Einer geht noch ..? Das sind die Kino-Highlights der Woche

Einer geht noch ..? Mark (Frederick Lau) trinkt gerne mal einen. Und ab und zu auch mal einen zu viel. Deshalb verliert er in "One for the Road" auch seinen Führerschein. (Bild: 2023 Sony Pictures)
Einer geht noch ..? Mark (Frederick Lau) trinkt gerne mal einen. Und ab und zu auch mal einen zu viel. Deshalb verliert er in "One for the Road" auch seinen Führerschein. (Bild: 2023 Sony Pictures)

"Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry", "Five Nights at Freddy's" und "One for the Road", eine hochprozentige Tragikomödie mit Frederick Lau und Nora Tschirner: Das sind die Kino-Neustarts am 26. Oktober.

"Guten Abend, die Polizei. Haben Sie Alkohol getrunken, Herr Jung?" Herr Jung (Frederick Lau) schüttelt den Kopf. Aber doch, er hat Alkohol getrunken, eine Menge sogar. Und jetzt hat die Polizei ihn am Steuer seines Wagens erwischt. Er habe nur kurz umparken wollen, stammelt er, rotzevoll. Hilft nichts: Der Schein ist weg, Herr Jung muss zur MPU. Der Albtraum eines jeden Autofahrers, mit einigem Humor und prominenter Besetzung erzählt im neuen Kinofilm "One for the Road".

Weitere Neustarts in dieser Woche: Oscar-Gewinner Jim Broadbent ("Iris", "Die eiserne Lady") spielt die Hauptrolle in der Roman-Adaption "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry", und mit "Five Nights at Freddy's" findet ein populäres Survival-Horror-Videospiel den Weg auf die Leinwand.

Bei seinen MPU-Sitzungen trifft Mark (Frederick Lau) auf Helena (Nora Tschirner). Die beiden verstehen sich gut, Helena macht ihm aber auch klar: Wirklich vom Alkohol loszukommen, wird verdammt schwer. (Bild: 2023 Sony Pictures)
Bei seinen MPU-Sitzungen trifft Mark (Frederick Lau) auf Helena (Nora Tschirner). Die beiden verstehen sich gut, Helena macht ihm aber auch klar: Wirklich vom Alkohol loszukommen, wird verdammt schwer. (Bild: 2023 Sony Pictures)

One for the Road

Mark Jung ist ein Typ, wie es mutmaßlich viele gibt in Deutschland. Er arbeitet viel (Mark ist Bauleiter auf einer Berliner Großbaustelle) und trinkt zwischendurch gerne mal einen. Ab und zu trinkt er vielleicht auch mal einen zu viel. Bisher gab es damit nie Probleme, aber ohne Fahrerlaubnis steht "Einer geht noch"-Mark plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Und dann auch noch eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), mit Sitzkreis-Seminar und dem ganzen anderen Kram - muss das denn wirklich sein?

Mark fügt sich nur murrend und zähneknirschend in sein Schicksal, aber fügen muss er sich eben doch. Mit seinem Kumpel Nadim (Burak Yiğit) wettet er: "Ich trinke keinen Schluck Alkohol, bis ich meinen Führerschein wieder habe." Bei der MPU lernt er Helena (Nora Tschirner) kennen, die noch weniger Lust auf das alles hat als Mark und sicher ist: Länger als einen Monat wird er es nicht auszuhalten, ohne durchzudrehen.

Schön brav dem MPU-Fahrplan folgen, um schnellstmöglich wieder an seinen Führerschein zu kommen: Mark tut in "One for the Road" einiges dafür, dieses Ziel zu erreichen. Aber in dieser tragikomischen Geschichte von Oliver Ziegenbalg (Drehbuch) und Markus Goller (Regie), dem Team, dem vor einigen Jahren schon mit "25 km/h" (2018) ein großer Kinoerfolg gelang, geht es letztlich um viel mehr. Um größere, grundsätzliche Probleme, die Mark mit sich selbst hat. Um Freundschaft. Um Vereinsamung. Und natürlich auch um den allgemeinen Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Alkohol. Von der deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) wurde "One for the Road" mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet.

"Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt mit Oscar-Gewinner Jim Boradbent von einem Mann, der einen Brief zur Post bringen möchte und stattdessen spontan durch ganz England marschiert. (Bild: Constantin Film Verleih GmbH/David Gennard)
"Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt mit Oscar-Gewinner Jim Boradbent von einem Mann, der einen Brief zur Post bringen möchte und stattdessen spontan durch ganz England marschiert. (Bild: Constantin Film Verleih GmbH/David Gennard)

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Harold Fry hat einen Brief in der Tasche und befindet sich auf dem Weg zum Postamt. Die paar Meter schafft Harold, Mitte 60, gut zu Fuß. Bestimmt auch ein bisschen mehr. Vielleicht sogar ... die ganzen 627 Meilen (1010 Kilometer) bis dorthin, wo sein Brief landen soll? Viele Menschen kennen diese ebenso irrwitzige wie rührende Geschichte bereits, 2012 wurde "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" von Rachel Joyce ein weltweiter Bestseller. Regisseurin Hettie Macdonald hat sie nun fürs Kino verfilmt. Das Drehbuch schrieb Rachel Joyce höchstpersönlich.

Was bewegt diesen Harold Fry (Oscar-Gewinner Jim Broadbent, "Iris") dazu, quer durch England von Devon nach Berwick-upon-Tweed zu laufen, und das auch noch so ganz spontan? Es mag der Brief in seiner Tasche sein, der für eine sterbenskranke Freundin bestimmt ist. Es hat aber sicher auch etwas mit Harolds eigenem tristen Dasein zu tun. Sein Leben lang war er so normal und langweilig, wie man überhaupt nur sein kann. Jetzt packt es ihn, endlich mal etwas Besonderes zu tun. Etwas Bedeutsames. Bei der Gelegenheit: Er sollte seine Frau Maureen (Penelope Wilton, "Downton Abbey") darüber in Kenntnis setzen, dass er etwas länger brauchen wird mit seinem Gang zum Postamt.

Die Frau erklärt Harold natürlich sofort für verrückt, als sie übers Telefon von seiner "unwahrscheinlichen Pilgerreise" erfährt ("Hast du etwa getrunken?!"), und irgendwie hat sie auch recht. Vor Harold liegen viele steinige lange Straßen, einige traurige und sehr nachdenkliche Momente und ein paar kalte Nächte unter freiem Himmel. Aber auch ein paar spannende Begegnungen. Und je weiter er läuft, desto mehr verselbstständigt sich die ganze Sache, bis irgendwann sogar die Medien über Harold Fry berichten. Wird er es schaffen? Und wenn ja, wird er sein Ziel noch rechtzeitig erreichen?

Harold Fry (Jim Broadbent) hat auf seiner "unwahrscheinlichen Pilgerreise" viele lange Straßen vor sich, aber auch einige spannende Begegnungen. (Bild: Constantin Film Verleih GmbH/David Gennard)
Harold Fry (Jim Broadbent) hat auf seiner "unwahrscheinlichen Pilgerreise" viele lange Straßen vor sich, aber auch einige spannende Begegnungen. (Bild: Constantin Film Verleih GmbH/David Gennard)

Five Nights at Freddy's

Ein merkwürdiger Riesenteddy mit leerem Blick, Fliege um den Hals und einem kleinen Zylinder auf den Kopf: Fast jeder, der sich regelmäßig im Internet bewegt, hat diese Figur schon einmal irgendwo gesehen. Was es damit auf sich hat, wissen aber in der Regel nur die Kids. "Five Nights at Freddy's" gehört zu den populärsten Computerspiel-Reihen der letzten zehn Jahre, ist inzwischen ein Stück Populärkultur. Jetzt sorgen der Freddy-Teddy und seine unheimlichen Animatronic-Kumpane auch auf der Kinoleinwand für Angst und Schrecken.

Im Kontrollraum läuft ein verrauschter alter Werbefilm, in die Kamera spricht eine freundlich lächelnde Frau mit Dauerwelle und Servicekraft-Uniform. "Willkommen bei Freddy Fazbear's, wo Fantasie und Spaß zum Leben erwachen!" Viel mehr als die Informationen aus diesem Video hat der neue Nachtwächter Mike (Josh Hutcherson, "Die Tribute von Panem") anfangs nicht. In den 80er-Jahren war Freddy Fazbear's mal eine beliebte Pizzeria, ein Spaß-Tempel mit fettigem Essen, Bällebad, Spielautomaten und lustigen Animatronic-Robotern (so wie der Freddy-Teddy). Der Laden hat schon vor vielen Jahren dicht gemacht, die Eigentümer wollen aber trotzdem, dass nachts noch jemand nach dem Rechten sieht.

Der Job klingt zu Beginn sehr simpel, aber über seine Monitore macht Mike schon bald seltsame Beobachtungen. Eine Polizistin klärt ihn schließlich darüber auf, warum das Restaurant seinerzeit geschlossen wurde: "In den 80-ern sind hier Kinder verschwunden. Die Polizei hat Freddy's von oben bis unten durchsucht. Sie haben sie nie gefunden."

2014 veröffentlichte der Programmierer Scott Cawthon den ersten Teil der "Five Nights at Freddy's"-Videospielreihe, unter jungen Daddel-Fans ist die Survival-Horror-Serie längst Kult. Die Grundidee, im Spiel wie nun auch auf der Leinwand: Nachtwache schieben ... und irgendwie überleben. Scott Cawthon war selbst an der Entwicklung des Film-Drehbuchs beteiligt, inszeniert wurde die Kino-Adaption von Emma Tammi. Wichtiger Hinweis für alle Eltern, deren Kinder demnächst nach Extra-Taschengeld fürs Kino fragen: "Five Nights at Freddy's" ist freigegeben ab 16 Jahren.

"Five Nights at Freddy's" basiert auf einer populären gleichnamigen Videospiel-Reihe. Die Rolle des Nachtwächters übernimmt im Kino Josh Hutcherson (Bild, "Die Tribute von Panem"). (Bild: 2023 Universal Studios)
"Five Nights at Freddy's" basiert auf einer populären gleichnamigen Videospiel-Reihe. Die Rolle des Nachtwächters übernimmt im Kino Josh Hutcherson (Bild, "Die Tribute von Panem"). (Bild: 2023 Universal Studios)