"

teleschau: War es damals leichter, eine neue Sendung im Fernsehen zu etablieren?

Ludowig: Ich weiß nicht, ob es damals grundsätzlich einfacher war. Aber wir flogen so ein bisschen unterm Radar. Wenn heute ein neues Format zu einer prominenten Sendezeit bei einem großen Sender startet, ist klar: Da sitzen schon Journalistinnen und Journalisten von Medienmagazinen und spitzen ihre Bleistifte. Das war damals noch nicht so. Die ersten zwei Jahre hat kaum jemand Notiz von uns genommen. Ich hatte keine Interviewanfragen, wir mussten uns am Telefon vorstellen: "Hallo, hier ist Frauke Ludowig. Ich arbeite für 'Exclusiv'" - "Was ist das?", hieß es dann gleich. Ich sehe grundsätzlich immer das Positive: So konnten wir erst mal ein bisschen herumwursteln. Und aus der ganzen Wurstelei wurde über die Jahre etwas sehr Erfolgreiches.

teleschau: Was hat Sie damals an dem neuen Job gereizt?

Ludowig: Naja, ich war damals Redakteurin bei "Explosiv", habe Filme gemacht. Gemeinsam mit Frank Hoffmann, damals verantwortlich für die RTL-Magazine, hatte ich den Auftrag, den vorhandenen Timeslot mit irgendetwas Passendem zu füllen. Mit anderen Worten: Wenn wir damals gesagt hätten, wir machen da eine Medizinsendung draus, dann wäre es vielleicht eine Medizinsendung geworden.

teleschau: Es war also nie Ihr persönlicher Wunsch, die großen Stars zu treffen?

Ludowig: Nein, überhaupt nicht! Es war auch nie mein Wunsch, eine große Moderatorin oder berühmt zu werden. Es ist vieles einfach so gekommen.

Frauke Ludowig kann sich noch genau an die Anfänge von "Exclusiv - Das Starmagazin" erinnern. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)
Frauke Ludowig kann sich noch genau an die Anfänge von "Exclusiv - Das Starmagazin" erinnern. (Bild: RTL / Ruprecht Stempell)

"Heute kann ich vielen Stars einfach eine WhatsApp schreiben"

teleschau: Wie haben sich die Promiwelt und Ihre Arbeit in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Ludowig: Das alles hat sich massiv zum Positiven verändert! Zum einen - ich habe es schon gesagt - mussten wir uns damals immer vorstellen und erklären, warum wir überhaupt über einen Star berichten wollen. Der erste Star, den ich wirklich überzeugen musste, mit uns zu sprechen, war Peter Orloff. Beim "RTL-Spendenmarathon" habe ich ihn Ende letzten Jahres wiedergetroffen. Da sagte er zu mir: "Frauke, wir kennen uns jetzt so lange. Du hast damals einen so tollen Beitrag über mich gemacht. Ich wollte das damals gar nicht, weil ich dachte, ihr macht mich fertig." Heute kann ich vielen Stars einfach eine WhatsApp schreiben. Heute Morgen etwa habe ich Paul Janke geschrieben. Er ist derzeit in Dubai, wo aktuell ein Hochwasser herrscht. Heute Nacht schrieb mir Capital Bra, der gerne in meine Sendung kommen würde, um über den Brandanschlag auf seine Familie zu reden.

teleschau: Dennoch sind viele Stars inzwischen auf Social Media vertreten und versorgen ihre Fans selbst mit Geschichten aus ihrem Leben. Wie betrachten Sie diese Entwicklung?

Ludowig: Für uns ist das eher Segen als Fluch. Ja, die Stars stellen sich gerne auch selber dar. Das mache ich selbst auch, und das gehört auch dazu, wenn man öffentlich ist. Aber wir ordnen die Themen zusätzlich für das Publikum ein. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen also: "Aha, wenn 'Exclusiv' das berichtet, dann ist das auch etwas Wichtiges."

"Exclusiv - Das Starmagazin" ist ein Spin-off des RTL-Magazins "Explosiv", bei dem Frauke Ludowig Redakteurin war.  (Bild: RTL)
"Exclusiv - Das Starmagazin" ist ein Spin-off des RTL-Magazins "Explosiv", bei dem Frauke Ludowig Redakteurin war. (Bild: RTL)

"Das Stück blauen Himmel, das auch zum Leben dazugehört"

teleschau: Die Einschaltquoten in den Zielgruppen sind bei "Exclusiv" höher als bei anderen Star-Magazinen. Was machen Sie anderes als die anderen?

Ludowig: Ich mag uns gar nicht so gerne mit anderen vergleichen. Es gibt auch einige Promi-Formate, die inzwischen eingestellt wurden. Das tut mir leid, denn auch das sind Kolleginnen und Kollegen, die mit Sicherheit für ihr Format gebrannt haben. Ich weiß nur, dass wir starke Geschichten erzählen, dass wir sehr über Gefühle gehen - Gefühle, die wir alle kennen. Das eint das Publikum mit unseren prominenten Protagonistinnen und Protagonisten. Wenn jemand traurig über eine Trennung berichtet, können wir alle das nachvollziehen.

teleschau: Doch warum interessieren sich die Menschen in Zeiten von Kriegen und Inflation überhaupt noch für die doch eher heile Welt der Promis?

Ludowig: Das Leben ist natürlich viel mehr als das, da haben Sie total Recht. Wir befinden uns glücklicherweise nicht direkt im Krieg, aber wir sind täglich mit diesen Bildern konfrontiert. Doch ich glaube, wenn wir uns nun nur noch darüber informieren würden, würde uns das auf Dauer zu sehr runterziehen. Wir bieten immer noch das Stück blauen Himmel, das eben auch zum Leben dazugehört! Wobei wir mit dem Hochwasser in Dubai beispielsweise auch ernste Themen in unserem Portfolio haben.

Seit der ersten Ausgabe von "Exclusiv - Das Starmagazin" am 2. Mai 1994 ist Frauke Ludowig als Moderatorin dabei. (Bild: RTL / Stephan Pick)
Seit der ersten Ausgabe von "Exclusiv - Das Starmagazin" am 2. Mai 1994 ist Frauke Ludowig als Moderatorin dabei. (Bild: RTL / Stephan Pick)

Wie gewinnt man das Vertrauen eines Superstars?

teleschau: Bei "Exclusiv" berichten Sie über teils private Ereignisse aus dem Leben von Stars. Wie gewinnt man das Vertrauen eines Superstars?

Ludowig: Ich glaube, es sind mehrere Faktoren, die da reinspielen: Zum einen wissen die Leute um die Wichtigkeit eines Formats wie "Exclusiv" und sagen: "Ich möchte darin vorkommen." Zum anderen haben viele Themen, über die sie von sich aus gerade sprechen möchten: ein neues Projekt, einen Film oder was auch immer. Sie wissen aber auch, dass es nicht reicht, nur über das neue Buch zu sprechen, denn dann denkt das Publikum: "Ach so, der will jetzt hier nur Werbung machen!" Insofern ist es unsere Aufgabe, eine gute Mischung hinzubekommen. Hinzukommt, dass wir im besten Fall Jahrzehnte mit denselben Protagonistinnen und Protagonisten zusammenarbeiten. Ein Boris Becker oder eine Heidi Klum finden beispielsweise immer wieder bei uns statt. Sie sind mit unserer Berichterstattung zufrieden, sonst könnte ich in Zukunft auf gar kein Interview mehr hoffen. Aber die Distanz ist auch wichtig: Wenn ich einem Star nur nach dem Munde rede und sage, wie toll er ist, merkt das auch das Publikum.

teleschau: Gibt es einen Traumstar, den Sie gerne einmal treffen wollen würden?

Ludowig: Das ist die meist gestellte Frage an mich, und die beantworte ich immer damit, dass es für mich nicht den einen Star gibt. Stattdessen gibt es immer die gute Geschichte. Das heißt, wenn mir jemand eine gute Geschichte bietet, dann ist er in dem Moment mein Traumstar. Das soll jetzt überhaupt nicht abgehoben klingen, aber ich glaube, ich habe die meisten Stars schon getroffen!

Hollywood-Star Angelina Jolie (links) ist nur eine von vielen internationalen Größen, die Frauke Ludowig im Laufe ihrer Karriere zum Interview traf.  (Bild: RTL  / Gordon Mühle)
Hollywood-Star Angelina Jolie (links) ist nur eine von vielen internationalen Größen, die Frauke Ludowig im Laufe ihrer Karriere zum Interview traf. (Bild: RTL / Gordon Mühle)

Über das letzte Treffen mit Michael Schumacher

teleschau: Welches Treffen war Ihr Highlight aus 30 Jahren "Exclusiv"?

Ludowig: Eines meiner emotionalsten Treffen im Nachhinein war Michael Schumacher. Ich habe ihn und seine Frau Corinna damals auf seiner Ranch getroffen. Wir haben ein Turnier im Westernreiten veranstaltet, das ich dann gewonnen habe. Ich glaube, Michael Schumacher hat mich gewinnen lassen, damit ich dann mit den 3.000 Euro nach Hause gehen konnte, die ich an den "RTL Spendenmarathon" weitergegeben habe. Das war ein Moment, der mein Leben ein bisschen verändert hat. Denn ich weiß noch, wie toll ich das dort alles fand, und ich dachte: "Boah, hier komme ich noch ein paarmal her." Und kurze Zeit später passierte Schumachers Unfall. Da ist mir klar geworden, wie sehr man solche Momente schätzen muss! Denn egal, wie erfolgreich der Beitrag letztlich war, im Nachhinein habe ich mich immer wieder gefragt: Hätte ich dieses letzte Treffen mit Michael Schumacher vielleicht ganz anders nutzen müssen?

teleschau: Gab es auch ein Treffen, das absolut katastrophal verlief?

Ludowig: Ach, davon gab es ganz viele! Mein Treffen mit Mick Jagger und Keith Richards zum Beispiel, bei dem Keith Richards mir einen Zungenkuss gab. Damals dachte ich: Was passiert hier gerade? Aber im Nachhinein sind das auch die Geschichten, die ich heutzutage in Interviews immer wieder ausgrabe.

Das Treffen mit Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards zählt zu den weniger glorreichen Momenten in Frauke Ludowigs Karriere: 1995 gab der inzwischen 80-Jährige der 20 Jahre jüngeren Moderatorin ungefragt einen Zungenkuss: "Damals dachte ich: Was passiert hier gerade?", erinnert sich Ludowig im Interview.




Frauke Ludowig und Keith Richards  (Bild: RTL)

"Ich hatte nie einen Zehn-Jahres-Plan"

teleschau: Sind Sie vor einer Sendung eigentlich noch aufgeregt?

Ludowig: Eigentlich nicht. Genau wie Peter Kloeppel es kürzlich im Interview schilderte, kenne ich natürlich auch die Albträume, in denen ich denke: Ich finde die Studiotür nicht! Oder: Ich sitze im Auto, stehe im Stau und komme deshalb zu spät. Wenn ich heutzutage vor einer Sendung aufgeregt bin, dann bezieht sich das aber meistens weniger auf das Interview als auf den Zeitdruck, der einem von außen auferlegt wird. Ich versuche auch, meinen jungen Kolleginnen die Aufregung zu nehmen. Denn das finde ich ganz wichtig.

teleschau: Die Nachwuchsförderung liegt Ihnen allgemein am Herzen, oder?

Ludowig: Ja, ich habe schon immer junge Leute gefördert und gehörte schon früh zu denjenigen, die Frauen bei RTL aktiv unterstützt haben. Ich war die Erste in der Redaktion von "Exclusiv", die gesagt hat: "Ich glaube, dass man auch als Teilzeit-Angestellte in einer Führungsposition arbeiten kann." Da kamen natürlich männliche Kollegen, die sagten: "Nein, das geht nicht! Verantwortung lässt sich nur in einer Vollzeit-Position tragen!" Ich habe damals das Gegenteil bewiesen. Darauf bin ich sehr stolz.

teleschau: Im Januar feierten Sie Ihren 60. Geburtstag. Denken Sie schon manchmal über die Rente nach?

Ludowig: Nein! Genauso wenig habe ich mit 30 darüber nachgedacht, was ich in zehn Jahren mache. Ich habe das damals als Nachteil empfunden, weil viele Menschen in meinem Umfeld sagten: "Ich habe einen Zehn-Jahres-Plan." Den hatte ich nie, und heute finde ich das gut! Ich mache "Exclusiv" so lange, wie meine Leidenschaft dabei ist, und meine Leidenschaft ist riesengroß. Alter spielt für mich sowieso keine Rolle. Ich bin gesund, ich bin fit. Ich habe mich vor meinem 60. Geburtstag einmal auf den Kopf stellen lassen: Ich habe sämtliche Untersuchungen mitgemacht, die es gibt! Und falls der Sender eines Tages sagt: "Frauke, jetzt kannst du mal was anderes machen", dann finde ich schon was.

In den vergangenen 30 Jahren veränderte sich auch das Studio, aus dem Frauke Ludowig von Montag bis Freitag, um 18.30 Uhr, das Publikum begrüßt.  (Bild: RTL)
In den vergangenen 30 Jahren veränderte sich auch das Studio, aus dem Frauke Ludowig von Montag bis Freitag, um 18.30 Uhr, das Publikum begrüßt. (Bild: RTL)