Es geht auch ohne Guirassy
Sein Ausfall tut dem VfB richtig weh! Den verletzungsbedingten Wechsel von Serhou Guirassy nach einer knappen halben Stunde im Spiel gegen Union Berlin verfolgten die Stuttgart-Fans mit bangen Blicken.
Der 27-Jährige, der mit 14 Treffern aus den ersten acht Spielen einen kaum zu überbietenden Bundesliga-Rekord aufgestellt hat, soll für ein paar Wochen ausfallen. Die Diagnose: „eine kleine Muskelverletzung im linken hinteren Oberschenkel“. Das teilten die Schwaben am Montag mit.
Auch auf der Pressekonferenz am Freitag konnte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nichts Genaueres sagen: „Es ist eine Verletzung, die ein paar Wochen dauern wird, ich kann Ihnen aber nicht sagen, ob‘s fünf Wochen sind oder drei“, sagte der 41-Jährige. Guirassy mache schon wieder einen guten Eindruck, es sei aber vom Heilungsprozess abhängig, wann er zurückkomme. Im besten Fall solle er aber noch Mitte November, vor der Länderspielpause, wieder auf dem Platz stehen.
VfB-Trainer Hoeneß: „Die Spielidee wird sich nicht verändern“
Reißt mit Guirassys Ausfall nicht nur dessen eigene Torserie, sondern auch die Erfolgsserie der Stuttgarter, die mit sieben Siegen aus acht Spielen auf Platz zwei in der Tabelle noch vor dem großen FC Bayern stehen? Schließlich war der guineisch-französische Mittelstürmer an 15 der 25 Treffer der Schwaben beteiligt (14 Tore sowie eine Vorlage).
Muss der VfB nun außerdem sein ganzes System umstellen - auf einen anderen Spielertyp in der Spitze? Hoeneß wollte vor den Pressevertretern zwar zunächst nicht konkret werden (“Natürlich werde ich mir nicht in die Karten schauen lassen“), gab kurz darauf aber doch eine Richtung vor Man müsse sich Gedanken machen, „wie sich unser Spiel verändert ohne Serhou, ob es da eine andere Balance gibt im letzten Drittel“, so der Coach.
Eine große Umstellung bedeute das aber nicht: „Die Spielidee, die grundsätzliche Idee, wird sich nicht verändern“, versicherte Hoeneß.
Um das umzusetzen, braucht der VfB-Trainer aber auch einen guten Guirassy-Ersatz. Und den hat er auch. „Die naheliegendste Lösung ist Deniz Undav, da brauche ich jetzt auch nicht groß drumherum reden“, gab Hoeneß am Tag vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub Hoffenheim zu.
Mit Woo-Yeong Jeong, Jamie Leweling, Jovan Milosevic, Thomas Kastanaras und Silas Katompa Mvumpa gäbe es aber auch weitere Alternativen. Doch alles spricht für Undav.
Undav statistisch gesehen effizienter als Guirassy
Statistisch gesehen ist der 27-Jährige an Effizienz kaum zu überbieten. In fünf Ligaspielen, in denen er als Joker eingewechselt wurde, traf er drei Mal. Durchschnittlich braucht er nur 45 Minuten für einen Torerfolg. Selbst Guirassy braucht dafür im Durchschnitt 48 Minuten.
Hoeneß erklärt, Undav habe gezeigt, „dass er torgefährlich sein kann. Das hat er im Übrigen wirklich bei jeder Station gezeigt. Und deswegen ist er die naheliegendste Option.“
Tatsächlich hat Undav, der im niedersächsischen Achim geboren wurde, bereits eine beeindruckende Laufbahn vorzuweisen. In der Saison 2021/22 wurde er in der ersten belgischen Liga Torschützenkönig mit 25 Treffern, steuerte außerdem zehn Vorlagen bei. Im Jahr darauf bewies er bei Brighton & Hove Albion, dass er auch in der englischen Premier League auf aller höchstem Niveau bestehen kann. In insgesamt 30 Pflichtspielen, in denen er meist von der Bank kam, erzielte er acht Treffer.
Beim VfB wollte der von Brighton ausgeliehene Spieler direkt zu Saisonbeginn zeigen, was er kann. „Sebastian Hoeneß hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben“, sagte Undav über die Gründe für seine Entscheidung für den VfB im vereinseigenen Stadionmagazin stadion aktuell. Doch ein Außenbandteilriss stoppte ihn. Er fiel einen Monat aus. Doch er kam nach seiner Verletzung stark zurück, zeigte mit seinen drei Treffern direkt, dass Hoeneß auf ihn zählen kann.
Seine Rolle als Joker interpretierte Undav nach eigener Aussage so: „Ruhe auszustrahlen, die Mannschaft zu entlasten, ihr zu helfen, sie zu pushen, und wenn wir ein Tor brauchen, schnellstmöglich ins Spiel zu finden. Man muss immer bereit sein.“
Der VfB muss auf lange Sicht ohne Guirassy auskommen
Wenn der VfB am Samstag zuhause auf die auswärtsstarke TSG trifft (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER), ist es sehr wahrscheinlich, dass Undav beweisen muss, wie bereit er ist, wenn er von Anfang an aufläuft.
Für die Stuttgarter ist es bereits ein guter Test. Ohnehin müssen sie sich darauf einstellen, ohne Guirassy auszukommen. Kurzfristig, weil der Nationalspieler Guineas nach der Winterpause für einige Spiele ausfallen wird, weil er am Afrika-Cup teilnimmt. Langfristig, da seine Leistungs-Explosion Begehrlichkeiten größerer internationaler Klubs geweckt hat - und ein Abgang spätestens im Sommer als sehr wahrscheinlich gilt.