Günther Jauch tadelt dreisten Zusatzjoker: "Man möchte auf der Bühne versinken"

Günther Jauch beschimpfte das Publikum. Doch es gibt eine harmlose Erklärung für seinen vermeintlichen Aussetzer. (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)
Günther Jauch beschimpfte das Publikum. Doch es gibt eine harmlose Erklärung für seinen vermeintlichen Aussetzer. (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)

 

"Das ist doch ein Scheiß-Publikum hier!", schimpfte Günther Jauch über die "Wer wird Millionär?"-Zuschauer im RTL-Studio. Das war nur ein Spaß. Doch kurz später machte ein Quizshow-Besucher den Moderator ganz ernsthaft fassungslos.

So viel sei schon vorab verraten: Günther Jauchs Wutausbruch hat einen guten Grund, dem ihm das Publikum nicht nur verzieh, sondern sich prächtig darüber amüsierte. Doch was ist die Auflösung hinter dem skurrilen "Wer wird Millionär?"-Moment?

Der Kandidat, bei dessen Auftritt es zu der schrägen Szene kam, war Frank Pistor, seines Zeichens Pastor einer freien evangelischen Gemeinde in Niederau. Auf Jauchs Frage nach seiner Begleitung erwiderte er: "Meine bezaubernde Ehefrau." Günther Jauch erklärte: "Meine Frau würde ausflippen, wenn ich sie als 'bezaubernd' bezeichnen würde."

Die mitgereiste Gattin von Frank Pistor sah das anders: "Ich finde es sehr charmant." Der Moderator darauf sarkastisch: "Ja? Sie glauben's noch." Das Publikum lachte. Günther Jauch sinnierte: "Warum sind Männer eigentlich nie bezaubernd?" Frank Pistor gab zu: "Ich wäre es auch nicht gern." Die Herren waren sich einig, dass sie beide nicht bezaubernd sind, und Pistor schlug vor: "Machen wir weiter." Jauch sah das ähnlich: "Jetzt wird das Eis immer dünner."

"Wer wird Millionär?": Günther Jauch gesteht "Sauerei"

Dünn wurde das Eis auch bei der 2.000-Euro-Frage, nachdem der Kandidat die vorigen Fragen souverän gelöst hatte. "Seit 1996 profiliert sich Bonn als deutsche ...?" Zur Wahl standen: UNO-Stadt, Halma-Metropole, Mau-Mau-Hochburg, Skat-City? Frank Pistor ließ sich vom Publikumsjoker sein Bauchgefühl bestätigen: UNO-Stadt.

Günter Jauch zeigte sich im Nachgang ungewohnt selbstkritisch, da er begriff, dass er den Kandidaten mit einer Bemerkung in die Irre geführt hatte: "Sie kennen alle vier Spiele", hatte Jauch kommentiert. Dabei dachte Pistor zu diesem Zeitpunkt bereits an die Vereinten Nationen und nicht an das gleichnamige Kartenspiel. "Das war natürlich eine Sauerei", gab Jauch zu. "Wenn ich nix gesagt hätte, hätten sie es wahrscheinlich richtig gemacht", sinnierte der Moderator. Frank Pistor stimmte gelassen zu und winkte mit dem Zaunpfahl: "Sie dürfen das ja gern wieder ausgleichen."

Von Günther Jauch nicht mehr mit falschen Fährten verunsichert, lief es gut für den Kandidaten. Die 32.000-Euro-Marke erklomm er ohne Joker mit einer Mischung aus Wagemut und deduktivem Denken. "Den ersten Joker habe ich Ihnen ja aufs Auge gedrückt", erinnerte Jauch an sein unfaires Spiel bei der 2.000-Euro-Frage. "Die restlichen drei Joker halten Sie eisern fest", bedauerte der Moderator dennoch. Er hoffte, die nächste Frage würde das ändern ...

Günther Jauch macht auf Kinski: "Das ist doch ein Scheiß-Publikum hier!"

32.000 Euro wert war die Antwort auf eine Frage, die Film- und Musikwissen kombinierte: "Welcher weltberühmte Sänger verstarb nur einen Tag nach Schauspiellegende Klaus Kinski?" Johnny Cash, Michael Jackson, Freddie Mercury oder Lemmy Kilmister?

Kinski würde sagen: 'Das ist doch ein Scheiß-Publikum hier! Hat ja von nichts 'ne Ahnung!" Das Publikum lachte über Günther Jauchs gespielten Wutausbruch. Dass der verstorbene Schauspieler für seine unkontrollierten Emotionen in Talkshows und auf der Bühne mindestens ebenso berühmt war wie für seine Auftritte in Filmen, war den Menschen im Studio bekannt. Entsprechend wurde auch über Günther Jauchs nächsten parodistischen Satz gelacht: "Kriegt mal den Arsch hoch, hier!"

Klaus Kinski in Cannes 1985 (RALPH GATTI/AFP/GettyImages)
Klaus Kinski in Cannes 1985 (RALPH GATTI/AFP/GettyImages)

Der Kandidat lächelte zwar ebenfalls über Günther Jauchs Versuch einer Kinski-Parodie, sagte aber grinsend, der Moderator möge doch bitte die Leute nicht anschreien. Jauch selbst amüsierte sich vermutlich am meisten, denn er imaginierte, das Publikum nun wie Kinski seinerzeit eingeschüchtert zu haben: "Jetzt geht gar nichts mehr", lachte er. Doch weit gefehlt: Zwei Männer standen auf. Der gewählte Zusatzjoker allerdings gab zu: "Ich weiß es nicht." Jauch fand dieses Geständnis "erfrischend offen".

Zusatzjoker blamiert sich komplett - und kriegt die "Parkgebühr" erlassen

Johnny Cash hielt der ältere Herr für besonders plausibel, Michael Jackson könne es allerdings auch sein. Freddie Mercury schloss der Zusatzjoker aus mit dem Argument, Kinski sei sehr alt geworden. Diese Logik erschloss sich weder Jauch noch dem Kandidaten. Frank Pistor legte zunächst den 50:50-Joker nach. Wählbar blieben nun noch Freddie Mercury und Lemmy Kilmister.

Notgedrungen setzte Pistor auch den Telefonjoker ein. Die Dame schloss Freddie Mercury aus, "weil Kinski in den Neunzigern verstorben sei". Der Zusatzjoker hatte dessen Tod in die 2000er-Jahre gelegt. "Aussage gegen Aussage", stellte Günther Jauch fest. Um die Verwirrung komplett zu machen, schwenkte der Zusatzjoker nun um und stimmte der Dame am Telefon zu. Jauch gab dem wankelmütigen Nicht-Experten den Rest: "Man möchte auf der Bühne versinken, aber das gelingt mit einem senffarbenen Pullover nur schwer."

Freddie Mercury - hier bei einem Konzert 1980 - starb am 24. November 1991. (Photo by Paul Natkin/Getty Images)
Freddie Mercury - hier bei einem Konzert 1980 - starb am 24. November 1991. (Photo by Paul Natkin/Getty Images)

Frank Pistor zeigte einmal mehr Mut: "So, jetzt nehmen wir C (Freddie Mercury), damit es hier mal weiter geht." Das imponierte Jauch. Die Courage wurde belohnt: Die Antwort war korrekt! "Unser unbestechliches hohes Gericht hier über uns erkennt Ihnen die 500 Euro gnadenlos ab", erklärte Jauch hingegen dem wankelmütigen Zusatzjoker. "Aber wir erlassen Ihnen die Parkgebühr draußen", entschied Jauch und amüsierte damit das Publikum.

Wo wird noch mit Mark bezahlt?

In welchem Land wird bis heute mit Mark bezahlt? Die Antwort auf diese Frage war 64.000 Euro wert. Zur Wahl standen Namibia, Bosnien-Herzegowina, Finnland und Dänemark. "Machen wir es kurz: Ich weiß es nicht." Frank Pistor ging unter großem Applaus mit 32.000 Euro. Eine weise Entscheidung, denn er hätte fälschlicherweise auf Namibia getippt. Richtig wäre: Bosnien-Herzegowina.

Überhangkandidatin Elisa Reim aus Dresden ging mit 32.000 Euro. Tierärztin Dr. Christine Schneikart aus Aschau kam nur auf 8.000 Euro. Die Münchnerin Jana Steuer, Astrophysikerin und Redaktionsmitglied bei "Terra X", erspielte 16.000. Georg Malkowsky aus Bokenem muss eine Woche warten, um in der nächsten Ausgabe die 2.000-Euro-Frage zu beantworten.