Geburtsmythen: Einmal Kaiserschnitt - immer Kaiserschnitt?
Viele Frauen, die nach einem Kaiserschnitt erneut schwanger sind, stellen sich die Frage: Soll ich versuchen, das Baby auf natürlichem Weg zu bekommen oder ist ein geplanter Kaiserschnitt sicherer? Studien zeigen: Es gibt ein gewisses Risiko.
"Einmal Kaiserschnitt - immer Kaiserschnitt", dieser Satz gilt schon lange nicht mehr. Dennoch bringen laut einer Studie zwei Drittel der Mütter in Deutschland nach einem Kaiserschnitt ihr nächstes Kind ebenfalls per Kaiserschnitt zur Welt.
Manchmal gibt es dafür gute Gründe, etwa wenn das Baby sehr schwer ist (mehr als 4.250 Gramm wiegt) oder der erste Kaiserschnitt wegen einer Beckendeformität gemacht wurde, die mit dem nächsten Kind ja nicht einfach weggeht. Problematisch ist es auch, wenn die Schwangere stark übergewichtig ist, der letzte Kaiserschnitt weniger als ein Jahr her ist oder wenn die Plazenta ungünstig liegt (Placenta praevia) beziehungsweise mit der Gebärmuttermuskulatur verwachsen ist (Placenta accreta und increta) - beides kommt nach Kaiserschnitten häufiger vor.
Risiko Gebärmutterriss
Ist das alles nicht der Fall, stehen die Chancen für eine Geburt ohne Kaiserschnitt gut. So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): "Die Erfolgsraten vaginaler Entbindungsversuche bei Zustand nach einer Sectio variieren je nach untersuchtem Kollektiv zwischen 50 und 90 Prozent (im Mittel 73 Prozent)." Mit anderen Worten: In drei von vier Fällen gelingt eine Geburt auf natürlichem Weg, auch wenn die Frau schon einen Kaiserschnitt hatte.
Dass es trotz guter Erfolgsrate viele Frauen erst gar nicht versuchen, dürfte unter anderem daran liegen, dass sie Angst vor Komplikationen haben, allen voran einem Riss der Gebärmutter. Eine solche Uterusruptur kann für Mutter und Kind schlimme Folgen haben - bis hin zum Tod - und kommt bei Frauen, die schon einen Kaiserschnitt hatten, häufiger vor, weil die Narbe natürlich eine Schwachstelle ist.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (Degum) kommt ein Gebärmutterriss bei 0,5 bis 2 von 10.000 Geburten vor, wenn die Frau vorher keinen Kaiserschnitt hatte, und bei 75 von 10.000 Geburten, wenn die Frau einen Kaiserschnitt hatte.
Kritischer wird es, wenn die Geburt mit Medikamenten eingeleitet wird. Dann liegt das Risiko laut Degum bei einem bis vier Prozent. Es kann aber laut der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe verringert werden, etwa wenn statt Prostaglandinen Oxytocin verwendet wird. Die Chancen, das Kind ohne Komplikationen auf natürlichem Wege auf die Welt zu bringen, seien dann fast so hoch, wie wenn die Wehen spontan einsetzen.