"Ganz schlimm": Günther Jauch äußert sich zu Vorsage-Skandal bei "Wer wird Millionär?"
Ein Zwischenrufer bewahrte in der Montagsfolge eine "Wer wird Millionär?"-Kandidatin davor, die falsche Antwort einzuloggen. Im RTL-Interview erklärte Moderator Günther Jauch, warum das ein schlimmer Regelbruch ist - und wie sich die Show-Verantwortlichen vor Betrug schützen.
"Wir sind darauf angewiesen, dass das Publikum fair bleibt und sich nicht anmerken lässt, ob eine Antwort richtig ist oder falsch." Diese Selbstverständlichkeit sprach Günther Jauch nun im Interview mit seinem Heimatsender RTL aus. Der Anlass war ein unrühmlicher: In der am Montag ausgestrahlten "Wer wird Millionär?"-Folge hatte ein Zwischenrufer aus dem Publikum die Kandidatin mit einem lautstarken "Nein!" davor bewahrt, die falsche Antwort einzuloggen. Die Redaktion der Quizshow stellte daraufhin eine Ersatzfrage bereit.
Es gebe eine "Urangst" bei "Wer wird Millionär?", dass betrogen werde, gestand der Moderator des Erfolgsformats im Rückblick auf den Regelbruch. Einen so krassen Betrugsfall wie im britischen Original der Show, als Komplizen im Publikum durch Husten den Kandidaten bis zum später aberkannten Millionengewinn lotsten, gab es in Deutschland noch nicht. "Wir schauen aber zum Beispiel bei unseren Kandidatinnen und Kandidaten vorher nach, ob in den Öhrchen ein kleiner Sender versteckt ist, dass unter Umständen von außen eine Hilfe kommen könnte", versicherte Günther Jauch. "Da passen wir schon auf."
Günther Jauch: "Ich habe ein feines Gehör entwickelt, ob sich im Publikum etwas tut"
Die Bandbreite der möglichen Regelverletzungen ist groß, wie der Moderator weiter erläuterte. "Das Vorsagen muss gar nicht direkt sein, dass einer 'B' reinschreit", auch Kopfschütteln im Publikum oder andere abwertende Reaktionen könnten einen Kandidaten darauf bringen, dass seine Überlegung falsch ist: "Das geht dann natürlich auch nicht."
Ein anderes Beispiel: "Vorfristiger Applaus, wenn einer nur mal eine Idee äußert, ist natürlich auch ein Hinweis darauf, die Antwort ist vielleicht gar nicht so falsch." Und was "natürlich ganz schlimm" sei, sei der Zwischenruf "Nein!", wenn jemand im Begriff sei, die falsche Antwort einzuloggen.
"Hat's schon mal gegeben und hat's jetzt eben wieder gegeben, und dann müssen wir zumindest die Frage sofort stornieren", erklärte Jauch. "Wenn es die Begleitperson ist, die reingerufen hat, sieht es schlimmer aus, dann müssten wir die Kandidatin oder den Kandidaten disqualifizieren." Er habe, so versicherte der erfahrene Quizmaster, "mittlerweile ein feines Gehör entwickelt, ob sich im Publikum etwas tut".
64.000-Euro-Frage muss annulliert werden
Im aktuellen Fall betraf der Regelbruch die 64.000-Euro-Frage der Kandidatin Corinna Ahrens aus Peine in Niedersachsen. "Wie weit liegen die beiden Orte mit Deutschlands niedrigster und höchster Postleitzahl voneinander entfernt?", wollte Jauch von ihr wissen. Die Antwortmöglichkeiten: nur rund 220 km, etwa 480 km, ca. 750 km, weit mehr als 900 km? "Ich würde sagen, mehr als 900", überlegte die Kandidatin laut. Doch ein Zwischenrufer warnte mit einem lauten "Nein!" vor ihrer Wahl.
Bevor Jauch einloggte, was sie eigentlich bereits entschieden hatte, machte die Kandidatin einen Rückzieher. Angesprochen auf den vom Regelwerk untersagten Warnhinweis behauptete Corinna Arens, sie habe nichts gehört. Dabei war der Zwischenruf alles andere als leise gewesen.
Günther Jauch monierte in der aufgezeichneten Sendung verärgert: "Das ist genau das, was ich vermeiden wollte und worum ich vorher gebeten habe." Während Jauch noch darüber strauchelte, welche Konsequenz er nun ziehen muss, half eine Stimme aus dem Off - diesmal dem Moderator. Es war die Redaktion, die mitteilte, dass eine Ersatzfrage gesucht würde.
Die Ersatzfrage beantwortete die Kandidatin falsch. Sie fiel dank der von ihr gewählten "Sicherheitsvariante" (nur drei Joker, aber eine zusätzliche sichere Gewinnstufe) allerdings verhältnismäßig sanft auf 16.000 Euro.